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Genderfood: Der (Un)Sinn von Männer-Müsli und Frauen-Smoothies

  • Veröffentlicht: 27.05.2020
  • 09:45 Uhr
  • Alena Brandt
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© Getty Images

Maßgeschneiderte Lebensmittel für sie und ihn sind die neue Trendkost. Aber ist die wirklich gesünder - oder steckt dahinter nur ein Marketing-Gag? Ein Sportarzt und eine Werbe-Psychologin klären auf.

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Das Wichtigste zum Thema Genderfood

  • Ciao, Slowfood und Superfood. Hallo, Genderfood! Lebensmittel speziell für Männer und Frauen sind im Trend. Im Gender-Kontext fallen auch immer wieder Schlagwörter wie Queer oder LGBT.

  • Produkte für Frauen bewerben oft Schönheit und Wohlbefinden, solche für Männer Kraft und Wettkampf. Das zeigen Untersuchungen der Uni Regensburg.

  • Da gibt es etwa den herben Tee für echte Kerle mit Ginseng und Chili - und den lieblichen für Frauen mit Kräutern zur Entspannung.

  • Typisch: Männer-Müsli mit Nüssen und hohem Energiegehalt. Frauen-Smoothie mit Leinsamen für den Zink-Haushalt.

  • Männer und Frauen haben aufgrund ihrer Physiologie einen unterschiedlichen Energie-Bedarf. Kurz gesagt: Mann braucht mehr.

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Brauchen wir eine auf das Geschlecht abgestimmte Ernährung? Sportmediziner Dr. Matthias Marquardt sagt es uns

💬 Genderfood ist vor allem wichtig für Hersteller von Nahrungsmitteln - um den Absatz zu steigern. Für die Gesundheit spielt es keine Rolle.

💬 Beim Bedarf an Mikronährstoffen wie Vitamin C und Zink gibt es zwischen den Geschlechtern keine wesentlichen Unterschiede, die über kleine Anpassungen aufgrund eines unterschiedlichen Energieumsatzes hinausgehen. Oft hört man, dass Männer mehr Zink ausschwitzen. Meines Wissens kann das keine größere Studie bestätigen.

💬 Tatsächlich haben Männer aber einen höheren Energiebedarf und benötigen etwa 300 bis 500 Kilo-Kalorien pro Tag mehr als Frauen. Das heißt: Sie müssen mehr essen. Warum? Weil sie durchschnittlich größer sind als Frauen und mehr Muskeln haben.

💬 Bei Frauen ist Eisenmangel ein riesen Thema. Das lässt sich biologisch durch die Regelblutung erklären. Ich biete regelmäßig Eisen-Sprechstunden an. Jede 10. Frau ist betroffen, jede 5. mit verstärkter Regelblutung. Das ist eine sehr hohe Quote.

💬 Ein Frauen-Smoothie hilft da kaum. Öfter mal ein blutiges Steak füllt schon eher die Eisenreserven auf.

💬 Beim Alkohol gibt es große Unterschiede zwischen Mann und Frau. Frauen vertragen nur etwa die Hälfte. Sie verstoffwechseln Wein, Bier & Co. schlechter, da die Leber weniger alkoholabbauende Enzyme herstellt.

💬 Dr. Matthias Marquardt aus Langenhagen ist Sportarzt, Check-up-Mediziner und Ernährungsexperte

So unterschiedlich essen und trinken Männer und Frauen (laut Nationaler Verzehrsstudie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V.)

🍖 Männer verputzen fast doppelt so viel Fleisch- und Wurstwaren pro Tag - rund 156 Gramm. Bei Frauen sind es nur 84 Gramm.

🥤 Männer trinken etwa doppelt so viel Limonade wie Frauen.

🍺 Beim Bier ist der Unterschied noch deutlicher: Männer trinken 6mal so viel Bier wie Frauen.

🧀 Cheese! Beim Käse- und Quark-Konsum gibt es keine geschlechter-pezifischen Unterschiede.

🍏 Frauen essen rund ein Drittel mehr Obst und Gemüse pro Tag als Männer.

🥛 Am Milchbubi scheint was dran zu sein! Männer trinken mehr Milch, Frauen verzehren mehr Joghurt, Buttermilch, Molke und Kefir.

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#ichkaufdasnicht und Shitstorm wegen Frauen-Chips

Ein amerikanischer Hersteller wollte Frauen-Chips auf den Markt bringen. Die Idee: Frauen möchten Chips unauffälliger essen und sich nicht die Finger abschlecken. Also wurden Chips entwickelt, die nicht knacken. Doch das löste keine Begeisterung aus - sondern einen Shitstorm. Viele Frauen und Transgender-Personen fühlten sich diskriminiert und machten ihrem Ärger in den sozialen Medien Luft. In Deutschland startete eine Journalistin die Kampagne #ichkaufdasnicht, die Bilder von diskriminierenden Produkten sammelt - darunter auch geschlechtsspezifische Nahrungsmittel.

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Wie beeinflusst uns Gender-Marketing? Das untersucht eine Werbepsychologin

"Werbung versucht oft, Kunden geschlechterspezifisch von Produkten zu überzeugen", erzählt Werbepsychologin Prof. Dr. Kathrin Schütz von der Hochschule Fresenius. Sie fand in einer Studie heraus: Cola light kommt besser bei Frauen an - da sie beispielsweise durch Wort- und Farbwahl in der Werbung eher angesprochen werden.

Der Klassiker für frauenspezifische Produkte: Sie versprechen Schönheit und einen schlanken Körper. Dahinter steckt ein evolutionsbiologischer Ansatz in der Werbepsychologie. "Männer sollen stark und erfolgreich sein, damit die Versorgung des Nachwuchses gesichert ist. Frauen sollen nur schön sein, um an die Männer zu kommen. Das hat sich über Generationen in den Köpfen festgesetzt", erklärt Kathrin Schütz.

Die Werbung unterstützt diese Bilder: Sie zeigt Männer mit teuren Uhren und Autos als Status-Symbol und Frauen, die dem Schönheits-Ideal entsprechen. So wirken die Vorstellungen bis heute. Die Folge zeigt sich auf den Tellern: Männer essen mehr Fleisch, Frauen mehr Obst und Gemüse.

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