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Vegane Milch aus dem Labor: Was bringt die Kuhmilch ohne Kuh?

  • Veröffentlicht: 20.04.2022
  • 14:45 Uhr
  • Bianca Leppert

Vegane Milch aus Hafer, Erbsen, Soja und Co. ist längst etabliert. Sie schmeckt aber meist nicht wie echte Kuhmilch. Das soll sich ändern - denn bald soll es auch künstliche Milch aus dem Labor geben. Im Clip: Joghurt aus Lupinen.

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Vegane Milch: Die wichtigsten Fakten

  • Die Deutschen lieben Milch. Der Pro-Kopf-Verbrauch lag 2021 bei rund 45 kg. Allerdings geht der Konsum eher zurück.

  • Dafür steigt die Zahl von veganen Kuhmilch-Alternativen wie Pflanzenmilch. Der Milchersatz aus Soja, Mandeln, Hafer, Erbsen und Co. schmeckt jedoch nicht jedem.

  • Deshalb wollen mehrere Start-ups wie Remilk, Perfect Day oder das deutsche Unternehmen Formo den speziellen Geschmack von Kuhmilch durch die Produktion im Labor nachbilden.

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Milch aus dem Labor: Was bringt das?

🌱 Milch ohne Kuh-Haltung trägt zum Klimaschutz bei. Der Anteil der Tierwirtschaft an den weltweiten Treibhausgasen wird auf bis zu 20 Prozent beziffert. Das ist mehr als im gesamten Verkehrssektor.

🥛 Die Labor-Milch soll eine Geschmacks-Verbesserung gegenüber pflanzlichem Milchersatz bieten.

🧪 Zudem ist sie für Allergiker:innen geeignet, weil weder Laktose noch Cholesterin oder Hormone und Antibiotika enthalten sind.

Kuhmilch und Klimawandel: Darum braucht es Ersatz

Die Massenproduktion von Milch verschärft den Klimawandel und trägt maßgeblich dazu bei. Zum einen weil Ackerflächen für den Futteranbau genutzt werden, zum anderen weil Kühe mit dem Ausstoß von Methan ein noch schädlicheres Gas als CO2 freisetzen.

Zum Vergleich: Laut dem Institut für Energie- und Umweltforschung ist die Klimabilanz von Kuhmilch (Bio-Vollmilch) mit 1,7 kg CO₂-Äquivalente pro kg Lebensmittel deutlich schlechter als die von pflanzlicher Milch. Beispielsweise haben Sojamilch mit 0,4 kg sowie Hafer- und Mandelmilch mit 0,3 kg CO₂-Äquivalente pro kg einen deutlich kleineren ökologischen Fußabdruck. Auch Kuhmilchprodukte wie Käse oder Sahne schneiden eher schlecht ab. Während Bio-Sahne auf 5,3 kg kommt, kommt Sahne-Ersatz auf Hafer-Basis auf 0,6 kg. 

Die schlechteste Klimabilanz hat übrigens Bio-Butter mit 11,5 kg CO₂-Äquivalente pro kg Lebensmittel.

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Milchersatz ohne Kuh: So funktioniert es

Fleisch im Labor herzustellen, klingt komplex. Die Herstellung von Milch ist es ebenfalls. Denn sie setzt sich aus vielen Bestandteilen zusammen. Hauptsächlich aus Eiweiß, Fett, Wasser und Kohlenhydraten. Daneben enthält sie Mineralstoffe und Vitamine und viele weitere Substanzen. Alles, was ein junges Kalb zur Versorgung braucht.

Für die Milch-Produktion sind vor allem das Milcheiweiß Casein und Molkenprotein erforderlich. Die kommen in Pflanzen nicht vor, weshalb man es nachbauen muss. Das gelingt etwa mit der Präzisions-Fermentation. Dabei werden Hefezellen mit einer kopierten Kuh-DNA genetisch so verändert, dass sie Milcheiweiß produzieren können. Dieses wird nach dem Fermentations-Prozess von der Hefe getrennt, wodurch nur das Eiweiß und keine genetisch veränderten Inhalte in die zellbasierte Milch wandern.

Die Methode ist nicht neu. Schon 1982 wurde so gentechnisch produziertes Human-Insulin hergestellt. Auch verschiedene Antikrebsmittel und andere Medikamente sowie Vitamine beruhen auf diesem Prozess. Deshalb gilt das Verfahren bei Expert:innen als geeignet für die Produktion der Milchproteine.

Kuhfreie Milch: Diese Start-ups sind dabei

  • Perfect Day: Das Unternehmen hat angekündigt, in den USA mit der Marke Betterland im Frühjahr 2022 einen Milchersatz auf den Markt zu bringen.

  • Formo: Das Berliner Start-up hieß früher Legendairy Foods und arbeitet vor allem an der Herstellung von kuhfreiem Käse.

  • Remilk: Ein israelisches Unternehmen, das von der deutschen Milchmarke Hochland unterstützt wird.

  • Better Dairy: Das Start-up sitzt in London und nutzt mit der Präzisions-Fermentation eine Methode, um kuhfreie Milch, Käse, Joghurt und Eis herzustellen. Es gibt bereits erste Prototypen.

  • New Culture: Diese Firma stammt aus Neuseeland und arbeitet momentan an der Herstellung eines Mozzarella-Käses ohne tierische Bestandteile.

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Milch aus dem Labor: Hat das Zukunft?

Eine Umfrage von Formo und der University of Bath unter 5.054 Menschen aus Brasilien, Deutschland, Indien, Großbritannien und den USA ergab, dass 79 Prozent der Verbraucher:innen bereit wären, einen durch Präzisions-Fermentation hergestellten Käse zu probieren. 71 Prozent sind offen dafür, mehr Geld zu bezahlen.

Während in den USA schon bald die Betterland-Milch zu kaufen sein wird, soll auch die Milch von Remilk in den nächsten Monaten im Handel erhältlich sein. Für einige Expert:innen gilt die zellbasierte Herstellung von Lebensmitteln – also die Produktion aus Zellkulturen statt aus Tieren – als großer Markt für die Zukunft.

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