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Corona im Klo: Wird unser Abwasser zum neuen Frühwarnsystem?

  • Veröffentlicht: 08.02.2022
  • 12:10 Uhr
  • Galileo

Der Vorschlag einer britischen Forscherin, Abwasser als Frühwarnsystem für das SARS-CoV-2-Virus zu nutzen, klingt vielleicht erst skurril. Doch möglicherweise ist der Check sogar effektiver als Massentests. So funktioniert die Analyse. Im Clip: Warum das Abwasser in der Schweiz Millionen wert ist.

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Das Wichtigste zum Thema Corona im Abwasser

  • Die britische Forscherin Prof. Dr. Mariachiara di Cesare rät, flächendeckend das Abwasser auf eine Belastung mit dem SARS-CoV-2-Virus zu untersuchen.

  • Das Ziel: Hot Spots des Corona-Virus ausfindig zu machen.

  • Das könnte langfristig Test-Kapazitäten einsparen, etwa durch prophylaktische Massentestungen, wie sie derzeit noch in Schulen durchgeführt werden. Eventuell könnten betroffene Einrichtungen auf diese Weise sogar schneller identifiziert werden.

  • Erste Bundesländer verfolgen diesen Ansatz bereits, zum Beispiel Berlin und Hessen.

  • Welche Vorteile der Kloaken-Check hat und wann er an seine Grenzen stößt, erfährst du hier.

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Abwasser als Frühwarnsystem: Das sagt ein Virologe dazu

Wasser aus Toilettenspülungen auf Krankheitserreger zu untersuchen, ist keine neue Idee. Das weiß Prof. Dr. Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Essen. "In Ländern wie Israel wird das Abwasser seit vielen Jahren auf Krankheitserreger untersucht. Zum Beispiel auf Polio-Viren, da dort viele Menschen nicht mehr ausreichend gegen die Erkrankung geschützt sind", erklärt Dittmer.

Den Vorschlag, überall in Deutschland das Abwasser auf Corona-Viren zu untersuchen, findet der Virologe sehr gut: "Aus meiner Sicht ist dies eine interessante Möglichkeit und effektive Zukunftstechnologie, um sich einen Überblick über das Infektionsgeschehen zu verschaffen. Mit meinem Kollegen Prof. Dr. Folker Meyer und einem großen Team forschen wir bereits an der Universität Essen dazu."

Auch in einigen anderen Bundesländern wie in Hessen und Berlin werden bereits Corona-Proben aus dem Abwasser entnommen und untersucht.

So funktioniert Abwasser als Corona-Frühwarnsystem

🏙 An zentralen Knotenpunkten in Städten werden Proben entnommen und untersucht.

🚽 Dafür werden die bestehenden Abwasser-Systeme benutzt.

🔬 Findet man im Abwasser Erbgut vom Virus, wird es immer weiter bis zum nächsten kleineren Entnahmepunkt nachverfolgt.

🏭 Rückverfolgt werden die Viren natürlich nicht in einzelne Privathäuser, sondern in betroffene öffentliche Gebäude wie Fabriken und Schulen.

🦠 Dort könnten dann alle Personen per Schnelltest auf eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus untersucht werden, die sich dort aufhalten.

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Erklärvideos zu Corona

Das Corona-Virus und seine Verwandten: So wirken Viren im Körper

Corona, Grippe, Windpocken und Co.: Viren sind raffinierte Gegner für unseren Körper und das, obwohl sie gar keine Lebewesen sind. Sie vermehren sich auf eine andere, teuflische Weise.

  • Video
  • 01:57 Min
  • Ab 12

Die Grenzen der Abwasser-Analyse als Corona-Frühwarnsystem

Der Check des Abwassers hat aber auch seine Grenzen und funktioniert nur, wenn folgende Kriterien erfüllt sind.

  1. Erbgut von Viren und Bakterien müssen mit Urin oder Stuhl ausgeschieden werden. Das trifft beim Corona-Virus zu, aber nicht alle Krankheitserreger befinden sich auch im Abwasser.
  2. Die infizierten Personen sind in dem Gebäude auf die Toilette gegangen.
  3. Die betroffenen Menschen müssen informiert werden können. Das ist nur so lange möglich, wie die Maßnahme der Kontaktverfolgung besteht.

Derzeit können schon qualifizierende Erkenntnisse gewonnen werden, also zum Beispiel was für ein Virus im Wasser ist. Es fehlen jedoch (noch) die Möglichkeiten der Sequenzierung und Quantifizierung, sprich: Welche Variante schwimmt dort herum und wie viel davon?

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Kann ich mich übers Trinkwasser mit Corona infizieren?

Nach einer aufwendigen Reinigung in den Klärwerken wird unser Abwasser in Gewässer geleitet und so wieder in den natürlichen Wasserkreislauf eingespeist. Besteht also die Gefahr, dass infektiöse Corona-Viren auf diesem Weg wieder ins Trinkwasser gelangen?

Dazu sagt Prof. Dr. Dittmer ganz klar: "Nein, die Wahrscheinlichkeit liegt bei 0 Prozent. Trinkwasser wird sehr gewissenhaft aufbereitet und kontrolliert. Bevor wir es trinken, wird es unter anderem mit UV-Strahlen desinfiziert. Diese Bestrahlung tötet alle bekannten Krankheitserreger ab."

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