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Krätze erkennen: Wie sich die Hautkrankheit ausbreitet und was du tun kannst

  • Veröffentlicht: 17.08.2023
  • 08:45 Uhr
  • Julia Wolfer

Die Krätze breitet sich wieder in Deutschland aus. Was es mit der juckenden Hautkrankheit, die von Milben verursacht wird, auf sich hat, wie du sie erkennst und wieder loswirst, das erfährst du hier.

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Das Wichtigste zum Thema Krätze

  • Krätze wird auch Skabies genannt und ist eine Hauterkrankung, die von parasitären Milben verursacht wird.

  • Die Milben lösen einen stark juckenden Hautausschlag mit Pusteln und roten Bläschen aus. Rein äußerlich ist Krätze schwer von anderen Hauterkrankungen zu unterscheiden.

  • Die Erkrankung ist weltweit verbreitet. Es kann Menschen jedes Alters betreffen und hat nicht unbedingt mit mangelnder Körperhygiene zu tun.

  • In Deutschland hat sich die Krätze in den vergangenen Jahren stärker ausgebreitet. Besonders bei jungen Menschen haben Fälle von Skabies zugenommen.

  • Es gibt mehrere wirksame Medikamente, mit denen Krätze sehr gut behandelt werden kann. Mit Hausmitteln kommt man der Erkrankung allerdings nicht bei.

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Was ist Krätze?

Krätze, auch Skabies genannt, ist eine parasitäre Hautkrankheit, die von der Krätzmilbe Sarcoptes scabiei var. hominis hervorgerufen wird. Die Milben sind nur einen halben Millimeter groß, aber sehr gefräßig: Sie ernähren sich von Zell- und Lymphflüssigkeit des Menschen. Um an ihre Nahrung zu gelangen, befallen sie Hautareale mit dünner Hornschicht, wie zum Beispiel die Zwischenräume von Fingern und Zehen, Handgelenke und Knöchel, Achseln, Brustwarzen und Genitalien. Bei Säuglingen und Kleinkindern können auch Kopf und Gesicht betroffen sein.

Nach der Paarung dringt die weibliche Krätzmilbe in die oberste Hautschicht ein und gräbt tunnelförmige Gänge in der Haut. Dort legt sie ihre Eier ab, aus denen nach zwei bis sechs Tagen Larven schlüpfen. Nach zwei bis drei Wochen entwickeln sich die Larven an der Hautoberfläche zu geschlechtsreifen Milben.

Fotos von Krätze: So sieht Skabies aus

Krätzmilben sind nur einen halben Millimeter groß und mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Die Parasiten gehören wie auch Zecken zu den Spinnentieren.
Krätzmilben sind nur einen halben Millimeter groß und mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Die Parasiten gehören wie auch Zecken zu den Spinnentieren. © Imago / Ardea
Ein Krätzmilben-Befall äußert sich durch rote Pusteln und Bläschen auf der Haut. Besonders betroffen sind Körperstellen mit dünner Hornschicht, zum Beispiel Arm- und Fußknöchel.
Ein Krätzmilben-Befall äußert sich durch rote Pusteln und Bläschen auf der Haut. Besonders betroffen sind Körperstellen mit dünner Hornschicht, zum Beispiel Arm- und Fußknöchel.© Imago Images / Pond5 Images
Auch zwischen den Fingern oder Zehen tritt Krätze sehr häufig auf. Von anderen Hauterkrankungen wie allergischen Reaktionen ist Skabies auf den ersten Blick oftmals schwer zu unterscheiden.
Auch zwischen den Fingern oder Zehen tritt Krätze sehr häufig auf. Von anderen Hauterkrankungen wie allergischen Reaktionen ist Skabies auf den ersten Blick oftmals schwer zu unterscheiden.© picture-alliance / OKAPIA KG, Germany | Neufried
Der Juckreiz ist häufig so stark, dass sich die Betroffenen blutig kratzen. Das erhöht das Infektionsrisiko enorm.
Der Juckreiz ist häufig so stark, dass sich die Betroffenen blutig kratzen. Das erhöht das Infektionsrisiko enorm.© Imago Images / IP3press
Weibliche Krätzmilben bohren Tunnel in die Haut, um dort Eier und Kot abzulegen. Das verursacht bei den Betroffenen starken Juckreiz. (Im Bild: Querschnitt einer befallenen Gewebeprobe unter dem Mikroskop)
Weibliche Krätzmilben bohren Tunnel in die Haut, um dort Eier und Kot abzulegen. Das verursacht bei den Betroffenen starken Juckreiz. (Im Bild: Querschnitt einer befallenen Gewebeprobe unter dem Mikroskop)© Imago Stock / Panthermedia
Ein intaktes Immunsystem kann den Befall in Schach halten. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann sich die Erkrankung über weite Teile des Körpers ausbreiten.
Ein intaktes Immunsystem kann den Befall in Schach halten. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann sich die Erkrankung über weite Teile des Körpers ausbreiten. © picture alliance / dpa | Daniel Naupold
Auch Tiere können an Krätze erkranken. Bei Hunden und Katzen nennt man die Erkrankung Räude. Sie wird allerdings von einer anderen Milbenart verursacht als Krätze beim Menschen. Eine Übertragung von Hund zu Mensch ist zwar möglich, doch meist sterben die Milben dann schnell ab.
Auch Tiere können an Krätze erkranken. Bei Hunden und Katzen nennt man die Erkrankung Räude. Sie wird allerdings von einer anderen Milbenart verursacht als Krätze beim Menschen. Eine Übertragung von Hund zu Mensch ist zwar möglich, doch meist sterben die Milben dann schnell ab.© Imago Images / Wirestock
Krätzmilben sind nur einen halben Millimeter groß und mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Die Parasiten gehören wie auch Zecken zu den Spinnentieren.
Ein Krätzmilben-Befall äußert sich durch rote Pusteln und Bläschen auf der Haut. Besonders betroffen sind Körperstellen mit dünner Hornschicht, zum Beispiel Arm- und Fußknöchel.
Auch zwischen den Fingern oder Zehen tritt Krätze sehr häufig auf. Von anderen Hauterkrankungen wie allergischen Reaktionen ist Skabies auf den ersten Blick oftmals schwer zu unterscheiden.
Der Juckreiz ist häufig so stark, dass sich die Betroffenen blutig kratzen. Das erhöht das Infektionsrisiko enorm.
Weibliche Krätzmilben bohren Tunnel in die Haut, um dort Eier und Kot abzulegen. Das verursacht bei den Betroffenen starken Juckreiz. (Im Bild: Querschnitt einer befallenen Gewebeprobe unter dem Mikroskop)
Ein intaktes Immunsystem kann den Befall in Schach halten. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann sich die Erkrankung über weite Teile des Körpers ausbreiten.
Auch Tiere können an Krätze erkranken. Bei Hunden und Katzen nennt man die Erkrankung Räude. Sie wird allerdings von einer anderen Milbenart verursacht als Krätze beim Menschen. Eine Übertragung von Hund zu Mensch ist zwar möglich, doch meist sterben die Milben dann schnell ab.
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Symptome: Wie erkenne ich, dass ich Krätze habe?

Symptome von Krätze oder Skabies treten meist vier bis sechs Wochen nach dem Befall auf. Verursacht werden sie durch die Reaktion des Immunsystems auf Eier und Ausscheidungen der Milben in der Haut. Die Symptome entstehen in der Regel also erst, nachdem sich die Milben auf dem Wirt fortpflanzen. Eine Ansteckung ist allerdings schon vor Auftreten der ersten Symptome möglich.

Typische Krankheitszeichen für Skabies sind:

  • Brennen der Haut,
  • Juckreiz, der insbesondere in der Nacht stark ausgeprägt ist,
  • stecknadelgroße Bläschen,
  • gerötete Knötchen oder Pusteln,
  • unregelmäßig gewundene, wenige Millimeter lange Milbengänge unter der Haut.

Bei intaktem Immunsystem und guten hygienischen Bedingungen hält die Immunreaktion des Körpers die Milbenzahl auf niedrigem Niveau. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann sich eine Scabies crustosa entwickeln, bei der Tausende bis Millionen von Milben große Teile des Körpers befallen können.

Häufig wird Krätze mit anderen Hauterkrankungen, wie zum Beispiel allergischen Reaktionen verwechselt. Auch Ärzt:innen tun sich bei der richtigen Diagnose oft schwer. Falsch oder unbehandelt können sich die Milben aber weiter vermehren und auf andere Menschen übertragen werden.

Kann Skabies behandelt und geheilt werden?

  • Skabies ist heilbar und lässt sich bei entsprechender Therapie sehr gut behandeln. Ziel der Behandlung ist, die Milben, Larven und Eier abzutöten.

  • Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft empfiehlt Cremes mit dem Wirkstoff Permethrin zur äußerlichen Anwendung als Mittel der ersten Wahl. Es wird auch zur Behandlung bei Läusen eingesetzt und ist verschreibungspflichtig in Apotheken erhältlich.

  • Auch die Wirkstoffe Crotamiton oder Benzylbenzoat werden zur äußerlichen Behandlung gegen Krätzmilben eingesetzt. In Deutschland sind mehrere Mittel dafür zugelassen und ohne Rezept in Apotheken erhältlich.

  • Seit 2016 sind Tabletten zur Behandlung von Krätze zugelassen. Sie enthalten den Wirkstoff Ivermectin und sind rezeptpflichtig. Bereits eine einmalige Einnahme reicht in der Regel aus, um sämtliche Milben abzutöten.

  • Gegen den starken Juckreiz helfen Cremes mit Kortison. Salben, die mehr als 0,5 Prozent Kortison enthalten, sind in Deutschland verschreibungspflichtig.

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Ansteckung: Wie bekomme ich die Krätze?

🌍 Skabies kommt weltweit vor. Sie kann Personen jeden Alters betreffen und hat nicht unbedingt etwas mit mangelnder Körperhygiene zu tun.

🤗 Krätze wird hauptsächlich durch intensiven Haut-zu-Haut-Kontakt übertragen. Die meisten Menschen stecken sich bei engen Kontaktpersonen innerhalb der Familie, im Freundeskreis oder bei Sexualpartnern an.

🏥 Auch Pfleger:innen und Betreuende in Gemeinschaftseinrichtungen wie Pflege- und Altenheimen, Kindergärten oder Obdachlosen-Einrichtungen haben ein höheres Risiko, sich mit Krätze anzustecken.

🕓 Für die Übertragung reicht theoretisch schon eine einzige begattete Milbe aus. Allerdings muss der Hautkontakt für mindestens fünf bis zehn Minuten bestehen, da sich die Milben sehr langsam fortbewegen. Händeschütteln oder eine kurze Umarmung reichen für eine Ansteckung meist nicht aus.

👕 Theoretisch ist eine Ansteckung über kontaminierte Textilien wie Kleidung oder Bettwäsche möglich. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts nimmt die Infektiosität außerhalb der Haut aber rasch ab (innerhalb von 48 Stunden), weshalb dieser Übertragungsweg als selten gilt.

⚠️ Bei Scabies crustosa, einem besonders starken Befall, ist das Ansteckungsrisiko höher. Schon eine befallene Hautschuppe kann für eine Übertragung ausreichen. Daher gelten hier strengere Hygienemaßnahmen als bei einem milden Befall.

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Breitet sich Krätze in Deutschland aus?

Im Jahr 2018 wurde bei rund 380.000 Patienten in Deutschland Krätze diagnostiziert. Das ergab eine Auswertung von Abrechnungsdaten niedergelassener Ärzte durch das Robert-Koch-Institut. Die Inzidenz liegt demnach bei 525 Diagnosen auf 100.000 Einwohner pro Jahr. Da keine umfassende Meldepflicht für Skabies besteht, gibt es keine genauen Zahlen - die Dunkelziffer ist womöglich höher.

Die Auswertung des RKI ergab auch, dass die Krätze-Diagnosen 2018 im Vergleich zu 2009 um den Faktor neun zugenommen haben. Besonders stark war der Anstieg demnach unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Was tun, wenn ich Krätze habe?

  • Für Skabies gibt es in Deutschland keine umfassende Meldepflicht. Wenn allerdings in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten, Pflegeheimen oder Obdachlosenunterkünfte betroffen sind, muss das dem Gesundheitsamt gemeldet werden.

  • Bei einem Verdacht auf Krätze solltest du unbedingt eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Allein mit Hausmitteln wirst du die Erkrankung nicht los.

  • Hausmittel wie Teebaumöl oder Umschläge mit Kamillentee können allerdings helfen, den Juckreiz zu lindern.

  • Kleidung und Bettwäsche solltest du täglich wechseln und bei mindestens 60 Grad waschen.

  • Auch Handtücher solltest du nach einmaligem Gebrauch in die Waschmaschine werfen.

  • Nicht waschbare Dinge kannst du luftdicht verpackt für 72 Stunden bei mindestens 21 Grad lagern. Bei geringer Luftfeuchtigkeit, zum Beispiel direkt vor einem Heizkörper, reichen schon 48 Stunden aus.

  • Kontaminierte Gegenstände kannst du auch für zwei Stunden bei minus 25 Grad einfrieren. Allerdings kühlen die meisten handelsüblichen Gefriergeräte nur bis minus 18 Grad.

  • Polstermöbel oder Kissen kannst du mit einem starken Staubsauger absaugen. Filter und Beutel des Staubsaugers danach unbedingt entsorgen.

Häufige Fragen zur Krätze

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