
mRNA-Impfstoffe gegen Krebs: Gibt es bald eine rettende Impfung?
Das Wichtigste zum Thema mRNA-Impfstoffe gegen Krebs
Die mRNA-Technik hat sich während der Pandemie als wichtiges Mittel bewährt. Ursprünglich stammt dieser Ansatz aber aus einem anderen Medizin-Bereich: der Krebs-Forschung.
Seit knapp 30 Jahren beschäftigen sich Forschende mit der messenger-RNA - kurz mRNA, um damit Krebs-Zellen zu bekämpfen.
Dabei gibt es aktuell mehrere, vielversprechende Ansätze. Eine neue Behandlungs-Methode, die mRNA-Impfstoff und eine Immuntherapie namens CAR-T-Zellen kombiniert, zeigt in einer klinisches Studie erste Ergebnisse.
Das Biotechnologie-Unternehmen BioNTech verkündete jüngst, dass 2030 eine Impfung gegen Krebs möglich sein könnte.
Wie die Corona-Pandemie und die Krebs-Forschung voneinander profitiert haben, erklären wir dir weiter unten.
Funktionsweise der mRNA-Impfung gegen Krebs
Wie funktioniert die mRNA-Technologie?
Im Dezember 2020, knapp zehn Monate nach Beginn der Corona-Pandemie, präsentierten die Biotechnologie-Unternehmen BioNTech und Pfizer den ersten Corona-Impfstoff - auf mRNA-Basis. Dieser schnellen Entwicklung gehen aber knapp 30 Jahre alter Forschung voraus.
Schon Ende der 80er-Jahre spielten Wissenschaftler:innen mit der Vision eines mRNA-Impfstoffes. Messenger-Ribonukleinsäuren - kurz mRNA - spielen für die Produktion von Eiweißen eine wichtige Rolle. Damit der Körper die Baupläne der Proteine aus der DNA herauslesen kann, fertigt er eine "Abschrift" des Gens an - in Form von einsträngiger mRNA.
Die Wissenschaft hat sich diese "Boten-Funktion" der mRNA zunutze gemacht: Mit Hilfe von mRNA-Impfstoffen ist es möglich, menschlichen Zellen den genetischen Bauplan für bestimmte Eiweiße zu injizieren. Daraufhin kann der Körper spezielle Antikörper produzieren und Erreger bekämpfen.
Was sich bei den Corona-Impfstoffen als Erfolg bestätigte, war ursprünglich für den Kampf gegen Krebs gedacht. Die mRNA-Technologie macht auch im Bereich der Krebs-Immuntherapie immer größere Fortschritte.
mRNA in der Krebs-Forschung: Maßgeschneiderte Immun-Therapie
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Im Gegensatz zu einem Virus ist die Bekämpfung von Krebs noch komplizierter. Denn eine Krebs-Impfung muss körpereigene Strukturen angreifen, anstatt einen Erreger von außen abzuwehren.
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Bei allen Patient:innen sind die Krebs-Zellen außerdem unterschiedlich - um diese zu bekämpfen, braucht es also individuelle Behandlungen. Weltweit forschen Mediziner:innen deshalb aktuell daran, maßgeschneiderte Therapien zu entwickeln.
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Dazu analysieren die Forschenden Krebs-Zellen von einzelnen Erkrankten. Gelingt dem Team die Entschlüsselung der kranken Zellen, können sie die Informationen aus den Tumor-Zellen in die mRNA als Bauplan einfügen.
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Kleine Eiweiß-Bauteile der Krebs-Zellen können so künstlich hergestellt und verimpft werden. Gelingt dieser Schritt, erkennt der Körper die Tumor-Zellen als fremd und stellt daraufhin eigene Krebs-Proteine her, die als Erkennungs-Merkmal gelten.
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Das Immunsystem bekommt dadurch das Signal, welche Zellen gut und welche schlecht sind - und kann die Krebs-Zellen entsprechend bekämpfen.
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Das bedeutet aber gleichzeitig, dass eine Impfung gegen Krebs erst möglich ist, wenn die Krankheit bereits ausgebrochen ist - im Gegensatz zu präventiven Impfungen wie beispielsweise gegen Corona.
T-Zellen und mRNA-Impfstoff gegen Krebs: Studie verzeichnet erste Erfolge
Allein das Biotech-Unternehmen BioNTech ist aktuell an mehreren Forschung-Ansätzen, die mRNA-Technik gegen Krebs einzusetzen, beteiligt.
Dass eine dieser Bekämpfungs-Methoden auch der Einsatz von modifizierten T-Zellen sein kann, hat die CAR-T-Zellen-Immuntherapie bereits beim Kampf gegen Blutkrebs erfolgreich bewiesen. T-Lymphozyten - auch T-Zellen genannt - übernehmen als Abwehr-Zellen wichtige Aufgabe in unserem Immunsystem.
Bei der CAR-T-Immuntherapie werden die T-Zellen im Labor so angepasst, dass sie spezielle Strukturen auf den Tumor-Zellen - sogenannte Antigene - erkennen und die befallenen Zellen daraufhin bekämpfen.
In einer neuen Behandlungs-Methode wurde diese Therapie jetzt mit der Anwendung eines mRNA-Impfstoffs verknüpft, um die Vermehrung der T-Zellen zu beschleunigen. BioNTech präsentierte dazu erste erfolgversprechende Studien-Ergebnisse.
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Hat die Corona-Pandemie die Krebsforschung vorangebracht?
Im ersten Schritt ist es vor allem andersrum: Nur durch die jahrzehntelange Grundlagenforschung der mRNA-Technologie war eine so schnelle Entwicklung der Corona-Impfstoffe überhaupt möglich. Aber dieser Durchbruch hat auch die Krebsforschung enorm weitergebracht.
Zahlreiche Studien und Daten aus millionenfachen Impfungen haben wichtige Erkenntnisse, beispielsweise hinsichtlich möglicher Nebenwirkungen und Verträglichkeiten hervorgebracht. Im gewohnten Forschungs-Rhythmus wäre die Datensammlung in dieser Geschwindigkeit nicht möglich gewesen.
Wann die mRNA-Impfstoffe gegen Krebs verfügbar sein könnten
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Mindestens fünf Jahre wird es noch dauern, bis erste mRNA-Impfstoffe gegen Krebs in Deutschland auf den Markt kommen könnten. Damit rechnet zumindest das zuständige Paul-Ehrlich-Institut.
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Die BioNTech-Gründerin Özlem Türeci sagte in einem Interview mit der BBC, sie rechne mit einer Impfung gegen Krebs noch vor 2030.
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Aktuell werden in insgesamt 17 klinischen Studien spezielle mRNA-Impfstoffe gegen Lungen-, Prostata- oder Hautkrebs getestet. Teilweise bereits in mehreren Phasen.
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Als Therapieform wird die Impfung gegen Krebs zunächst wohl in Kombination mit anderen Behandlungsmethoden wie Chemotherapie im Einsatz sein.
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Ein Universalmittel zur Heilung werden die mRNA-Impfstoffe gegen Krebs also zunächst nicht. Wissenschaftler:innen hoffen jedoch, Krebs damit von einer tödlichen zur chronischen Krankheit umzuwandeln.