Anzeige

Warum Menschen schlafwandeln - und was dagegen hilft

  • Veröffentlicht: 28.06.2020
  • 09:00 Uhr
  • Chris Tomas

Während die einen nachts friedlich schlummern, unternehmen andere unfreiwillige Ausflüge. Was geht in Schlafwandlern vor? Und was hilft ihnen? Im Clip: Diese Schlaf-Phasen gibt es.

Anzeige

Das Wichtigste zum Thema Schlafwandeln

  • Starr schreiten sie vor sich hin, die Arme vor sich gestreckt: Viele stellen sich Schlafwandler wie Zombies vor. Dabei richten sich die meisten Schlafwandler nur kurz im Bett auf. Und die wenigen, die aufstehen, bewegen sich eher unkoordiniert.

  • Viele bemerken nicht, dass sie schlafwandeln. Bei manchen kommt es nur einmal vor und danach nie mehr. Hinzu kommt, dass sich Schlafwandler nicht an das nächtliche Geschehen erinnern. Wie viele Betroffene es gibt, lässt sich deshalb schwer sagen.

  • Ein australisches Forscherteam hat mehrere Studien ausgewertet und schätzt, dass 6,9 Prozent aller Menschen zumindest einmal im Leben schlafwandeln. Wissenschaftler von der Stanford University in Kalifornien glauben sogar, dass es fast jeder Dritte ist.

  • Kinder sind häufiger betroffen als Erwachsene. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin schlafwandeln 15 bis 30 Prozent aller Kinder. Mit der Pubertät verliert sich das: Von den Erwachsenen schlafwandelt nur noch rund 1 Prozent.

  • Im Durchschnitt dauern Schlafwandel-Phasen, ähnlich wie Schlafparalyse-Phasen, nicht länger ein paar Minuten, manchmal auch nur Sekunden. Dass jemand eine Stunde und länger umhergeht, kommt vor - ist aber selten.

Anzeige
Anzeige

Warum schlafwandeln Menschen überhaupt?

"Somnambulismus", wie Schlafwandeln medizinisch heißt, stellt Forscher immer noch vor Rätsel. Niemand weiß, was es auslöst. Offenbar spielen die Gene eine Rolle, denn in Familien schlafwandelt selten nur einer.

Messungen zeigen, dass während der Schlafwandel-Phasen bestimmte Bereiche im Gehirn aktiv sind, die sonst nachts ruhen. Möglicherweise reagieren Betroffene auf einen Impuls, der sie weckt, wachen dann aber nicht richtig auf.

Schlafwandeln findet nur in Tiefschlaf-Phasen statt. Besonders langer oder tiefer Schlaf kann das Schlafwandeln verstärken. Tiefschlaffördernd wirken zum Beispiel Alkohol, Medikamente oder einfach schlechter Schlaf in der vorangegangenen Nacht.

Das nächtliche Umhergeistern ist aber nicht nur skurril, sondern kann für Betroffene sehr belastend sein. Notorische Schlafwandler leiden oft unter ihrem schlechten Schlaf und damit verbundenen Folgen.

3 Fragen an Schlafforscher Prof. Ingo Fietze von der Charité Berlin

Darf man Schlafwandler eigentlich wecken?

💬 Wer zu Hause schlafwandelt, lässt sich oft ohne Wecken wieder ins Bett leiten. "Aber wenn Gefahr droht, sollte man denjenigen wach machen. Nicht mit Rütteln, sondern mit Ansprechen und hellem Licht", sagt Prof. Fietze. Dabei behutsam vorgehen, "hinsetzen, wecken und erklären, wo man ist und was passiert ist. " Denn Vorsicht: Schlafwandler befinden sich im Tiefschlaf. Mache erschrecken sich sehr, wenn sie geweckt werden, andere wehren sich sogar.

Wieso heißt es auch "mondsüchtig"?

💬 "Weil Schlafwandler immer dem Licht entgegengehen - und früher war der Mond eben die einzige Lichtquelle in der Nacht", so Prof. Fietze. Vermutlich hilft der Schein Betroffenen, sich im Dunkeln besser zurechtzufinden. Heute orientieren sich Schlafwandler eher an Lichtquellen in der Wohnung oder einer Straßenlaterne.

Gibt es eine "schlafwandlerische Sicherheit"?

💬 Nein: "Wir haben hier jedes Jahr einen Fall, wo ein Kind aus dem Fenster gefallen ist", sagt Prof. Fietze. "Junge Leute träumen noch in der Tiefschlafphase. Und wenn die einen Albtraum haben und glauben, sie müssten sich aus einer gefährlichen Situation retten, dann springen sie nach draußen. Gottseidank hatten wir aber noch nie Tote, auch keine extrem schweren Verletzungen." Einige wenige erwachsene Schlafwandler kochen sogar, putzen, musizieren oder steigen ins Auto.

Anzeige
Galileo

100 Sekunden: Schlafwandeln

Wie kommt es überhaupt zum Schlafwandel? Schuld sind unser stressiger Alltag, Alkohol und psychische Belastung. Mehr dazu in unseren 100 Sekunden.

  • Video
  • 01:57 Min
  • Ab 12

Unfälle vermeiden: Das schützt Schlafwandler

🪑 Stell keine Möbel mit scharfen Kanten oder leicht herabfallende Deko-Artikel in der Nähe des Bettes auf.

💡 Nacht-Lichter oder kleine Lampen können verhindern, dass Schlafwandler aus dem Schlafzimmer herausgehen.

🔑 Verschließ Türen und Fenster, zum Beispiel mit Sicherheits-Schlössern, und versteck den Schlüssel dafür an wechselnden Orten (aufschreiben, wo!).

😴 Schlafwandler sollten auf gute Schlaf-Hygiene achten. Am besten immer zur gleichen Zeit ins Bett gehen und aufstehen, auch am Wochenende.

🍷 Alkohol fördert Schlafwandeln. Wer nicht ganz drauf verzichten will, sollte es bei kleinen Mengen belassen und nicht vor dem Schlafengehen trinken!

💊 Wenn die Verletzungsgefahr hoch ist, können vorübergehend Medikamente die Tiefschlaf-Phase verkürzen. Das muss jedoch ein Arzt überwachen und geht nur bei Erwachsenen.

Mehr News und Videos
Galileo Top Brain
News

"Galileo Top Brain": So kannst du mitmachen und dein Wissen unter Beweis stellen

  • 19.04.2024
  • 17:32 Uhr

© 2024 Seven.One Entertainment Group