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Deonyme im Deutschen: Warum das Wort "Tempo" für alle Taschentücher steht

  • Veröffentlicht: 10.05.2022
  • 08:45 Uhr
  • Heike Predikant
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© picture alliance / Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/ZB | Jens Kalaene

"Tempo", "Tesa", "Uhu" sind Deonyme, also Markennamen, die wir auch als Produkt-Bezeichnungen verwenden. Warum das so ist, erfährst du hier. Außerdem verraten wir dir, welche Begriffe von Orten oder Personen abgeleitet sind - und welche Tiere nach Promis benannt wurden.

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Das Wichtigste zum Thema Deonyme

  • Deonyme sind Bezeichnungen, die durch Ableitungen von Eigennamen entstanden sind. Das können unter anderem Namen von Produkten, Orten oder Personen sein.

  • Je ein Beispiel: "Tempo" steht für Taschentuch, ein Pils wird nach der Brauart der Stadt Pilsen gebraut und die Röntgenstrahlen entdeckte der Physiker Wilhelm Conrad Röntgen.

  • Deonymische Verben gibt’s ebenfalls. Wenn wir "googeln", suchen oder recherchieren wir im Internet, wenn wir "merkeln", bleiben wir untätig und machen keine konkreten Angaben.

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Markennamen, die sich verselbständigt haben

"Tempo" wurde am 29. Januar 1929 beim Reichspatentamt in Berlin angemeldet und war damit die erste deutsche Marke für Papiertaschentücher. Der Markenname entwickelte sich im Lauf der Jahre zum Gattungsnamen - und seither bezeichnet man umgangssprachlich häufig auch Papiertaschentücher anderer Hersteller als "Tempo-Taschentücher" oder kurz "Tempo". Auf den Namen kamen die Brüder Oskar und Emil Rosenfelder, einst Inhaber der Ve
"Tempo" wurde am 29. Januar 1929 beim Reichspatentamt in Berlin angemeldet und war damit die erste deutsche Marke für Papiertaschentücher. Der Markenname entwickelte sich im Lauf der Jahre zum Gattungsnamen - und seither bezeichnet man umgangssprachlich häufig auch Papiertaschentücher anderer Hersteller als "Tempo-Taschentücher" oder kurz "Tempo". Auf den Namen kamen die Brüder Oskar und Emil Rosenfelder, einst Inhaber der Ve© Imago Images / Schöning
"Ich brauch mal ein Stück Tesa": In Deutschland sagen die meisten Menschen "Tesa", wenn sie ein einseitig klebendes Plastikband benötigen, um Dinge zusammenzukleben oder Geschenke zu verpacken. Das Kunstwort wurde 1906 von Elsa Tesmer kreiert, die damals Büroleiterin im Unternehmen Beiersdorf war: Sie setzte es bei einem Markennamen-Wettbewerb aus den beiden Anfangsbuchstaben ihres Nachnamens und den beiden Endbuchstaben ihre
"Ich brauch mal ein Stück Tesa": In Deutschland sagen die meisten Menschen "Tesa", wenn sie ein einseitig klebendes Plastikband benötigen, um Dinge zusammenzukleben oder Geschenke zu verpacken. Das Kunstwort wurde 1906 von Elsa Tesmer kreiert, die damals Büroleiterin im Unternehmen Beiersdorf war: Sie setzte es bei einem Markennamen-Wettbewerb aus den beiden Anfangsbuchstaben ihres Nachnamens und den beiden Endbuchstaben ihre© Imago Images / Waldmüller
Der Apotheker August Fischer aus dem badischen Bühl stieß 1932 auf eine Rezeptur, die einen starken Klebstoff ergab. Er taufte ihn "Uhu" und folgte damit der Tradition der Papier- und Schreibwaren-Branche, Produkte nach großen Vögeln zu benennen (à la "Pelikan", "Adler" oder "Marabu"). Und obwohl es immer schon andere Kleber gab, die ebenfalls gut halten, hat sich der Markenname als Deonym etabliert. Sowohl in Deutschland als
Der Apotheker August Fischer aus dem badischen Bühl stieß 1932 auf eine Rezeptur, die einen starken Klebstoff ergab. Er taufte ihn "Uhu" und folgte damit der Tradition der Papier- und Schreibwaren-Branche, Produkte nach großen Vögeln zu benennen (à la "Pelikan", "Adler" oder "Marabu"). Und obwohl es immer schon andere Kleber gab, die ebenfalls gut halten, hat sich der Markenname als Deonym etabliert. Sowohl in Deutschland als© Imago Images / Schöning
In einer "Tupperdose" bewahren wir Lebensmittel, Essen oder Snacks auf. Doch dabei muss es sich nicht zwangsläufig um ein Produkt des US-Unternehmens "Tupperware" handeln, das seit 1946 Küchen- und Haushaltsartikel aus Kunststoff vertreibt. Gebrauchen wir den Begriff "Tupperdose", geht es um irgendeine Frischhalte-Box. Denn der Markenname ist in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen. Und wenn eine "Tupper-Party" steigt,
In einer "Tupperdose" bewahren wir Lebensmittel, Essen oder Snacks auf. Doch dabei muss es sich nicht zwangsläufig um ein Produkt des US-Unternehmens "Tupperware" handeln, das seit 1946 Küchen- und Haushaltsartikel aus Kunststoff vertreibt. Gebrauchen wir den Begriff "Tupperdose", geht es um irgendeine Frischhalte-Box. Denn der Markenname ist in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen. Und wenn eine "Tupper-Party" steigt,© picture alliance/dpa | Lisa Ducret
Heinz Haupt aus Solingen erfand 1927 den zusammenschiebbaren Regenschirm, den ersten mit Teleskop-Gestell. Seit 1928 ist der "Knirps" mit dem roten Punkt eine weltweite registrierte und geschützte Marke. Wir nehmen das bis heute nicht so genau, für uns ist jeder kleine Regenschirm ein "Knirps". So wie auch ein kleiner Junge ein Knirps ist. Fun Fact: Der Schirm im Taschenformat wiegt 695 Gramm und misst geschlossen 36 Zentimet
Heinz Haupt aus Solingen erfand 1927 den zusammenschiebbaren Regenschirm, den ersten mit Teleskop-Gestell. Seit 1928 ist der "Knirps" mit dem roten Punkt eine weltweite registrierte und geschützte Marke. Wir nehmen das bis heute nicht so genau, für uns ist jeder kleine Regenschirm ein "Knirps". So wie auch ein kleiner Junge ein Knirps ist. Fun Fact: Der Schirm im Taschenformat wiegt 695 Gramm und misst geschlossen 36 Zentimet© Imago Images / Jan Huebner
"Tempo" wurde am 29. Januar 1929 beim Reichspatentamt in Berlin angemeldet und war damit die erste deutsche Marke für Papiertaschentücher. Der Markenname entwickelte sich im Lauf der Jahre zum Gattungsnamen - und seither bezeichnet man umgangssprachlich häufig auch Papiertaschentücher anderer Hersteller als "Tempo-Taschentücher" oder kurz "Tempo". Auf den Namen kamen die Brüder Oskar und Emil Rosenfelder, einst Inhaber der Ve
"Ich brauch mal ein Stück Tesa": In Deutschland sagen die meisten Menschen "Tesa", wenn sie ein einseitig klebendes Plastikband benötigen, um Dinge zusammenzukleben oder Geschenke zu verpacken. Das Kunstwort wurde 1906 von Elsa Tesmer kreiert, die damals Büroleiterin im Unternehmen Beiersdorf war: Sie setzte es bei einem Markennamen-Wettbewerb aus den beiden Anfangsbuchstaben ihres Nachnamens und den beiden Endbuchstaben ihre
Der Apotheker August Fischer aus dem badischen Bühl stieß 1932 auf eine Rezeptur, die einen starken Klebstoff ergab. Er taufte ihn "Uhu" und folgte damit der Tradition der Papier- und Schreibwaren-Branche, Produkte nach großen Vögeln zu benennen (à la "Pelikan", "Adler" oder "Marabu"). Und obwohl es immer schon andere Kleber gab, die ebenfalls gut halten, hat sich der Markenname als Deonym etabliert. Sowohl in Deutschland als
In einer "Tupperdose" bewahren wir Lebensmittel, Essen oder Snacks auf. Doch dabei muss es sich nicht zwangsläufig um ein Produkt des US-Unternehmens "Tupperware" handeln, das seit 1946 Küchen- und Haushaltsartikel aus Kunststoff vertreibt. Gebrauchen wir den Begriff "Tupperdose", geht es um irgendeine Frischhalte-Box. Denn der Markenname ist in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen. Und wenn eine "Tupper-Party" steigt,
Heinz Haupt aus Solingen erfand 1927 den zusammenschiebbaren Regenschirm, den ersten mit Teleskop-Gestell. Seit 1928 ist der "Knirps" mit dem roten Punkt eine weltweite registrierte und geschützte Marke. Wir nehmen das bis heute nicht so genau, für uns ist jeder kleine Regenschirm ein "Knirps". So wie auch ein kleiner Junge ein Knirps ist. Fun Fact: Der Schirm im Taschenformat wiegt 695 Gramm und misst geschlossen 36 Zentimet

3 städtische Leckereien aus Deutschland

  • Berliner: Das kugelige Gebäck mit Marmeladen-Füllung bereitete 1756 ein Berliner Bäcker zu, der als Kanonier unter Friedrich dem Großen dienen wollte.
  • Frankfurter: Der Name "Frankfurter Würstchen" darf in Deutschland seit 1929 nur für Würstchen verwendet werden, die aus dem Raum Frankfurt kommen. 
  • Limburger: Der Käse mit Rotschmiere-Rinde wurde bereits im 13. Jahrhundert von Mönchen in den Klöstern des damaligen Herzogtums Limburg hergestellt.
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Galileo

Der längste Ortsname der Welt

Dieser Ortsname ist ein echter Zungenbrecher. Dabei handelt es sich aber nicht nur um den schwierigsten, sondern auch um den längsten amtlich eingetragenen Ortsnamen der Welt. Wo der liegt? Galileo ist mal hingefahren.

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  • 05:49 Min
  • Ab 12

Deonyme aus Personennamen

  • Axel (Sprung im Eiskunstlauf) - den zeigte der norwegische Eiskunstläufer Axel Paulsen erstmals 1882
  • Diesel (Kraftstoff) - bezieht sich auf Rudolf Diesel und seinen Dieselmotor, für den der deutsche Ingenieur 1893 das Patent erhielt
  • Erlenmeyerkolben (gläsernes Labor-Gefäß zum Mischen von Flüssigkeiten) - eine Entwicklung des deutschen Chemikers Emil Erlenmeyer aus dem Jahr 1860
  • Litfaßsäule (Säule, an die Plakate angebracht werden) - wurde vom Berliner Druckerei-Besitzer Ernst Litfaß erfunden, die Erlaubnis zum Aufstellen bekam er 1854
  • Newton (Einheit für die Stärke einer Kraft) - geht auf  den Engländer Isaac Newton zurück, der im 17. Jahrhundert mit den 3 Newtonschen Gesetzen die Grundlagen der klassischen Mechanik schuf
  • Semperoper (Opernhaus in Dresden) - entwarf der deutsche Architekt Gottfried Semper, gebaut wurde dann von 1838 bis 1841
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Wau! Tier-Arten, die nach Promis benannt sind

Die Benennung von Tier-Arten nach bedeutenden Personen ist in der Biologie durchaus üblich. Damit wurden früher vor allem Forscher:innen geehrt. Die Darwinfinken beispielsweise haben namentlich mit Charles Darwin zu tun: Bei einem Aufenthalt auf den Galápagos-Inseln im Jahr 1835 entdeckte der Naturwissenschaftler die Vögel, die wesentlich zur Begründung seiner Evolutionstheorie beitrugen.

Heute bekommen neue Arten manchmal auch die Namen von Schauspieler:innen, Musiker:innen oder Politiker:innen. Oft deswegen, weil die Tiere ein spezielles Merkmal haben, das an einen bestimmten Promi erinnert. Es kann aber auch eine andere Gemeinsamkeit sein. Oder der prominente Name wird genutzt, um Aufmerksamkeit zu gewinnen, insbesondere wenn es um gefährdete Arten und bedrohte Lebensräume geht.

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Auszug aus dem Namenregister der tierischen Stars

  • Agra schwarzeneggeri: Ein Laufkäfer, der stark ausgebildete Gliedmaßen aufweist - ähnlich wie der Muskelmann Arnold Schwarzenegger.
  • Campsicnemius charliechaplini: Die Langbeinfliege bewegt ihre Hinterbeine so, dass man sich an die Gangart des einstigen Komikers und Schauspielers Charlie Chaplin erinnert fühlt.
  • Jaggermeryx neida: Ausgestorbenes Sumpfschwein mit dicken Lippen. Wegen dieser Auffälligkeit kam vor allem einer als Namensgeber infrage: Mick Jagger, der Sänger der „Rolling Stones". 
  • Leporinus enyae: Der Fsch stammt aus dem südamerikanischen Fluss Orinoco. Und weil die Sängerin Enya mit "Orinoco Flow" einen Hit hatte, ist der Knochenfisch nach ihr benannt.
  • Nelloptodes gretae: Die Zwergkäfer-Art wurde 2019 von Michael Darby beschrieben. Die Fühler des winzigen Käfers ließen den Forscher an die Zöpfe der Klima-Aktivistin Greta Thunberg denken.
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