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EU-Flagge vor EU-Parlament

30 Jahre Europäische Union: Warum die EU für dich so wichtig ist

Die EU-Bürger:schaft ist für die meisten Menschen hierzulande selbstverständlich. Doch wozu wurde das europäische Bündnis gegründet? Wie arbeitet es und welche Auswirkungen hat es auf unser Leben in Europa? Im Clip: Hinter den Kulissen des EU-Parlaments.
30 Jahre Europäische Union: Warum die EU für dich so wichtig ist
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Das Wichtigste zur Europäischen Union

  • Die Europäische Union (EU) ist ein Staatenbund, dem aktuell 27 Mitgliedsländer angehören. In ihr leben rund 450 Millionen Menschen. Die verbreitetesten der 24 Amtssprachen sind Englisch, Deutsch und Französisch.

  • Die Anfänge der EU gehen auf das Ende des Zweiten Weltkrieges zurück. Sechs Staaten gründeten in den 50er-Jahren wirtschaftliche Bündnisse - später zusammengefasst als Europäische Gemeinschaft (EG). Sie sollte militärische Konflikte verhindern und für Wohlstand sorgen. 1992 wurde die EG von der Europäischen Union abgelöst.

  • Die EU-Staaten bilden als Wirtschafts- und Währungs-Union (EWWU) den weltweit drittgrößten Wirtschaftsraum nach den USA und China. 19 der 27 Länder haben den seit 1999 eingeführten Euro als gemeinsame Währung übernommen - sie sind Teil der Eurozone.

  • Viele weitere Länder auf dem europäischen Kontinent möchten deshalb ebenfalls zur EU gehören. Die Anforderungen der Union sind hoch und das Aufnahme-Verfahren langwierig. Als jüngste Beitritts-Kandidaten wurden im Juni 2022 Moldawien und die Ukraine bestätigt.

Was ist die Europäische Union?

Die EU ist ein weltweit einzigartiges wirtschaftliches und politisches Bündnis aus Ländern im geographischen Europa, welche ihre Prinzipien und Ziele gemeinsam verfolgen.

Alle Staaten bewahren trotz ihrer EU-Zugehörigkeit ihre Souveränität - sie bleiben selbstständig und sind durch offizielle Grenzen, eigene Nationalitäten sowie durch unabhängige Staats- und Rechtssysteme voneinander getrennt.

LKW fährt an Grenzschild vorbei


Obwohl sich die Länder der EU zu einem Bündnis zusammengeschlossen haben, behalten sie ihre nationalen, politischen und geografischen Grenzen bei.
© picture alliance / CHROMORANGE | Udo Herrmann

Gleichzeitig sind sie dazu verpflichtet, eng zusammenzuarbeiten und gewisse Entscheidungen aufeinander abzustimmen, sodass die Interessen aller berücksichtigt sind.

Besonders wichtige politische Verordnungen oder Regelungen, die europaweit gelten sollen, müssen gar gemeinschaftlich getroffen und von allen Mitgliedsländern gleichermaßen umgesetzt werden.

Abstimmung über Sanktionen gegen Russland im Plenarsaal des Europäischen Parlaments


Manche EU-Beschlüsse müssen einstimmig angenommen werden, um in Kraft treten zu können - beispielsweise die Sanktionen gegen Russland nach seinem Angriff auf die Ukraine. Solche Entscheidungen werden demokratisch per Votum getroffen.
© picture alliance / Geisler-Fotopress | Dwi Anoraganingrum/Geisler-Fotop

Heutzutage beschäftigt sich die EU als internationale Organisation mit diversen Themen und globalen Herausforderungen - von Klimawandel, Umweltschutz und Gesundheitsfragen über Außenbeziehungen, Sicherheit und Frieden bis hin zu Wirtschaft, Bildung, Justiz und Migration.

Mitglieder und Kandidaten der EU in 2022

EU-Mitgliedstaaten und Beitritts-Kandidaten
In der Karte siehst du alle Mitgliedstaaten sowie Beitritts- und potentielle...
EU-Mitgliedstaaten und Beitritts-Kandidaten
Seit Juni 2022 hat die EU zwei neue Beitritts-Kandidaten: die Ukraine und Moldau.
EU-Mitgliedstaaten und Beitritts-Kandidaten
EU-Mitgliedstaaten und Beitritts-Kandidaten

Welche Vorteile bringt die EU für Mitglieder?

  • 🕊

    Frieden: Frieden gilt als das höchste Gut der Europäischen Union. Ihr Ziel ist es, Sicherheit und Wohlstand auf dem Kontinent zu bewahren und Diplomatie, Demokratie, Grundrechte und Rechtsstaatlichkeit zu fördern. Für ihre Arbeit erhielt die EU 2012 den Friedensnobelpreis.

  • 🚔

    Sicherheit: EU-weit arbeiten die Polizeien der Mitglieder eng zusammen. Über das Schengener Informationssystem (SIS) können sie staatsübergreifend Daten von gesuchten Personen austauschen. Das Europäische Polizeiamt Europol befasst sich mit grenzüberschreitenden Kriminal-Fällen, Terrorismus, Drogen- und Menschenhandel und Geldwäsche. Durch die Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) verfügt die EU auch über militärische Schutzmechanismen.

  • 🛃

    Weltweit größter Binnenmarkt: Dank der EU-Freihandelszone entfallen beim Im- und Export von Waren und Gütern Zölle und Kontrollen.

  • 🚰

    Verbrauchersschutz: Der EU-Konsumentenschutz bestimmt, dass sich alle Mitgliedstaaten in gewissen Bereichen an einheitliche Richtlinien und und Vorschriften halten müssen. So gelten EU-weit dieselben Sicherheits- und Qualitäts-Standards für Dienstleistungen, Waren und Rohstoffe.

  • 🛣

    Europäische Freizügigkeit: Reise-, Arbeits- und Aufenthaltsgenemigungen werden innerhalb des EU-Binnenmarkts nicht benötigt. Alle EU-Bürger:innen dürfen ihren Wohnort und/oder Arbeitsplatz dort frei wählen. Unternehmen können somit Fachkräfte aus anderen EU-Ländern einstellen.

  • 🇪🇺

    Gegengewicht zu Wirtschaftsmächten: Die USA oder China bestimmen die globalen Regeln entscheidend mit. Einzelne kleine Nationen besitzen hingegen kaum Einfluss. Die EU - der auch drei der G7-Staaten angehören - kann ihre Demokratie- und Werte-Standards jedoch wirkungsvoll einbringen.

  • 💶

    Der Euro: Weil Staaten der Eurozone Milliarden an Umrechnungs-Gebühren sparen, können sie einfacher, billiger und sicherer Geschäfte und Investitionen miteinander abwickeln. Die EZB gewährleistet zudem die Preisstabilität und den globalen Wert des Euro. Die einheitliche Währung vereinfacht EU-Bürger:innen außerdem das Reisen, Leben und Arbeiten in den Ländern des Euroraums.

  • 📚

    Bildungschancen: Die EU-Kommission bestimmt über die Bildungspolitik der Länder mit. Beispielsweise soll jedes europäische Schulkind mindestens zwei Fremdsprachen erlernen. Das Bündnis fördert zu diesem Zweck zudem diverse Initiativen wie das Erasmus-Programm welches es jungen Europäer:innen ermöglicht, mit EU-Förderung in anderen Ländern zu studieren, eine Ausbildung zu absolvieren oder Freiwilligendienste abzuleisten.

Haupt-Organe und -Ämter in der EU

EU-Parlamentssaal in Straßburg
Europäisches Parlament (EP): Das EP hat seinen Hauptsitz im französischen Straßburg....
Roberta Metsola
Die Malteserin Roberta Metsola wurde im Januar 2022 zur Präsidentin des...
EU-Rat in Brüssel
Europäischer Rat (ER): Der ER ist das politische Leitorgan der EU. Er gibt die...
Charles Michel
Der Belgier Charles Michel ist seit Dezember 2019 der Präsident des Europäischen...
Europäische Kommission
Europäische Kommission (EK): Die EK besteht aus 27 Kommissar:innen (eine:r pro...
Die deutsche CDU-Politikerin Ursula von der Leyen steht seit November 2019 an der...
Rat der Europäischen Union
Rat der Europäischen Union (Ministerrat): Der Ministerrat ist neben dem EU-Parlament...
Jan Lipavský
Der Vorsitz im Ministerrat (Ratspräsidentschaft) wird von drei Mitgliedstaaten in...
Europäischer Gerichtshof
Europäischer Gerichtshof (EuGH): Der EuGH mit Sitz in Luxemburg ist das oberste...
Europäischer Rechnungshof
Europäischer Rechnungshof (EuRH): Der in Luxemburg ansässige EuRH ist für die...
Klaus-Heiner Lehne
Klaus-Heiner Lehne, ein deutscher CDU-Politiker, steht dem Rechnungshof seit 2016...
Europäische Zentralbank
Europäische Zentralbank (EZB): Die EZB ist als zentrale Institution des Euro-Systems...
Christine Lagarde
Christine Lagarde ist seit 2019 die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB)....
EU-Parlamentssaal in Straßburg
Roberta Metsola
EU-Rat in Brüssel
Charles Michel
Europäische Kommission
Rat der Europäischen Union
Jan Lipavský
Europäischer Gerichtshof
Europäischer Rechnungshof
Klaus-Heiner Lehne
Europäische Zentralbank
Christine Lagarde

Nach diesen Grundsätzen funktioniert die Europäische Union

  • 🌐

    Subsidiarität: Die EU darf nur dann in nationale Angelegenheiten eingreifen, wenn ihre Mitgliedstaaten diese nicht ausreichend selbst regeln können. So ist sie als Organisation zwar handlungsfähig, kann jedoch nicht alle Befugnisse zentralistisch an sich ziehen.

  • 🗳

    Supra-Nationalität: In ausgewählten Bereichen kann die EU jedoch auch übergreifende Verordnungen erlassen, die für alle Mitglieder verbindlich gelten. Dann übersteigt sie die Souveränitäts-Rechte der einzelnen Länder. Intern regelt sie sich also teils zwischenstaatlich (inter-gouvernemental) , teils überstaatlich (supra-national).

  • 🫂

    Solidarität: Die 27 EU-Staaten haben unterschiedliche wirtschaftliche und politische Voraussetzungen. "Besser gestellte" Mitglieder helfen deshalb den "schwächeren". So werden Problemregionen zielgerichtet gefördert - etwa bei einem drohenden Staatsbankrott, bei Sicherheitsgefährdungen oder in Katastrophenfällen.

  • Rechtstreue: Das System der EU kann nur funktionieren, sofern sich alle Mitgliedstaaten an gemeinschaftlich vereinbarte Regeln halten. Können sich Länder rechtlich nicht einigen, entscheidet der Europäische Gerichtshof (EuGH). Sein Urteil gilt verbindlich.

  • 🤝

    Kompromissbereitschaft: Die Vielzahl an EU-Staaten und ihre teils sehr unterschiedlichen Interessen machen Entscheidungen nicht immer einfach. Die Mitglieder müssen daher gewillt sein, sich für einen für alle Nationen annehmbaren Beschluss zurückzunehmen.

  • 👥

    Degressive Proportionalität: In den einzelnen Mitgliedstaaten leben unterschiedlich viele Menschen. Damit bevölkerungsschwache Länder nicht unterrepräsentiert sind, wird die Anzahl der Delegierten eines Staates in der EU mithilfe eine Verteilungsformel an seine Bevölkerungsstärke angepasst. Ein Beispiel: Auf Malta (521.000 Einwohner:innen) repräsentiert ein:e EU-Abgeordnete:r 68.833 maltesische Bürger:innen. In Deutschland (83.756.658 Einwohner:innen) hingegen kommt ein:e Parlamentarier:in auf 852.083 deutsche Staatsangehörige.

Wie kam es zur Europäischen Union? Die wichtigsten Eckdaten

Das Ende des Zweiten Weltkrieges in 1945 nahmen einige europäischen Staaten als Anlass, gemeinsam auf einen geeinten Kontinent sowie auf dauerhaften Frieden und Wohlstand hinzuarbeiten.

 

Die 50er-Jahre: Wie alles begann

Die Bundesrepublik Deutschland (BRD), Frankreich, Belgien, Italien, Luxemburg und die Niederlande schließen drei Abkommen:

  • 1951 - Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS): Die sechs Staaten stellen ihre Kohle- und Stahlerzeugung unter gemeinsame Verwaltung und garantieren sich gegenseitig freien Zugang zu den Ressourcen.
  • 1957 - Europäische Wirtschafts-Gemeinschaft (EWG): Eine gemeinsame Wirtschaftspolitik sowie ein gemeinsamer Markt werden geschaffen. Ein- und Ausfuhrbeschränkungen sowie Zollschranken sollen wegfallen und ein freier Dienstleistungs-, Personen- und Kapitalverkehr möglich werden.
  • 1957 - Europäische Atom-Gemeinschaft (EAG, heute Euratom): EAG-Staaten sollen durch ihre Zusammenarbeit von ziviler Kernenergie profitieren und sich gegenseitige Versorgungssicherheit gewährleisten.
Europäische Menschenrechtskonvention


1953 entsteht mit der Europäischen Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten zudem das wichtig­ste völkerrechtliche Übereinkom­men in Europa.
© IMAGO / Rüdiger Wölk

 

60er-Jahre: Die EG als Basis für die EU

1967 werden die EGKS, die EWG und die EAG zur Europäischen Gemeinschaft (EG) zusammengenommen und so der Grundstein für die heutige Europäische Union gelegt. Von nun an teilen sich die Gemeinschaften eine Verwaltung (Kommission) und eine Exekutive (Rat).

Ab 1968 erlassen sich die EWG-Staaten gegenseitig Einfuhrzölle und vereinheitlichen ihre Gebühren auf Importe aus Drittländern. Erstmals ist ihnen so ein freier grenzüberschreitender Handel möglich.

 

70er- und 80er-Jahre: Erweiterungen und die erste Europa-Wahl

1973 treten der EG Großbritannien, Irland und Dänemark bei. 1979 können die Bürger:innen der nun neun Mitgliedsstaaten erstmals direkt die Abgeordneten im Europäischen Parlament wählen.

Eine Plakatwand in Rom während der ersten Europawahl im Juni 1979.


Eine Plakatwand im italienischen Rom während der ersten Europawahl im Juni 1979.
© picture-alliance / dpa | UPI

1981 kommt Griechenland als zehntes Mitglied in die EG, gefolgt von Spanien und Portugal in 1986. Nach der deutschen Wiedervereinigung (1989) werden auch die ehemaligen DDR-Bundesländer in die Gemeinschaft aufgenommen.

 

1992: Vertrag von Maastricht - aus der EG wird die EU

Im niederländischen Maastricht wird 1992 mit dem Vertrag über die Europäische Union das offizielle Gründungs-Dokument der EU unterzeichnet. Er erweitert die Gemeinschaft mit Vorschriften zu einer einheitlichen Währung, einer gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik und einer Zusammenarbeit in der Justiz.

In Artikel 2 sind zudem die übergeordneten Werte der Europäischen Union festgelegt: Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung der Menschenrechte.

 

1994 und 1995: Neue Mitglieder und Freiheiten

Das Abkommen über den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) von 1994 ermöglicht es EU-Bürger:innen heutzutage, Waren, Dienstleistungen und Kapital in 30 Ländern (EU-27, Island, Liechtenstein und Norwegen) frei zu bewegen. Ebenso haben sie für alle EWR-Staaten eine dauerhafte Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis.

Mit Finnland, Österreich und Schweden erweitert sich die EU 1995 auf 15 Mitglieder. Ihr Gebiet erstreckt sich nun über fast ganz Westeuropa.

Nach dem Beitritt Finnlands in die Europäische Union werden im Hafen-Zollbereich der Landeshauptstadt Helsinki die neuen EU-Schilder angebracht.


Nach dem Beitritt Finnlands in die Europäische Union werden im Hafen-Zollbereich der Landeshauptstadt Helsinki die neuen EU-Schilder angebracht.
© picture-alliance / dpa | Lehtikuva Oy

Außerdem gilt ab 1995 das Schengener Übereinkommen in Belgien, Deutschland, Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden, Portugal und Spanien. Damit können sich Reisende ohne Pass-Kontrollen zwischen den Ländern bewegen. Mittlerweile hat sich der Schengen-Raum auf 26 Staaten erweitert.

 

1999: Die EU bekommt ihr eigenes Geld

Der Euro wird 1999 zunächst in elf Ländern als Buchwährung eingeführt. Euro-Scheine und -Münzen kommen 2002 in den Umlauf. Heute gehören 19 Staaten zur Eurozone.

 

2004 bis 2013: Die EU wächst weiter

Neben Zypern und Malta kommen 2004 mit Estland, Lettland, Litauen, Polen, der Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn erstmals Staaten des ehemaligen Ostblocks in die EU.

2007 schließen sich Bulgarien und Rumänien an. 2013 wird Kroatien als 28. und vorerst letztes Land aufgenommen.

 

2016 bis 2020: Brexit

2016 beführworten 52 Prozent der Brit:innen in einem Referendum den Austritt Großbritanniens aus der EU. Der "Brexit" wird am 31. Januar 2020 vollzogen.

Eine Frau liest am 24.06.2016 in London, Großbritannien, in der U-Bahn eine Abendzeitung mit den Nachrichten des Tages.


"Wir sind draußen" titelt eine englische Abendzeitung am 24. Juni 2016. Am Tag zuvor hatten eine Mehrheit in Großbritannien per Referendum für den Austritt aus der EU gestimmt.
© picture alliance / dpa | Michael Kappeler

Wer hat für den Brexit und gegen die EU gestimmt?

Wer hat für den Brexit und gegen die EU gestimmt?

Wen man sich die Statistiken zum Brexit etwas genauer ansieht, wird eines klar: Die Jungen wollten bleiben, die Alten wollten gehen.

Veröffentlicht: 06.07.2022 / Autorin: Galileo