
Fake News im Ukraine-Krieg: 8 Tipps, mit denen du sie erkennen kannst
Das Wichtigste zum Thema Fake News
Fake News bedeutet wörtlich übersetzt "gefälschte Nachrichten". Sie sind absichtlich falsch dargestellte Informationen, die vor allem über die sozialen Netzwerke und unseriöse Medien verbreitet werden. Oftmals sind sie als offizielle Nachrichten getarnt.
Im Deutschen spricht man deshalb auch von einer Falschmeldung oder Desinformation. Fake News dienen dazu, die Öffentlichkeit zu manipulieren und können so in Gesellschaft, Politik und Diplomatie großen Schaden anrichten.
Auch im Ukraine-Krieg werden weltweit Fake News verbreitet. Das ist gefährlich, denn sie können die Berichterstattung und die öffentliche Meinung zum Krieg verfälschen.
Es gibt Möglichkeiten, Fake News von wahren Meldungen zu unterscheiden. Dazu musst du die Nachrichten selbst sowie ihre Quellen aber kritisch hinterfragen. Wir stellen dir acht Schritte vor, die dir helfen können, falsche Berichte zu erkennen.
Der Ukraine-Krieg ist auch ein Krieg der Informationen
Der Krieg in der Ukraine bewegt und schockiert viele Menschen weltweit. Nachrichten dazu werden meist über die sozialen Medien verbreitet: Botschaften, Fotos und Videos von Gefechten, Flüchtlingen sowie den Regierungen werden dort gepostet und oft millionenfach geteilt.
Fake News erkennen: Acht kritische Fragen, die du dir stellen kannst
1. Was beinhalten Titel und Texte?
Falschmeldungen sind manchmal schon äußerlich erkennbar - zum Beispiel, wenn eine Überschrift aus einer Lüge besteht oder mit dem Inhalt der Meldung nichts zu tun hat. Das wird auch Clickbait-Headline genannt.

Russland soll vor sowie während des Krieges gezielt falsche Nachrichten verbreitet haben. Im Bild stellt der ukrainische Sicherheitsdienst ein Radiogespräch vor, das verdächtigt wird, eine Fälschung zu sein.
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Texte selbst sind verdächtig, wenn sie beispielsweise auffällig viele Rechtschreibfehler, chaotische Strukturen oder einem reißerischen, unseriös wirkenden Schreibstil besitzen.
2. Wie vertrauenswürdig ist der Absender?
Jeder kann auf Social Media aktiv werden, deshalb solltest du auf Authentizität achten.
Seriöse Korrespondent:innen und Journalist:innen treten meist transparent und nachvollziehbar auf.
Oft sind auch die Social-Media-Kanäle von Qualitäts-Medien und offiziellen Behörden mit dem blauen Verifizierungshäkchen versehen. Dennoch ist dieses Merkmal allein kein Schutz gegen Fake News. Er bestätigt nur, dass der Kanal echt ist. Was darauf läuft, liegt jedoch in der Macht derjenigen, die ihn bespielen.

Offizielle Profile auf Social Media sind durch das blaue Verifizierungssiegel gekennzeichnet. Aber Vorsicht: Dieses allein ist nicht immer eine Garantie für wahre Inhalte.
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Bei Webseiten solltest du nach einem Impressum suchen, denn in Deutschland gibt es eine Impressumspflicht. Durch diese müssen seriöse Anbieter:innen von Waren, Dienstleistungen und redaktionellen Inhalten ihre Klarnamen, Adressen und Kontaktdaten offenlegen. Fehlt das Impressum, solltest du vorsichtig sein.
Manchmal sind im Impressum auch unbekannte Firmen oder Auslandsadressen genannt. Mit der Google-Suche kannst du versuchen, mehr über die Betreiber:innen der Webseite herauszufinden.
3. Woher kommt das Material?
Auf Social Media verbreiten sich oft Neuigkeiten, Bilder und Videos, ohne dass eine Originalquelle dabeisteht.
Versuche herauszufinden, woher die betreffenden Inhalte stammen. Denn nur wenn das klar ist, lässt sich deren Authentizität auch wirklich einschätzen oder nachprüfen. Außerdem solltest du sicherstellen, dass seriöse Interessensgruppen oder anerkannte Einrichtungen hinter den Informationen stehen.

Zum EU-Krisengipfel teilte die EU-Kommissions-Chefin Ursula von der Leyen die Ergebnisse unter Angaben eines Quellen-Links auf Twitter.
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4. Gibt es Belege für Informationen?
Kannst du nachvollziehen, auf welche Beweise sich ein Post oder Artikel stützt? Wenn nicht, solltest du selbst nach Quellen suchen.
Ein gutes Indiz für wahre Meldungen sind seriöse Nachrichtenmedien. Diese decken sich bei wichtigen Geschehnissen oft mit ihren Veröffentlichungen und den darin genannten Informationen. Bei Großereignissen und Notfällen solltest du dich vor allem an offiziellen Meldungen von Behörden orientieren.

Viele deutsche Nachrichten-Sender zitieren gerade täglich die Botschaften des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Dieser postet mehrmals täglich aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew auf seinen offiziellen Social-Media-Kanälen.
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Im Idealfall findest du Berichte bei unterschiedlichen seriösen Nachrichtenquellen, die auf voneinander unabhängigen Quellen basieren, aber dennoch die gleiche Aussage besitzen.
5. Warum kursieren die Beiträge?
Gerade bei Kriegen haben die beteiligten Parteien sehr unterschiedliche Interessen. Sie könnten daher versuchen, die Berichterstattung durch einseitige Meldungen oder gar falsche Informationen zu beeinflussen.
Achte also darauf, wer sich hinter der Quelle verbirgt und in welchem Interesse Beiträge gepostet werden.

Wladimir Putin kontrolliert die meisten Medien in Russland. Durch seine Anhänger:innen im Ausland kann er ebenfalls seine Agenda und bestimmte Meldungen verbreiten.
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Auf Social Media geben die Timelines und auch die Profile der Follower:innen oft Hinweise zu den Interessen und Überzeugungen der Urheber:innen.
6. Wie aktuell und echt sind Bilder?
Mit veraltetem oder verändertem Bildmaterial werden häufig falsche Tatsachen dargestellt und glaubhaft gemacht.
Suchmaschinen wie Google oder Bing sowie die Reverse Image Search bieten dir die Möglichkeit, Bilder im Netz zu suchen. Lade dafür das fragwürdige Bild herunter und ziehe es in die Suchleiste. Dann bekommst du angezeigt, wann und wo es zuvor erschienen ist. Wurde bei einem geposteten Foto das Datum, der Kontext oder Inhalte manipuliert, kannst du es so herausfinden.
Wenn du wissen willst, ob Bilder und Videos eventuell digital bearbeitet wurden, solltest du auf folgende Warnzeichen achten:
- Ist die dargestellte Situation eher unwahrscheinlich?
- Tauchen Personen oder Dinge auf, die zeitlich oder räumlich gar nicht auf einem Bild sein können?
- Passen Schatten, Lichtrichtung und -stimmung zusammen?
- Fallen dir komische oder unstimmige Proportionen auf?
- Wirkt etwas scharf oder unscharf, obwohl es nicht zur Perspektive passt?
- Bemerkst du verwischte Konturen oder Linien?
- Wirken Vorder- und Hintergrund vertauscht?
Wenn du ganz sicher sein willst, kannst du Bilder anhand von Tools wie Forensically überprüfen.

Ein manipuliertes Twitter-Video. Das Protest-Banner, angeblich von Greenpeace unterzeichnet, ist nicht echt. Die Aktivist:innen wiesen schnell darauf hin, dass das Video eine "computergenerierte Animation" sei, die nicht von ihnen stamme. Dennoch wurde das Video rund 45.000-mal retweetet.
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Deepfake - täuschend echte Video-Manipulation
7. Sind die Zitate echt?
Erfundene Zitate, insbesondere von Politiker:innen, schleichen sich häufig in Falschmeldungen ein und sind sehr manipulativ. Du kannst sie leicht enttarnen, indem du sie wörtlich in eine Suchmaschine eingibst. Das lohnt sich vor allem, wenn du auf Zitate ohne Quellenangabe, Ort und Datum stößt.

Für die Politik und Diplomatie können gefälschte Zitate gefährliche Folgen haben.
© picture alliance/Associated Press | Maxim Blinov
Dasselbe kannst du bei sogenannten Kettenbriefen tun, die über Messenger wie WhatsApp oder Telegram kursieren und sich nicht zurückverfolgen lassen. Google dafür einfach den Wortlaut des Textes und schaue, ob du bei seriösen Quellen etwas dazu finden kannst.
Diese Fact-Checking-Organisationen prüfen Medieninhalte - auch zum Ukraine-Krieg
Warum verbreiten sich Fake News so gut?
Fake News funktionieren deshalb, weil sie manchen Menschen helfen, ihr persönliches Weltbild, ihre Glaubens-Grundsätze und ihre soziale Identität zu stärken. Außerdem vertrauen Menschen Nachrichten, wenn sie einen persönlichen Bezug zu ihrer Quelle haben, etwa dem Familien- und Freundeskreis oder gar Prominenten wie Influencer:innen.
Besonders effektiv können sich Falsch-Informationen in sozialen Netzwerken und Messengern wie Twitter, Facebook, TikTok und Telegram verbreiten.

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump prägte den Begriff der Fake News. Er selbst teilte sie vorrangig über Twitter.
© Imago/Arnulf Hettrich
Da sich diese großen Plattformen an Klicks, Shares, Likes und Followern orientieren, kursieren gewisse Posts sehr weitläufig. Durch ihre Beliebtheit wird ihnen oft ein Wahrheitsgehalt unterstellt - auch wenn sie eigentlich falsche Meldungen verbreiten.
Fake News können gefährliche Folgen haben
Fake News können Gesellschaft und Politik schwerwiegend beeinflussen. Denn falsche Informationen zu politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zusammenhängen schüren Misstrauen und Skepsis.
Sie erschweren so nicht nur Diskussionen und Konfliktlösungen, sondern können durch politische Hetze, Stimmungsmache oder gar der Verbreitung von Propaganda zur Spaltung der Gesellschaft beitragen.

Dass Fake News gefährlich sein können, bewies einmal mehr Donald Trump: Nach seiner Wahl-Niederlage verbreitete er über diverse Nachrichten-Kanäle die Lüge, ihm sei der Wahlsieg gestohlen worden. Seine Anhänger:innen stürmten daraufhin am 6. Januar 2021 das US-Kapitol.
© Imago/ZUMA Wire
Im schlimmsten Fall führt die Verbreitung von Desinformation bei manchen Menschen dazu, dass sie generell nicht mehr an die Existenz von Fakten glauben. So entstehen Verschwörungstheorien und Irrglauben - wie etwa, dass Bill Gates mit der Corona-Impfung die Weltherrschaft an sich reiße wolle.