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Erhöhung des Leitzinses: So wirkt sich das auf deinen Alltag aus

  • Veröffentlicht: 03.02.2023
  • 13:32 Uhr
  • Galileo

Der Leitzins wird zum fünften Mal in Folge erhöht. Damit soll vor allem die hohe Inflation bekämpft werden. Was der Leitzins überhaupt ist, was die Anhebung für deine Geldanlagen und deinen Alltag bedeutet, erfährst du hier. Im Clip: Was die Europäische Zentralbank eigentlich ist und macht.

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Das Wichtigste zum Thema Leitzinsen

  • Die Europäische Zentralbank (EZB) erhöht den Leitzins zum fünften Mal - er steigt im März auf 3,0 Prozent. Im Juli 2022 wurde erstmals seit über zehn Jahren eine Erhöhung beschlossen.

  • Die erneute Erhöhung des Leitzinses um 0,5 Prozent, ist vor allem als Reaktion auf die weiterhin hohe Inflation zu sehen. So lag die Inflation im Januar im Euroraum bei 8,5 Prozent. Die Rate ist gesunken, aber immer noch auf einem hohen Niveau.

  • Die Preisanstiege werden durch verschiedene Faktoren beeinflusst: den russischen Krieg in der Ukraine, immer noch nicht wieder eingespielte Lieferketten und Knappheit bei einigen Waren.

  • Von einem Prozent im Jahr 2010 war der Leitzins in den vergangenen Jahren immer weiter gefallen, seit 2016 lag er bei null Prozent.

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Diese Bedeutung hat der Leitzins

Der Leitzins wird von Zentralbanken gesteuert - in Europa von der Europäischen Zentralbank (EZB). Mit der Veränderung des Leitzinses versucht die EZB Einfluss unter anderem auf das Preis-Niveau zu nehmen.

Maßgeblichen Einfluss nimmt der Leitzins auf Banken. Denn die Höhe des Leitzinses wirkt sich direkt auf den Zins aus, mit dem sich Geschäftsbanken kurz- und mittelfristig Geld von der Zentralbank leihen können oder wenn sie überschüssiges Geld bei der Zentralbank hinterlegen.

Leitzins-Erhöhung: Das bedeutet sie für dich

💶 Durch die Erhöhung des Leitzinses ist es für Banken teurer geworden, Geld von der Zentralbank zu leihen. Das versuchen sie auszugleichen, indem die Banken ihre eigenen Zinsen erhöhen.

📊 Für Banken kann es billiger sein, sich Geld von ihren Kund:innen zu leihen - beispielsweise in Form von Tagesgeld - als von der Zentralbank: Sie bieten ihren Kund:innen einen niedrigeren Zins, als sie selbst bei der Zentralbank bezahlen müssten.

📈 Geld, das als Tagesgeld oder auf einem Sparkonto bei einer Bank liegt, könnte von den Banken damit höher verzinst werden als vor der Erhöhung des Leitzinses. Klassische Geldanlagen bei Banken würden damit an Attraktivität gewinnen. In jüngerer Vergangenheit gab es auf Tagesgeld keine Zinsen oder sogar nur Negativzinsen.

💰 Für Anleger:innen verlieren Risiko-Anlagen wie Aktien oder Kryptowährungen etwas an Bedeutung, wenn es auf sichere Anlagen wie Sparkonten wieder Zinsen gibt.

🛒 Vor allem aber soll die Erhöhung des Leitzinses die Inflation bremsen und einen weiteren Anstieg der Preise unter anderem für Lebensmittel verhindern. Inflation bedeutet: Aufgrund der immer teureren Waren können sich Kund:innen für 100 Euro immer weniger kaufen.

🛍 Für Verbraucher:innen führt ein Rückgang der Inflation dazu, dass das ihnen zur Verfügung stehende Einkommen nicht noch weiter an Wert verliert.

💳 Wer das Geld auf dem Tagesgeld-Konto liegen hatte, sollte bedenken: Solange die Inflation höher ist als der Zinssatz, wird das Geld weniger. Erst wenn eine Geldanlage eine Rendite höher als die Inflation einbringt, vermehrt sich das Geld wirklich wieder.

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So wirkt sich eine hohe Inflation aus

Bei einer starken Inflation steigen Preise deutlich, Geld verliert damit an Wert. Wer für 100 Euro im Supermarkt einkauft, bekommt bei steigender Inflation (und damit immer höheren Preisen) immer weniger Produkte für die 100 Euro.

Als Reaktion auf weniger Waren für die gleiche Geldmenge fordern Arbeitnehmer:innen höhere Gehälter, damit sie wieder alle gewohnten Waren und Dienstleistungen bezahlen können. Das wiederum hat zur Folge, dass die Unternehmen höhere Ausgaben zu verzeichnen haben - die sie dann über höhere Preise an Verbraucher:innen weiterreichen.

Galileo vom 2020-02-27

100 Sekunden: Was ist eine Inflation?

Alle haben Angst vor ihr: der Inflation. Das Geld verliert dabei an Wert - oder etwa nicht? In "100 Sekunden" erklären wir, wie Inflation funktioniert und wie die EZB beispielsweise gegensteuern kann.

  • Video
  • 01:40 Min
  • Ab 12
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So wirkt sich die Leitzins-Erhöhung auf Kredite aus

🔖 Die Leitzins-Erhöhung wirkt sich deutlich auf den Kredit-Markt aus: Kredite für Unternehmen und Verbraucher:innen werden teurer.

🏦 So beeinflussen die steigenden Zinsen direkt auch die Kreditzinsen: Wer jetzt einen neuen Kredit abschließt, muss mit höheren Zinsen rechnen. Zudem erwarten Banken mit steigenden Preisen und der hohen Inflation vermehrt Kreditausfälle. Dieses für sie höhere Risiko versuchen sie über eine weitere Anhebung der Kreditzinsen auszugleichen.

🏡 Steigende Kreditzinsen spüren vor allem Immobilien-Käufer:innen: Bei einem langfristigen Kredit in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro macht es einen großen Unterschied, wenn sich der Zins um auch nur eine Prozentzahl erhöht.

📉 Aber auch Unternehmen reduzieren bei steigenden Zinsen ihre Investitionen über Kredite.

🗂 Letztlich spürt auch der Staat die steigenden Zinsen: Auch er muss sich über Kredite Geld beschaffen - das wird damit teurer. Finanziert der Staat also jetzt Ausgaben über Kredite, werden diese teurer als noch vor der Leitzins-Erhöhung.

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Indirekte Folgen der Leitzins-Erhöhung

  • Mittelfristig sorgt die Leitzins-Erhöhung dafür, dass sich weniger Menschen bestimmte Produkte kaufen - die Nachfrage sinkt. Nur wer sich das Geld nicht über einen Kredit leihen muss oder wem die steigenden Kreditzinsen nichts ausmachen, kauft sich beispielsweise ein teures Fahrrad.

  • Mit der sinkenden Nachfrage müssen Unternehmen auch ihre Preise reduzieren, damit sie weiter ihre Produkte verkaufen können.

  • Der Rückgang der Verkaufszahlen setzt dann die Angestellten bei Unternehmen unter Druck: Ihre Arbeitgeber wollen Geld sparen. Dazu könnten sie versuchen, die Zahl der Angestellten zu reduzieren und die Lohnkosten nach Möglichkeit zu senken.

  • Treten diese Effekte ein, ist damit auch die Inflation deutlich eingebremst - was als Ziel der Zentralbank bei der Erhöhung des Leitzinses galt. Letztlich will die EZB eine Preis-Stabilität: Keine zu hohe Inflation, aber gleichzeitig auch keine zu hohen Zinsen, damit Verbraucher:innen und Unternehmen Geld ausgeben und investieren.

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