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Weihnachtsbrauch

Küssen unterm Mistelzweig: Warum das Glück bringen soll

  • Aktualisiert: 09.12.2023
  • 05:00 Uhr
  • Claudia Frickel

Ein Mistelzweig bringt angeblich die große Liebe, wenn sich ein Pärchen darunter küsst. Die Pflanze wehrt der Sage nach aber auch Dämonen ab oder soll gegen Krankheiten helfen. Wir erklären, woher der Weihnachtsbrauch kommt und ob Misteln giftig sind.

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Das musst du über Mistelzweige wissen

  • In der Adventszeit hängen darum in vielen Türrahmen Mistelzweige an einem roten Band. Das Ritual gehört schon seit Jahrhunderten zu den typischen Bräuchen an Weihnachten.

  • Treffen sich zwei Menschen unter einem Mistelzweig, sollen sie sich küssen - das verhilft ihnen angeblich zu Glück. Manche glauben sogar, dass der Kuss ewige Liebe bedeutet.

  • Misteln galten schon in Antike und Mittelalter als geheimnisvoll und etwas Besonderes - zum Beispiel als Glücksbringer und Heilpflanzen. Im Volksmund wurden sie darum auch Hexenkraut, Druidenfuß und Hexenbesen genannt. Auch der Zaubertrank bei Asterix und Obelix besteht aus Misteln.

  • Die Mistel ist eine immergrüne Pflanze und heißt darum auch Wintergrün. Als Halbschmarotzer wächst sie hoch oben auf Bäumen und zweigt diesen Wasser und Nährstoffe ab. Sie bildet große Kugeln in den Kronen.

  • Die Pflanzen sind giftig - abgesehen von den Mistel-Beeren. Warum du sie trotzdem nicht essen solltest, erfährst du weiter unten

So sehen Misteln aus

Es ist ein Weihnachtsbrauch, einen Mistelzweig im Türrahmen aufzuhängen.
Es ist ein Weihnachtsbrauch, einen Mistelzweig im Türrahmen aufzuhängen.© Getty Images / Sckrepka
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Mistelzweige und Küsse: Darum geht’s bei dem Brauch

💏 Der Legende nach bringt es Paaren Glück, wenn sie sich unter einem Mistelzweig küssen. Diesen Weihnachts- oder Silvester-Brauch gibt es in Nordamerika und in vielen europäischen Ländern.

😘 Seit Jahrhunderten sind verschiedene Rituale bekannt. In England war es etwa wichtig, dass der Zweig möglichst viele Beeren hat. Denn nach jedem Kuss musste eine gepflückt werden. Je mehr Beeren, desto mehr Küsse

🚧 Kritisch zu sehen ist der Sexismus hinter dem Brauch: Angeblich darf eine junge Frau nicht ablehnen, unter dem Mistelzweig geküsst zu werden - ein junger Mann aber schon.

⛪ Noch schlimmer: Steht eine junge Frau unter dem Mistelzweig und bleibt ungeküsst, wird sie der Sage nach im nächsten Jahr nicht heiraten.

🛌 Extrem kitschig: Liegt in der Silvesternacht ein Zweig unter dem Kopfkissen, träumt ein Mädchen angeblich von ihrem späteren Ehemann.

🛑 Wichtig ist: All diese Sagen stammen aus einer anderen Zeit und haben natürlich nichts mit der Realität zu tun. Außerdem solltest du dich in keiner Situation gezwungen fühlen, jemanden zu küssen.

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Unter dem Mistelzweig küssen: Woher kommt der Brauch?

💋 Warum wir uns unter einem Mistelzweig küssen, ist nicht ganz klar. Es existieren verschiedene Theorien, wie der Brauch entstanden ist.

🍻 Das römische Fest der Saturnalien wurde am 17. Dezember zu Ehren des Gottes Saturn gefeiert. Im Zentrum standen neben viel Alkohol auch alle möglichen sexuellen Ausschweifungen. Die Gäste schenkten sich zusätzlich Mistelzweige als Zeichen der Freundschaft.

🤝 In Skandinavien schlossen Krieger einen Waffenstillstand, wenn sie unter einer Mistel im Wald zufällig aufeinandertrafen.

🏹 In der germanischen Sagenwelt wollte Gott Loki den Sohn der Liebesgöttin Frigga töten, Baldur. Alle Tiere und Pflanzen mussten ihr versprechen, Loki nicht zu helfen. Leider vergaß sie die Mistel. Prompt starb Baldur durch Misteln an einer Pfeilspitze. Die Tränen Friggas verwandelten sich in die weißen Beeren. Nach drei Tagen holte sie Baldur ins Leben zurück - und küsste jeden, der unter einem Mistelzweig stand. Außerdem musste Misteln versprechen, allen Glück zu bringen.

📕 Im prüden, viktorianischen England wurde der Kuss unter dem Mistelzweig durch Romane populär. Er war so beliebt, weil sich jungen Menschen so näherkommen konnten. Die strenge Etikette erlaubte ansonsten körperliche Nähe nicht.

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Die Mistel als historischer Glücksbringer und magische Pflanze

  • Weil die Mistel auf Bäumen wächst, galt sie schon in der Antike als mysteriös und etwas Besonderes. Wie konnte sie dorthin kommen und immer grün sein? Sie musste von Göttern gesandt sein oder Zauberkräfte haben!
  • Der griechische Arzt Hippokrates nutzte sie vor 2.300 Jahren schon als Heilpflanze - vor allem gegen die sogenannte Milchsucht. So nannte man damals Hypochondrie.
  • Für German:innen und Kelt:innen war die Mistel heilig. Sie schnitten die Zweige als Glücksbringer ab. Druiden, also keltische Priester, brauten aus den Pflanzen Zaubertränke. Diese sollten zum Beispiel zu ewigem Leben führen oder unbesiegbar machen. Wichtig war allerdings, dass die Mistel am sechsten Tag nach Vollmond mit einer goldenen Sichel geschnitten wurde.
  • Auf diese Bräuche spielt übrigens auch "Asterix und Obelix" an: Der Druide Miraculix nutzt eine goldene Sichel, um Mistel vom Baum zu holen. Daraus braut er den Zaubertrank, der Gallier stark macht.
  • Im Mittelalter verwendeten Kräuter-Expert:innen Misteln als Heilkraut. Sie sollten gegen Erfrierungen und bei starken Blutungen helfen. Weil die Pflanze oben wächst und nicht zu Boden fällt, wurde sie auch gegen Epilepsie eingesetzt, damals Fallsucht genannt.
  • Außerdem nutzten Menschen die Mistel als Schutzpflanze vor Dämonen, bösen Geistern und Hexen. Sie trugen sie als Amulett oder hängten sie an Haustüren oder in Dachstühlen auf.

Misteln: Das musst du über die Pflanze wissen

Misteln sind Pflanzen mit immergrünen, länglichen Blättern und weißen Beeren. Was viele nicht wissen: Misteln sind eigentlich Halbparasiten. Bäume sind ihre Wirte, auf denen sie sich einnisten und von denen sie sich ernähren.
Misteln sind Pflanzen mit immergrünen, länglichen Blättern und weißen Beeren. Was viele nicht wissen: Misteln sind eigentlich Halbparasiten. Bäume sind ihre Wirte, auf denen sie sich einnisten und von denen sie sich ernähren.© Getty Images / Oksana_Schmidt
Misteln sind durch ihr besonderes Aussehen erkennbar: Sie wachsen als Kugeln auf ihren Wirten und entwickeln dabei einen Durchmesser von bis zu 1,5 Metern. Im Winter sind sie gut zu erkennen, im Sommer werden sie oft von Blättern verdeckt.
Misteln sind durch ihr besonderes Aussehen erkennbar: Sie wachsen als Kugeln auf ihren Wirten und entwickeln dabei einen Durchmesser von bis zu 1,5 Metern. Im Winter sind sie gut zu erkennen, im Sommer werden sie oft von Blättern verdeckt.© Getty Images / Thomas Faull
Misteln verbreiten sich durch Vögel von Baum zu Baum. Diese essen nämlich die weißen Beeren der Mistel und verbreiten die Samen über ihren Kot auf andere Bäume. Die Beeren sind aber auch sehr klebrig und werden zudem über das Gefieder oder den Schnabel transportiert.
Misteln verbreiten sich durch Vögel von Baum zu Baum. Diese essen nämlich die weißen Beeren der Mistel und verbreiten die Samen über ihren Kot auf andere Bäume. Die Beeren sind aber auch sehr klebrig und werden zudem über das Gefieder oder den Schnabel transportiert.© Getty Images / KatarinaGondova
Die Mistel wächst extrem langsam. Erst nach fünf Jahren blüht sie erstmals. Die Mistelzweige, die wir als Weihnachtsdeko verwenden, sind oft schon acht bis zehn Jahre alt. Insgesamt können sie 20 bis 30 Jahre alt werden.
Die Mistel wächst extrem langsam. Erst nach fünf Jahren blüht sie erstmals. Die Mistelzweige, die wir als Weihnachtsdeko verwenden, sind oft schon acht bis zehn Jahre alt. Insgesamt können sie 20 bis 30 Jahre alt werden.© Getty Images / HansJoachim
Misteln sind Pflanzen mit immergrünen, länglichen Blättern und weißen Beeren. Was viele nicht wissen: Misteln sind eigentlich Halbparasiten. Bäume sind ihre Wirte, auf denen sie sich einnisten und von denen sie sich ernähren.
Misteln sind durch ihr besonderes Aussehen erkennbar: Sie wachsen als Kugeln auf ihren Wirten und entwickeln dabei einen Durchmesser von bis zu 1,5 Metern. Im Winter sind sie gut zu erkennen, im Sommer werden sie oft von Blättern verdeckt.
Misteln verbreiten sich durch Vögel von Baum zu Baum. Diese essen nämlich die weißen Beeren der Mistel und verbreiten die Samen über ihren Kot auf andere Bäume. Die Beeren sind aber auch sehr klebrig und werden zudem über das Gefieder oder den Schnabel transportiert.
Die Mistel wächst extrem langsam. Erst nach fünf Jahren blüht sie erstmals. Die Mistelzweige, die wir als Weihnachtsdeko verwenden, sind oft schon acht bis zehn Jahre alt. Insgesamt können sie 20 bis 30 Jahre alt werden.
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Die Mistel und ihre Heilwirkung: Wofür soll sie gut sein?

💉 Misteln wird bis heute eine heilende Wirkung zugesprochen. Sie haben angeblich viele gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe, die beruhigend und blutstillend wirken sollen. Das ist aber umstritten.

🩺 Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wird die Mistel auch als Heilmittel gegen Krebs angepriesen. Angeblich soll sie Tumore aushungern. Allerdings gibt es laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum keine Beweise dafür. Indizien deuten aber auf eine bessere Lebensqualität.

🧪 Bestimmte Stoffe in der Mistel sollen angeblich auch das Immunsystem anregen. In der Naturheilkunde werden Mistelpräparate manchmal eingesetzt, um Arthrosen zu behandeln.

🍵 Tees oder Tropfen aus der Pflanzenheilkunde sollen angeblich bei Bluthochdruck, Verdauungsproblemen oder starken Menstruations-Blutungen helfen. Auch in der Geburtshilfe sowie gegen Krampfadern und Gelenkschmerzen wird die Mistel angewendet.

Sind Misteln giftig für Menschen, Hunde und Katzen?

🐶 Mistelzweige als Weihnachtsschmuck sind schöne Deko-Objekte. Du solltest aber aufpassen, dass Kinder und Haustiere der Pflanze nicht zu nah kommen.

🐈 Für Hunde, Katzen, Pferde und andere Tiere sind alle Teile der Pflanze giftig. Werden diese verzehrt, kann es zu Erbrechen, Durchfall und Bauchkrämpfen kommen.

💀 Stängel und Blätter sind für Menschen leicht giftig. Sie können nach Angaben der Giftzentrale Bonn die Haut und Schleimhäute reizen, wenn sie berührt oder gegessen werden. Seltener kommt es auch zu Durchfall und Bauchschmerzen.

🫗 Die Beeren sind nicht giftig. Aber sie sind so klebrig, dass sie im Rachen hängen bleiben können. Das ist sehr unangenehm. Hast du sie geschluckt, solltest du möglichst viel trinken.

Misteln und Naturschutz: Darf ich sie einfach abschneiden?

  • Misteln stehen nicht unter Naturschutz. Als Privatperson darfst also du ein Büschel davon abschneiden und mit nach Hause nehmen. Allerdings ist das nicht so einfach: Die Mistel wächst ja hoch oben im Baum.
  • Außerdem musst du unbedingt aufpassen, dass du den Baum nicht beschädigst. Das Problem: Die Mistel ist fest mit dem Wirt verwachsen. Du darfst sie also nicht abreißen. Benutze eine Schere oder ein Messer.
  • Einfacher ist es, einen Mistelzweig auf dem Weihnachtsmarkt oder im Supermarkt zu kaufen.

Häufige Fragen zu Mistelzweigen

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