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Medizin, Frieden, Literatur und Co.: Wer dieses Jahr die Nobelpreise gewinnt

  • Veröffentlicht: 10.10.2022
  • 14:39 Uhr
  • Sven Hasselberg

Es ist es wieder so weit: Die Gewinner:innen der Nobelpreise wurden bekannt gegeben. Wir erklären dir, warum es ihn gibt - und wer entscheidet, an wen er geht. Im Clip: Was ist der Nobelpreis eigentlich?

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Das Wichtigste zum Thema Nobelpreise

  • Der schwedische Erfinder des Dynamits, Alfred Nobel (1833 bis 1896), stiftete den Preis in seinem Testament. Die Verleihung findet seit 1901 jedes Jahr an seinem Todestag, dem 10. Dezember, in Stockholm und Oslo statt.

  • Schon zwei Monate im Voraus warten Forschende, Schriftsteller:innen und Co. schon sehnsüchtig auf einen Anruf aus dem Norden. Denn die Stiftung gibt die Träger:innen der Nobelpreise schon im Oktober bekannt.

  • Der Preis gilt als höchste Auszeichnung der Wissenschaft. Er wird in den Kategorien Physik, Chemie, Medizin, Literatur und Frieden verliehen. Seit 1969 gibt es auch einen Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften.

  • Die Verleihung fiel während der Weltkriege aus. Auch wurde der Preis manchmal nicht vergeben, wenn das Komitee keine Kandidatin oder keinen Kandidaten für würdig hielt.

  • 2022 ist jeder Preis mit rund 920.000 Euro dotiert. In einem Jahr können sich mehrere Personen den Preis und somit auch die Summe teilen. Außerdem erhalten die Preisträger:innen eine Urkunde und eine Medaille.

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Die Jurys und ihre diesjährigen Preisträger:innen

🌌 Physik: Die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften vergibt den Preis. Für ihre Leistungen in der Quantenforschung teilen sich in diesem Jahr drei Wissenschaftler die Ehre: Alain Aspect (Frankreich), John Clauser (USA) und Anton Zeilinger (Österreich).

🧪 Chemie: Auch hier entscheidet die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften. 2022 erhält ebenfalls ein Trio den Chemie-Nobelpreis: Carolyn Bertozzi und Barry Sharpless aus den USA sowie der Däne Morten Meldal. Gemeinsam haben sie bedeutende Entwicklungen zum Aufbau von Molekülen vorangetrieben.

🩺 Medizin: Die renommierteste Medizin-Universität Schwedens, das Karolinska Institut, bestimmt die Preisträger:innen. Der Medizin-Nobelpreis 2022 geht an den Schweden Svante Pääbo, der am Leipziger Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie tätig ist. Die Auszeichnung erhält er für die bahnbrechende Erforschung des Neandertaler-Genoms.

📚 Literatur: Die Schwedische Akademie für Sprache und Literatur sucht die Gewinnerin oder den Gewinner aus. 2022 ist das Annie Ernaux. Sie zählt seit Jahren zu den erfolgreichsten Schriftstellerinnen Frankreichs. In ihrer Literatur blickt sie auf ihre eigene Vergangenheit zurück und reflektiert gleichzeitig gesellschaftliche Strukturen.

🕊 Frieden: Fünf Vertreter:innen des norwegischen Parlamentes "Storting" wählen die Preisträger:innen. Der Friedensnobelpreis kann nicht nur an Personen, sondern auch an ganze Organisationen verliehen werden. Angesichts des russischen Angriffskriegs zeichnet das Komitee die Menschenrechts-Organisationen "Zentrum für bürgerliche Freiheiten" (Ukraine) und "Memorial" (Russland) aus - gemeinsam mit dem Rechtsanwalt Ales Bjaljazki, der als politischer Gefangener im belarussischen Gefängnis sitzt. Sie alle verbindet ihr jahrelanger Kampf gegen den Machtmissbrauch autoritärer Systeme, lautet die Begründung des Komitees.

💰 Wirtschaft: Dieser Gedächtnispreis stammt nicht von Nobel. Die schwedische Reichsbank stiftete ihn 1969 zu ihrem 300-jährigen Bestehen. Auch ihn vergibt die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften. Der diesjährige Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht an drei Experten aus den USA: Ben Bernanke, Douglas Diamond und Philip Dybvig. Sie erhalten die Auszeichnung für ihre Forschung über Banken und Finanzkrisen, so das Komitee.

In diese Länder gingen bisher die meisten Nobelpreise

Diese Länder sammelten die meisten Nobelpreise. Stand: 10. Oktober 2022.
Diese Länder sammelten die meisten Nobelpreise. Stand: 10. Oktober 2022.
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Galileo vom 2019-10-07

Fakten und Kurioses zum Nobelpreis

Wer den Nobelpreis gewinnt, der hat wirklich Herausragendes geleistet. Allerdings können nicht alle Wissenschaftler auf die renommierte Auszeichnung hoffen, und einige Preisträger haben sie nur bedingt verdient.

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  • Ab 12

Ein preiswürdiges Testament

1867 erfand der Schwede Alfred Nobel das Dynamit, indem er sensibles Nitroglyzerin kontrollierbar binden konnten. Mit dieser Erfindung und insgesamt 355 Patenten, verdiente er für die damalige Zeit ein unglaubliches Vermögen.

In seinem Testament verfügte er, dass sein Erbe in eine Stiftung fließt und, dass die Zinsen des angelegten Geldes die Preissumme bilden. Bei seinem Tod, 1896, waren das nach heutigem Wert rund 300 Millionen Euro. Der Preis soll jedes Jahr an die Personen verliehen werden, die der Menschheit auf ihrem Gebiet von größtem Nutzen gewesen seien.

Alfred Nobels Profil ziert auch die Medaille, die jede:r Nobelpreis-Gewinner:in bekommt.
Alfred Nobels Profil ziert auch die Medaille, die jede:r Nobelpreis-Gewinner:in bekommt.© Getty Images

Nobel bestimmte auch, dass der schwedische König den Preis jährlich an seinem Todestag, dem 10. Dezember, überreichen sollte. Da Norwegen damals noch zum schwedischen Königreich gehörte, entschied Nobel, dass der Friedensnobelpreis als einziger nicht in Stockholm, sondern in Oslo verliehen wird.

Frühere Preisträger:innen können Nominierungen einreichen. Das gilt auch für Professorinnen und Professoren spezieller Universitäten und Mitglieder von Akademien. Kandidat:innen für den Friedenspreis können die Mitglieder von Parlamenten, Regierungen, internationalen Gerichten und Instituten vorschlagen.

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Besondere Preisträger:innen

🎓 Jüngste Gewinnerin: Die Friedensnobelpreisträgerin 2014, Malala Yousafzai, war erst 17 Jahre alt. Die Pakistanerin erhielt die Auszeichnung für ihren Einsatz für die Rechte von Kindern und speziell für den Kampf für gleiche Bildungschancen.

👨‍🦳 Ältester Gewinner: 2019 erhielt John B. Goodenough mit 97 Jahren den Nobelpreis für Chemie. Der US-Amerikaner wurde 1922 in Deutschland geboren und erhielt die Auszeichnung für seinen Beitrag zur Entwicklung der Lithium-Ionen-Batterie.

🏅🏅 Doppeltes Glück: Marie Curie erhielt 1903 den Preis für Physik und 1911 den für Chemie. John Bardeen bekam 1956 und 1972 den Physikpreis. 1958 und 1980 erhielt Frederick Sanger jeweils den Preis für Chemie. Linus Pauling erhielt 1954 den Chemienobelpreis für seine Forschung zu chemischen Bindungen und 1963 den Friedensnobelpreis für seinen Einsatz gegen Atomwaffentests. Barry Sharpless, der 2022 den Chemie-Nobelpreis bekommt, erhielt die Auszeichnung schon mal 2001.

🕯 Posthum: Der Schwede Dag Hammarskjöld erhielt 1961 nach seinem Tod den Friedensnobelpreis für den Aufbau der UN. Auch der schwedische Lyriker Erik Axel Karlfeldt erlebte die Verleihung seines Literaturnobelpreises 1931 nicht. 2011 erhielt der Kanadier Ralph Steinman den Medizin-Preis posthum für seine Entdeckungen in der Immunbiologie.

🛑 Verweigerer: Der französische Literatur-Nobelpreisträger Jean-Paul Sartre lehnte die Auszeichnung 1964 ab. Er hatte Preise stets zurückgewiesen. 1973 schlug der Vietnamese Le Duc Tho den Friedensnobelpreis aus. Er sollte ihn für das Verhandeln eines Endes des Vietnamkriegs erhalten, wollte dies aber wegen der schwierigen Situation in Vietnam nicht.

🕊 In Abwesenheit: Drei Friedensnobelpreisträger:innen konnten ihre Medaillen nicht entgegennehmen, da sie im Gefängnis saßen: 1935, der deutsche Journalist Carl von Ossietzky für seinen Kampf gegen die Nazis. 1991, Politikerin Aung San Suu Kyi für ihren Demokratie-Einsatz in Myanmar. 2010, der chinesische Menschenrechtsaktivist Liu Xiaobo. Auch ein aktueller Preisträger ist dabei: Ales Bjaljatzki sitzt zur Bekanntgabe seiner Auszeichnung aktuell in Belarus im Gefängnis.

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Berühmt und genial! Wie gut kennst du diese Nobelpreisträger:innen?

Das steckt hinter dem alternativen Nobelpreis

Der Schwede Jakob von Uexküll bat die Nobelstiftung Ende der 70er-Jahre zwei neue Kategorien zu schaffen. Sie sollten Verdienste um den Kampf für Ökologie und  bessere Lebensbedingungen für die Menschheit ehren. Er wollte sich finanziell beteiligen.

Da die Nobelstiftung ablehnte, verkaufte er seine Briefmarkensammlung für eine Millionen Dollar und gründete die Right-Livelihood-Stiftung. Seit 1980 gibt es daher den Right-Livelihood-Award. Oft wird er als "alternativer Nobelpreis" bezeichnet.

Jeder Mensch darf eine Nominierung einsenden. Der Preis wird aus Spenden generiert. Bisher erhielten ihn 190 Menschen aus 74 Ländern. Im September 2022 wurden die Gewinner:innen gekürt. Jede:r erhielt rund 90.000 Euro.

2022 sind die vier Preisträger:innen:

  • Oleksandra Matwijtschuk aus der Ukraine setzt sich als Menschenrechts-Aktivistin nicht nur für den Aufbau demokratischer Strukturen ein, sondern kämpft auch für die internationale Strafverfolgung von Kriegsverbrechen. Damit geht der Preis das erste Mal in die Ukraine.
  • Fartuun Adan und Ilwad Elman werden als Mutter-Tochter-Gespann für ihre Arbeit in ihrem Heimatland Somalia ausgezeichnet. Sie engagieren sich beispielsweise für die Entmilitarisierung, in dem sie ehemalige Kindersoldat:innen unterstützen.
  • Die Organisation "Cecosesola" aus Venezuela lieferte mit einem solidarischen Wirtschaftsmodell einen Gegenvorschlag zu profitgesteuerten Volkswirtschaften.
  • Die Organisation "Africa Institute für Energy Governance" aus Uganda setzt sich für Klimagerechtigkeit ein.
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