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Statuen stürzen: Was dafür und was dagegen spricht

  • Veröffentlicht: 16.07.2020
  • 18:45 Uhr
  • Galileo

Im Zuge der "Black Lives Matter"-Bewegung stürzen Protestler weltweit strittige Denkmäler und fordern die Änderung heikler Straßennamen - auch in Deutschland. Notwendige Maßnahme oder wirkungsloser Vandalismus? Wir haben alle Argumente für dich im Überblick.

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Dafür oder Dagegen: Das Voting-Ergebnis

So haben die Zuschauer in der Galileo-App abgestimmt.

76 Prozent der Galileo-Zuschauer sind gegen das Stürzen von Statuen.
76 Prozent der Galileo-Zuschauer sind gegen das Stürzen von Statuen.© Galileo
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Wo liegt das Problem mit manchen Denkmälern und Straßennamen?

Der gewaltsame Tod des US-Amerikaners George Floyd hat weltweit Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt ausgelöst. Als ein wichtiges Antirassismus-Zeichen sehen Demonstranten die Beseitigung mancher Statuen und Straßennamen von Persönlichkeiten, die in Verbindung mit Diskriminierung, Ausbeutung oder sogar Ermordungen stehen.

In Bristol (England) störten sich Kritiker schon länger an der Statue des dort geborenen Edward Colston (1636–1721). Am 7. Juni 2020 versenkten Aktivisten sie im Hafenbecken. Colston spendete zwar für Schulen und Krankenhäuser, war aber eben auch Sklavenhändler, der für die Königlich-Afrikanische Gesellschaft insgesamt etwa 80.000 Menschen versklavte.
In Bristol (England) störten sich Kritiker schon länger an der Statue des dort geborenen Edward Colston (1636–1721). Am 7. Juni 2020 versenkten Aktivisten sie im Hafenbecken. Colston spendete zwar für Schulen und Krankenhäuser, war aber eben auch Sklavenhändler, der für die Königlich-Afrikanische Gesellschaft insgesamt etwa 80.000 Menschen versklavte.© picture alliance/NurPhoto

Diese Statuen stehen in der Kritik

Am 10. Juni 2020 stießen Aktivisten in Saint Paul (USA) eine rund 3 Meter hohe Bronzefigur von Christoph Columbus (1451–1506) um. Der Seefahrer gilt als Entdecker des amerikanischen Kontinents. Kritiker sehen in ihm einen Wegbereiter der Kolonialisierung und der Tötung zahlloser Ureinwohner. Columbus' Verantwortung dafür ist unter Historikern umstritten.
Am 10. Juni 2020 stießen Aktivisten in Saint Paul (USA) eine rund 3 Meter hohe Bronzefigur von Christoph Columbus (1451–1506) um. Der Seefahrer gilt als Entdecker des amerikanischen Kontinents. Kritiker sehen in ihm einen Wegbereiter der Kolonialisierung und der Tötung zahlloser Ureinwohner. Columbus' Verantwortung dafür ist unter Historikern umstritten.© picture alliance/ZUMA Press
Eine mit roter Farbe beschmierte Statue von Otto von Bismarck (1815-1898) im Schleepark in Hamburg-Altona. Bismarck wird angelastet, der Begründer des deutschen Kolonialreichs zu sein. 1884 organisierte er die Kongo-Konferenz in Berlin, auf der Afrika unter den europäischen Ländern aufgeteilt wurde. Für die afrikanische Bevölkerung bedeutet dies 30 Jahre lang Enteignung und Ausbeutung.
Eine mit roter Farbe beschmierte Statue von Otto von Bismarck (1815-1898) im Schleepark in Hamburg-Altona. Bismarck wird angelastet, der Begründer des deutschen Kolonialreichs zu sein. 1884 organisierte er die Kongo-Konferenz in Berlin, auf der Afrika unter den europäischen Ländern aufgeteilt wurde. Für die afrikanische Bevölkerung bedeutet dies 30 Jahre lang Enteignung und Ausbeutung. © picture alliance/Jonas Klüter/dpa
Martin Luther (1483–1546) ist vor allem als Reformator der christlichen Kirche bekannt. Was oft zu kurz kommt: Luther war auch ein Antisemit, der für seinen Judenhass öffentlich einstand. Deshalb werden auch Luther-Denkmäler wie dieses in Worms nicht nur positiv gesehen.
Martin Luther (1483–1546) ist vor allem als Reformator der christlichen Kirche bekannt. Was oft zu kurz kommt: Luther war auch ein Antisemit, der für seinen Judenhass öffentlich einstand. Deshalb werden auch Luther-Denkmäler wie dieses in Worms nicht nur positiv gesehen.© picture alliance/akg-images
Bereits in den 1960er-Jahren ging es dem Denkmal von Hermann von Wissmann (1853–1905) in Hamburg an den Kragen. Der Afrikaforscher ist etwa wegen seiner grausamen Strafexpeditionen im 19. Jahrhundert berüchtigt. So ging er militärisch gegen die Bevölkerung der Kolonien vor. Heute ist das Denkmal in Ausstellungen zu sehen, zum Beispiel wie hier 2018 in Hamburg.
Bereits in den 1960er-Jahren ging es dem Denkmal von Hermann von Wissmann (1853–1905) in Hamburg an den Kragen. Der Afrikaforscher ist etwa wegen seiner grausamen Strafexpeditionen im 19. Jahrhundert berüchtigt. So ging er militärisch gegen die Bevölkerung der Kolonien vor. Heute ist das Denkmal in Ausstellungen zu sehen, zum Beispiel wie hier 2018 in Hamburg.© picture alliance/Georg Wendt/dpa
In Belgien haben Aktivisten das Denkmal des früheren Königs Leopold II. (1835–1909) mit pinker Farbe beschmiert. Nachdem ein Denkmal in Antwerpen nach Protesten bereits entfernt wurde, fordern Kritiker auch die Beseitigung dieser Statue. König Leopold II. hatte im Kongo ein Kolonial-Regime errichtet, das als eines der gewalttätigsten der Geschichte gilt.
In Belgien haben Aktivisten das Denkmal des früheren Königs Leopold II. (1835–1909) mit pinker Farbe beschmiert. Nachdem ein Denkmal in Antwerpen nach Protesten bereits entfernt wurde, fordern Kritiker auch die Beseitigung dieser Statue. König Leopold II. hatte im Kongo ein Kolonial-Regime errichtet, das als eines der gewalttätigsten der Geschichte gilt.© picture alliance/Wiktor Dabkowski
Jean-Baptiste Colbert (1619–1983) war Finanzminister unter dem Sonnenkönig Louis XIV. Er verfasste aber auch den unbarmherzigen "Code Noir". Das Gesetz regelte den gnadenlosen Umgang mit schwarzen Sklaven in den französischen Kolonien. In Paris steht zu seinen Ehren eine Statue, die nach Aufrufen zur Zerstörung von der Polizei bewacht werden soll.
Jean-Baptiste Colbert (1619–1983) war Finanzminister unter dem Sonnenkönig Louis XIV. Er verfasste aber auch den unbarmherzigen "Code Noir". Das Gesetz regelte den gnadenlosen Umgang mit schwarzen Sklaven in den französischen Kolonien. In Paris steht zu seinen Ehren eine Statue, die nach Aufrufen zur Zerstörung von der Polizei bewacht werden soll.© picture alliance/abaca
In vielen deutschen Städten gibt es noch Straßennamen mit Bezug zur Kolonialgeschichte. Durch Berlin etwa läuft die Lüderitzstraße. Sie erinnert an Adolf Lüderitz (1834–1886), der ab 1883 durch Betrug Landbesitz im heutigen Namibia ergaunerte. Andernorts sind Straßen etwa nach Carl Peters (1856–1918) benannt. Er wird als Begründer der damaligen Kolonie "Deutsch-Ostafrika" geehrt. Aufgrund seines grausamen Vorgehens bekam er S
In vielen deutschen Städten gibt es noch Straßennamen mit Bezug zur Kolonialgeschichte. Durch Berlin etwa läuft die Lüderitzstraße. Sie erinnert an Adolf Lüderitz (1834–1886), der ab 1883 durch Betrug Landbesitz im heutigen Namibia ergaunerte. Andernorts sind Straßen etwa nach Carl Peters (1856–1918) benannt. Er wird als Begründer der damaligen Kolonie "Deutsch-Ostafrika" geehrt. Aufgrund seines grausamen Vorgehens bekam er S© picture alliance/Bildagentur-online
Hinter dem "Nachtigalplatz" im afrikanischen Viertel in Berlin-Mitte steckt Gustav Nachtigal (1834-1885). Er gründete die Kolonie Deutsch-Südwestafrika - mit schlimmen Folgen für die einheimische Bevölkerung.
Hinter dem "Nachtigalplatz" im afrikanischen Viertel in Berlin-Mitte steckt Gustav Nachtigal (1834-1885). Er gründete die Kolonie Deutsch-Südwestafrika - mit schlimmen Folgen für die einheimische Bevölkerung.© picture alliance/Bildagentur-online
Auch Unternehmen setzen Signale in der Denkmal-Debatte: So hat Apple in Glasgow/Schottland seinen Store in der Buchanan Street, die nach dem Plantagenbesitzer und Sklavenhalter Andrew Buchanan (1690–1759) benannt ist, in "Apple Glasgow" umbenannt. Eine Petition von Tausenden Glasgowern zur Umbenennung der ganzen Straße war hingegen noch nicht erfolgreich.
Auch Unternehmen setzen Signale in der Denkmal-Debatte: So hat Apple in Glasgow/Schottland seinen Store in der Buchanan Street, die nach dem Plantagenbesitzer und Sklavenhalter Andrew Buchanan (1690–1759) benannt ist, in "Apple Glasgow" umbenannt. Eine Petition von Tausenden Glasgowern zur Umbenennung der ganzen Straße war hingegen noch nicht erfolgreich.© picture alliance/empics
Am 10. Juni 2020 stießen Aktivisten in Saint Paul (USA) eine rund 3 Meter hohe Bronzefigur von Christoph Columbus (1451–1506) um. Der Seefahrer gilt als Entdecker des amerikanischen Kontinents. Kritiker sehen in ihm einen Wegbereiter der Kolonialisierung und der Tötung zahlloser Ureinwohner. Columbus' Verantwortung dafür ist unter Historikern umstritten.
Eine mit roter Farbe beschmierte Statue von Otto von Bismarck (1815-1898) im Schleepark in Hamburg-Altona. Bismarck wird angelastet, der Begründer des deutschen Kolonialreichs zu sein. 1884 organisierte er die Kongo-Konferenz in Berlin, auf der Afrika unter den europäischen Ländern aufgeteilt wurde. Für die afrikanische Bevölkerung bedeutet dies 30 Jahre lang Enteignung und Ausbeutung.
Martin Luther (1483–1546) ist vor allem als Reformator der christlichen Kirche bekannt. Was oft zu kurz kommt: Luther war auch ein Antisemit, der für seinen Judenhass öffentlich einstand. Deshalb werden auch Luther-Denkmäler wie dieses in Worms nicht nur positiv gesehen.
Bereits in den 1960er-Jahren ging es dem Denkmal von Hermann von Wissmann (1853–1905) in Hamburg an den Kragen. Der Afrikaforscher ist etwa wegen seiner grausamen Strafexpeditionen im 19. Jahrhundert berüchtigt. So ging er militärisch gegen die Bevölkerung der Kolonien vor. Heute ist das Denkmal in Ausstellungen zu sehen, zum Beispiel wie hier 2018 in Hamburg.
In Belgien haben Aktivisten das Denkmal des früheren Königs Leopold II. (1835–1909) mit pinker Farbe beschmiert. Nachdem ein Denkmal in Antwerpen nach Protesten bereits entfernt wurde, fordern Kritiker auch die Beseitigung dieser Statue. König Leopold II. hatte im Kongo ein Kolonial-Regime errichtet, das als eines der gewalttätigsten der Geschichte gilt.
Jean-Baptiste Colbert (1619–1983) war Finanzminister unter dem Sonnenkönig Louis XIV. Er verfasste aber auch den unbarmherzigen "Code Noir". Das Gesetz regelte den gnadenlosen Umgang mit schwarzen Sklaven in den französischen Kolonien. In Paris steht zu seinen Ehren eine Statue, die nach Aufrufen zur Zerstörung von der Polizei bewacht werden soll.
In vielen deutschen Städten gibt es noch Straßennamen mit Bezug zur Kolonialgeschichte. Durch Berlin etwa läuft die Lüderitzstraße. Sie erinnert an Adolf Lüderitz (1834–1886), der ab 1883 durch Betrug Landbesitz im heutigen Namibia ergaunerte. Andernorts sind Straßen etwa nach Carl Peters (1856–1918) benannt. Er wird als Begründer der damaligen Kolonie "Deutsch-Ostafrika" geehrt. Aufgrund seines grausamen Vorgehens bekam er S
Hinter dem "Nachtigalplatz" im afrikanischen Viertel in Berlin-Mitte steckt Gustav Nachtigal (1834-1885). Er gründete die Kolonie Deutsch-Südwestafrika - mit schlimmen Folgen für die einheimische Bevölkerung.
Auch Unternehmen setzen Signale in der Denkmal-Debatte: So hat Apple in Glasgow/Schottland seinen Store in der Buchanan Street, die nach dem Plantagenbesitzer und Sklavenhalter Andrew Buchanan (1690–1759) benannt ist, in "Apple Glasgow" umbenannt. Eine Petition von Tausenden Glasgowern zur Umbenennung der ganzen Straße war hingegen noch nicht erfolgreich.
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Statuen stürzen: Das sagen die Befürworter

🛑 Die Ehrung von Rassisten muss aufhören, fordert Tahir Della, Sprecher der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland (ISD). Personen, die für Leid und Verbrechen stehen, sollten nicht mit einer Statue geehrt werden - und von den Nachfahren der Opfer gesehen werden müssen.

😢 Die Statuen verletzen Menschen schlichtweg. Ihre Stimme muss gehört werden.

Egal was man über problematische Statuen sagt: Ihre Wirkung bleibt erhalten. Deshalb müssen sie weg.

💡 Die Statuen sollten entfernt, aber nicht zerstört werden. Eine mögliche Lösung sieht Dr. Urte Evert, Museumsleiterin in der Zitadelle Spandau, in Museen als Endstation für unbeliebte Denkmäler.

Statuen stürzen: Das sagen die Gegner

💰 Statuen sind Kunstwerke, die von früheren Generationen mit einer bestimmten Absicht gemacht worden sind. Ulrike Wendland vom Nationalkomitee für Denkmalschutz verteidigt unbequeme Denkmäler und betont, dass Kulturgut nicht mutwillig zerstört werden darf.

🕰 Mit dem Entfernen der Statuen wird ihre Geschichte ausgelöscht. Sie müssen bewahrt werden, um zu erzählen: Was war Kolonialismus? Mit welcher Arroganz sind die europäischen Völker den afrikanischen oder südamerikanischen Ländern begegnet?

Anstatt Statuen zu entfernen, sollten Denkmäler für die Opfer neben ihnen platziert werden. Die Nachfahren der Opfer könnten diese mit erarbeiten.

🏙 Denkmäler und Straßennamen sind ein Teil der Identität einer Stadt.

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Wer entscheidet in Deutschland eigentlich über Denkmäler und Straßennamen?

📜 Denkmalpflege ist eine Sache der Bundesländer. Jedes Bundesland hat dafür ein eigenes Denkmalschutzgesetz.

✋ Die Vergabe von Straßennamen ist eine Angelegenheit der einzelnen Gemeinden. Meist stimmen Gemeindevertreter schon über die Namen ab, während die Bebauungspläne erst erstellt werden.

📩 Auch Bürger können sich an der Namensvergabe beteiligen. Zum Beispiel kannst du einen Vorschlag zur Abstimmung durch eine Nachricht ans Rathaus schicken.

🏖 Ein Straßenname muss jedoch bestimmte Kriterien erfüllen: Erstens muss er eindeutig sein. Er darf also nur einmal pro Gemeinde vorkommen. Zweitens sollte ein Name wie "Uferstraße" auch in Bezug zur tatsächlichen Lage stehen. Schließlich dienen Straßennamen vor allem der Orientierung.

Straßen umbenennen: Das sagen die Befürworter

🛣 Straßennamen begegnen uns tagtäglich und können daher sehr verletzend sein. Die "Mohrenstraße" in Berlin zum Beispiel ist laut Tahir Della "sowas wie der Stachel im Fleisch der schwarzen Community."

Die Straßennamen wurden nachweislich nicht selbst von den betroffenen Menschen gewählt, sondern von weißen Menschen für schwarze Menschen ausgedacht.

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Aus Mohrenstraße wird Glinkastraße

Jahrelang wurde über diesen Namen gestritten. Nun wird der U-Bahnhof "Mohrenstraße" in Berlin in "Glinkastraße" umbenannt - nach dem russischen Komponisten Michail Glinka. Die Straße selbst behält allerdings ihren Namen.

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Straßen umbenennen: Das sagen die Gegner

🙅‍♂️ Straßennamen sind eine Herkunftsbezeichnung und waren damals nicht als Geringschätzung oder rassistisch gemeint.

😴 Eine Straßen-Umbenennung bedeutet viel Aufwand: Beispielsweise müssen Personalausweise und Briefköpfe geändert werden.

Black-Lives-Matter-Skulptur ersetzt Statue von Sklavenhändler

In der englischen Hafenstadt Bristol haben Rassismus-Gegner heimlich eine Statue des britischen Sklavenhändlers Edward Colston (1636-1721) durch eine Skulptur der Black-Lives-Matter-Aktivistin Jen Reid ersetzt.

Bristol/Großbritannien: Bauarbeiter sichern die neue Statue des britischen Künstlers Marc Quinn mit Seilen, bevor sie wieder entfernt wird.
Bristol/Großbritannien: Bauarbeiter sichern die neue Statue des britischen Künstlers Marc Quinn mit Seilen, bevor sie wieder entfernt wird.© Ben Birchall/PA Wire/dpa

Im Juni hatten Demonstranten die Statue von Colston vom Sockel geholt und in den Hafen von Bristol geworfen. Die Protestierende Jen Reid hatte sich daraufhin auf den Sockel gestellt und war dabei fotografiert worden. Das Foto inspirierte den Londoner Künstler Marc Quinn zu einem Abbild der Aktivistin. Der Titel der Skulptur: "A Surge of Power" ("Eine Welle der Macht").

Doch die Statue war ohne Genehmigung der Stadtbehörden aufgestellt worden. Die Folge: Nur 24 Stunden später wurde sie wieder abtransportiert.

Nun wird sie im Museum aufbewahrt. Der Künstler Marc Quinn und die Aktivistin Jen Reid kündigten bereits an, dass sämtliche Erlöse aus dem Verkauf der Statue an Stiftungen gespendet werden, die sich für eine bessere Vermittlung der Geschichte des Sklavenhandels an britischen Schulen einsetzen.

Die Statue der Aktivistin Jen Reid musste ihren Platz schnell wieder räumen

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Was muss weg? Die Bewertung ist nicht einfach

🕓 Andere Zeiten, andere Sitten

Gesellschaftliche Werte und Haltungen wandeln sich im Laufe der Zeit. Was aus heutiger Sicht als ein Beispiel für alltäglichen Rassismus zählt, haben Menschen vor Jahrzehnten oder Jahrhunderten mit einem anderen Zeitgeist wohl nur selten so wahrgenommen.

Bei der Bewertung einzelner Fälle helfen vor allem Stimmen aus der Wissenschaft. Historiker, Sprachwissenschaftler und Philosophen verstehen sich zwar nicht als Kultur- oder Sprachpolizei, die Erkenntnisse aus ihrer Forschung zu historischen Persönlichkeiten sind bei deren Einschätzung aber wesentlich. Jeder Fall liegt dabei anders und braucht eine eigene Bewertung.

Manchmal ändern sich Meinungen zu historischen Persönlichkeiten im Laufe der Zeit. Einige Historiker fordern etwa auch eine Neubewertung von Immanuel Kant (1724–1804). Durch seine "Kritik der reinen Vernunft" gilt der deutsche Philosoph als einer der wichtigsten Vertreter der Aufklärung. Er habe in seinen Schriften jedoch womöglich auch den europäischen Rassismus mitbegründet.
Manchmal ändern sich Meinungen zu historischen Persönlichkeiten im Laufe der Zeit. Einige Historiker fordern etwa auch eine Neubewertung von Immanuel Kant (1724–1804). Durch seine "Kritik der reinen Vernunft" gilt der deutsche Philosoph als einer der wichtigsten Vertreter der Aufklärung. Er habe in seinen Schriften jedoch womöglich auch den europäischen Rassismus mitbegründet.© picture alliance/Vitaly Nevar/TASS/dpa

Ein grundsätzlicher Vorschlag nicht nur von Wissenschaftlern, sondern auch von Antirassismus-Demonstranten: Gemeinden sollten eher Opfern und Menschen, die sich für sie eingesetzt haben, gedenken. Mahnmale wie etwa das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin zeigen, dass Ehrungen nicht nur der Selbstverherrlichung dienen müssen.

🌍 Rassismus betrifft uns alle

Mindestens genauso wichtig ist allerdings: Denkmalstürze und Namensänderungen allein lösen das Rassismus-Problem nicht. Unerlaubte Denkmalstürze wie der in Bristol, den du oben gesehen hast, sind letztlich eine Form von Vandalismus.

Auch bedeutet eine Beseitigung von Monumenten nicht, dass die historischen Personen vergessen werden sollten. Im Gespräch zu Hause oder im Klassenraum müssen auch die Verbrecher der Geschichte kritisch thematisiert werden. Rassismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Für eine tolerantere und solidarischere Welt kann im Alltag jeder seinen Beitrag leisten.

Du willst mehr im Kampf gegen Rassismus tun?

Amnesty International

Antidiskriminierungsstelle des Bundes

Antidiskriminierungsverband Deutschland

Deutsches Institut für Menschenrechte

Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft

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