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Inklusion 

Special Olympics: Darum ist Sport für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung so wichtig

  • Aktualisiert: 31.01.2024
  • 11:00 Uhr
  • Sven Hasselberg
Special Olympics: Berlin zeichnete sich schon bei den National Games 2022 für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung als Veranstaltungsort aus. Das Foto zeigt die Kanutin Juliana Rössler in ihrem Kayak über 200 Meter. 2023 richtete Berlin die Special Olympics World Games aus.
Special Olympics: Berlin zeichnete sich schon bei den National Games 2022 für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung als Veranstaltungsort aus. Das Foto zeigt die Kanutin Juliana Rössler in ihrem Kayak über 200 Meter. 2023 richtete Berlin die Special Olympics World Games aus.© LOC/camera4/Tilo Wiedensohler

Mit den Special Olympics Nationale Spiele, die jetzt in Thüringen ausgetragen werden, bekommt Sport für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung auch in Deutschland eine große Bühne. Warum der Sport für sie und für eine aktive Teilhabe an der Gesellschaft so wichtig ist, erfährst du hier.

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Das Wichtigste zum Thema Sport für Menschen mit geistiger Behinderung

  • In Deutschland leben rund 320.000 Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Rund acht Prozent von ihnen trainieren regelmäßig.

  • Seit 1991 nimmt ein deutsches Team auch an den Special Olympics World Games teil, den Weltsportspielen für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung.

  • Auch 2024 treten vom 29. Januar bis zum 2. Februar 900 Sportler:innen bei den nationalen Spielen der Special Olympics in Thüringen in zehn Sportarten miteinander an. Du kannst die Special Olympics Nationale Spiele Thüringen 2024 bei Sat.1 verfolgen.

Sport mit geistiger Behinderung und Inklusion

Während Sport für Menschen mit körperlicher Behinderung auch durch die Paralympics mittlerweile eine größere Sichtbarkeit erreicht hat, weiß die Gesellschaft meist wenig über Sport für Athlet:innen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Die Special Olympics World Games 2023 in Berlin sollten das ändern. Rund 7.000 Athlet:innen trafen sich dort zum Wettkampf. Das war die bisher größte Mehrfach-Sportveranstaltung in Deutschland seit den Olympischen Spielen 1972.

Special Olympics Deutschland (SOD) setzt wie die internationale Mutterorganisation auf ein breites Sportangebot in Sommer- wie Wintersportarten, Mannschafts- und Individualsportarten. Niemand soll ausgeschlossen werden, alle mit Spaß ihre sportlichen Ziele verfolgen. Durch eine Einteilung in Leistungsgruppen erhalten nicht nur die Besten eines Landes die Möglichkeit, an Wettbewerben teilzunehmen. So werden für möglichst viele vergleichbare Wettkampfbedingungen geschaffen. Die Organisation sieht sich nicht so sehr als Vertreterin des Spitzensports, sondern eher des Breitensports.

Handball: Hier kämpft das Inklusions-Damen-Team "Wiesel" vom TSG Wiesloch im türkisenen Trikot bei den Special Olympics National Games 2022 gegen SO Denmark in lila. Am Ball ist die Spielerin Margarita Ryltoft Schultz.
Handball: Hier kämpft das Inklusions-Damen-Team "Wiesel" vom TSG Wiesloch im türkisenen Trikot bei den Special Olympics National Games 2022 gegen SO Denmark in lila. Am Ball ist die Spielerin Margarita Ryltoft Schultz.© LOC/Camera4/Annegret Hilse

Das bedeutet auch inklusive Sportangebote. So öffnen sich immer mehr Sportvereine Athlet:innen mit geistiger Behinderung. Besonders wichtig, um Hemmschwellen und Berührungsängste abzubauen, sind die Unified-Sportarten. Hier treiben nicht behinderte Athlet:innen und behinderte Athlet:innen gemeinsam Sport, kämpfen im selben Team. So können sie voneinander lernen. Diese Teams sind aber nicht nur zu Wettbewerben wichtig, sondern vor allem im sportlichen Alltag, im Training auf Vereinsebene, in Schulen oder bei Freizeiteinrichtungen.

Der Sport gibt Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung eine Plattform, verschafft ihnen Sichtbarkeit und hilft ihnen, aktiv an der Gesellschaft teilzuhaben. 

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Special Olympics: Sechs Sportarten mit neuen Regeln

Fußball: Meist wird Sieben gegen Sieben oder Acht gegen Acht gespielt. Es gibt aber auch Fünf gegen Fünf oder das klassische Elf gegen Elf. Es gibt auch Unified-Spiele. Außerdem steht noch Futsal auf dem Programm, eine Art "kleiner Bruder des Fußballes". 

🏇 Reiten: Springreiter:innen müssen Hindernisse überwinden, die allerdings nicht so hoch sind. Neben Dressur, in der Reiter:innen und Pferde harmonisch Figuren zeigen, gibt es die Geschicklichkeitswettbewerbe. Hier absolvieren Reiter:in und Pferd verschiedene Parcours-Stationen - ohne Sprung. Dazu gehören Halten über einer Stange oder das Abreiten eines Zick-Zack-Weges. Auch das Voltigieren, bei dem Sportler:innen akrobatische Kunststücke auf dem Pferd zeigen, gibt es als Disziplin.

🥋 Judo: Die Wettkampffläche ist acht mal acht Meter groß, ein Kampf dauert drei Minuten. Steht es dann unentschieden, gewinnt die Person, die den ersten Punkt macht. Teilnehmer:innen müssen mindestens einen weiß-gelben Gürtel haben und werden durch einen Skilltest vorher in drei Gruppen eingeteilt, um das Leistungsniveau vergleichbar zu halten. Damit niemand vorzeitig ausscheidet, werden Wettkämpfe immer in einem Pool von höchstens sechs Athlet:innen ausgetragen. Jede:r tritt gegen jeden an. Wer die meisten Siege verbuchen kann, gewinnt.

🛶 Kanu: Bei Special Olympics Deutschland werden sowohl Kajakwettbewerbe, also mit Doppelpaddel, angeboten als auch Kanadier, also mit Stechpaddel. International finden nur Kajakrennen statt. Alle Athlet:innen müssen vorher in einem Test über 25 Meter ihre Schwimmkenntnisse zeigen. Sie tragen auch im Boot immer eine Schwimmweste.

🏃‍♂️ Leichtathletik: Lauf, Sprung und Wurf sind im Programm. Läufer:innen absolvieren Strecken von 25 Meter bis zu zehn Kilometern, den Halbmarathon oder den Marathon. Auch Staffeln gehen an den Start. Neben Hochsprung gibt es beim Weitsprung zusätzlich auch Sprünge aus dem Stand. Außer Kugelstoßen gibt es auch Ballwurf und Minispeer-Wurf.

Schneeschuhlaufen: Natürlich gibt es auch zahlreiche Wintersportarten wie Ski Alpin, Langlauf, Eiskunstlauf oder Snowboardfahren und Eisschnelllauf. Neben diesen Klassikern wird auch Schneeschuhlaufen als Wettbewerb ausgetragen. Die finden über Strecken von 25 Metern bis zu zehn Kilometern statt. Außerdem gibt es noch andere spezielle Sportarten, die nur bei Special Olympics im Programm sind.

Ein langer Weg der Anerkennung

Weitsprung: Bei den Special Olympics kann in verschiedenen Wettkämpfen mit Anlauf oder aus dem Stand gesprungen werden. Das Foto zeigt Lea Wohlfahrt bei den National Games 2022 in Berlin.
Weitsprung: Bei den Special Olympics kann in verschiedenen Wettkämpfen mit Anlauf oder aus dem Stand gesprungen werden. Das Foto zeigt Lea Wohlfahrt bei den National Games 2022 in Berlin.© LOC/ camera4/Tilo Wiedensohler

In den 50er- und 60er-Jahren herrschte noch eine Trennung zwischen Sport für Menschen mit und ohne Behinderung. Erst in den 70ern wurden inklusive Ansätze erwogen. Es gab verschiedene, meist regionale kleinere Angebote, die Pionierarbeit leisteten.

International gesehen, fanden die ersten Special Olympics 1968 in den USA statt. 1991 nahm das erste Mal eine deutsche Delegation in Minneapolis teil. Das war auch das Jahr, in dem sich Special Olympics Deutschland gründete. 1992 fand das erste nationale Special Olympics Fußball-Turnier mit 1.200 Teilnehmer:innen in der Lüneburger Heide statt. 1998 gibt es die ersten National Summer Games in Deutschland, 1999 die ersten National Winter Games.

Bis ins Jahr 2000 nahmen Sportler:innen mit geistiger und mehrfacher Behinderung auch an den Paralympics teil. Ein Rückschlag war der Skandal um das spanische Basketball-Team in Sydney. Einige Spieler hatten nur vorgegeben, geistig behindert zu sein. Das führte dazu, dass Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung von den Paralympics ausgeschlossen wurden, da anscheinend erst einmal überdacht werden musste, welche Prüfverfahren in Zukunft angewendet werden sollten. Seit 2012 in London sind wieder Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung bei den Paralympics zugelassen.

2023 wurden zum ersten Mal die Special Olympics World Games in Berlin ausgetragen. Team Deutschland ging mit 414 Athlet:innen an den Start. 59 davon waren nicht behinderte Unified-Partners. Das Team erreichte mehrere Bestleistungen und über 150 Medaillen.

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History: Olympische Winterspiele

Sport für Menschen mit geistiger Behinderung: Darum ist er so wichtig!

🤝 Teilhabe: Das Trainieren im Verein, die Teilnahme an Wettkämpfen lässt die Spotler:innen aktiv an der Gesellschaft teilhaben. Sie erhalten Sichtbarkeit und können Zeichen gegen Diskriminierung setzen. Auch durch die Unified-Teams werden Barrieren abgebaut, Vorurteile fallen.

👍 Selbstbewusstsein: Ein Erfolgserlebnis bei einem Sieg oder einer Platzierung stärkt das Selbstvertrauen. Aber es geht gar nicht um das Gewinnen.

💪 Selbstbestimmung: Die Athleth:innen und Athleten bestimmen selbst, welche Sportart sie wann und wo ausüben wollen, an welchen Wettbewerben sie teilnehmen möchten. Dies wirkt sich auch auf das Leben über den Sport hinaus aus und hilft, einen selbstbestimmten Alltag voller eigener Entscheidungen zu führen.

🫶 Interaktion: Ob es sich nun um klassischen Mannschaftssport handelt oder aber um Individual-Sportarten, das gemeinsame Trainieren und die gemeinsame Teilnahme an Wettbewerben sensibilisiert alle für das menschliche Miteinander. Freude, Wünsche, Sorgen und Ängste werden miteinander geteilt. Sport ist das ideale Umfeld, um Achtsamkeit zu leben, die Bedürfnisse und Gefühle des anderen zu respektieren.

🩺 Gesundheit: Der Sport stärkt Fitness, Ausdauer, das Immunsystem, Knochen, Muskeln und unterstützt allgemein die Gesundheit. Viele Sportarten verbessern die Motorik und helfen, ein besseres Körperbewusstsein zu entwickeln.

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Häufige Fragen zu Sport für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung

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