
Orkane über Deutschland: So entstehen die Mega-Stürme
Das Wichtigste zum Thema Orkane
Orkane sind extreme Winde, die durch Wirbelstürme über Mittel- und Nord-Europa ausgelöst werden. Weil sie sich zwischen Oktober und März häufen, werden sie auch "Winterstürme" genannt.
Orkane entstehen, indem sich warme und kalte Luftmassen in bestimmten Gebieten der Welt übereinanderschieben.
Gemessen werden Orkane anhand der Beaufort-Skala. Diese dient dazu, Windstärken anhand ihrer Geschwindigkeiten und ihrer Auswirkungen auf die Umwelt zu kategorisieren. Als Orkan gelten ausschließlich Winde, die mit Geschwindigkeiten ab 118 Stundenkilometer daherkommen.
Was sind Orkane?
Ein Orkan ist ein Wirbelsturm beziehungsweise ein Sturmtief. Er ähnelt einem Hurrikan; dieser entsteht allerdings in tropischen Klimazonen.
Wie ein Wirbelsturm bezeichnet wird, hängt also davon ab, wo sich das Phänomen bildet und auswirkt. Nur außertropische Stürme über Teilen Europas werden Orkan genannt. In anderen Gebieten der Welt wenden Meteorolog:innen andere Begriffe an, etwa "Hurrikan", "Zyklon" oder "Taifun".

Von oben sehen alle Wirbelstürme in etwa so aus. Wie sie genannt werden, hängt davon ab, wo sie entstehen.
© picture alliance/Orlando Sentinel
Orkan: Der Wind macht den Unterschied
Einfach gesagt sind Stürme extreme Winde ab Geschwindigkeiten von 75 Stundenkilometern. Ein Orkan ist ein Sturm, der mindestens eine Windgeschwindigkeit von 118 Stundenkilometern erreicht.

Ob ein Sturm ein Orkan ist, wird unter anderem anhand seiner Windgeschwindigkeit festgelegt.
© Imago/Priller&Maug
Orkane können das ganze Jahr über auftreten, häufen sich aber zwischen Oktober und März. Vor allem West-, Nord- und Mittel-Europa werden häufig von den Stürmen heimgesucht. Meist bringen Orkane neben den Starkwinden auch enorme Regen- oder Schnee-Fälle, rasch abfallende Temperaturen und - in Küstenregionen - Flutwellen mit sich.
Am häufigsten von Orkanen betroffenen sind das Vereinigte Königreich, Irland, die Niederlande, Norwegen, die Färöer-Inseln und Island.
So entstehen Orkane
Orkane entstehen durch die sogenannte Okklusion. Dabei treffen warme Luft aus Äquator-Richtung und eisige Luft aus der Polarregion aufeinander.
Voraussetzung dafür sind starke Temperaturunterschiede zwischen subtropischen Meeren und dem Nordpolarmeer. Je größer dieser Unterschied, desto stärker die Stürme.
Orkane: Wie kommt der Wirbel in den Sturm?
Die essenzielle Zutat für die Entstehung von Wirbelstürmen ist die Coriolis-Kraft. Sie entsteht durch die Rotation der Erde um ihre eigene Achse.
Auf der nördlichen Halbkugel auf der Höhe Nord-Amerikas und Europas lenkt die Coriolis-Kraft die vom Äquator fortwehenden Winde nach Osten und die zum Äquator hinwehenden Winde nach Westen. Auf der südlichen Halbkugel passiert das in umgekehrter Richtung. Am Äquator ist die Coriolis-Kraft gleich null. Die Grafik unten zeigt, wie die Winde gelenkt werden.

Die Coriolis-Kraft entsteht durch die Rotation der Erde (roter Pfeil am Äquator). Sie bestimmt die Richtung der Luftströme auf unserem Planeten. Die Jetstream ist als blauer Pfeil eingezeichnet.
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Bei der Bildung eines Orkans strömt also die kalte Luft vom Pol nach Westen, die von Süden kommende, warme Luft nach Osten. An der Grenze zwischen polarer und subtropischer Luft (Polarfront), vermischen sich die Luftmassen nicht einfach, sondern gleiten aneinander vorbei.
Weil warme Luft eine geringere Dichte hat als kalte, steigt sie auf und schiebt sich über die polare Luft. Dadurch sinkt der Luftdruck am Boden. Es kommt zu einem Tiefdruck-Gebiet.

Wenn verschiedene atmosphärische Luft-Schichten aufeinandertreffen, entstehen Stürme.
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Durch die Coriolis-Kraft wird die aufsteigende Luft im Uhrzeigersinn auf eine Kreisbahn gelenkt - ein Wirbelsturm entsteht. Von allen Seiten strömt kalte Luft nach. Der Wirbel wächst. Heftige Winde sind die Folge.

Die Drehung der Erde bringt den Wirbelsturm zum Rotieren. Durch nachströmende Luft gewinnt er an Größe und Kraft.
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Wie stark die Böen sind, hängt von den Temperatur-Unterschieden der Luftfronten ab. Das erklärt auch, warum sich im Herbst und Winter öfter Orkane bilden: In dieser Zeit liegen die Temperaturen der Luftströme besonders weit auseinander.
Beaufort-Skala: In 13 Stufen zum Orkan
Windstärken werden in verschiedene Klassen definiert. Das am meisten verbreitete Mess-System ist die Beaufort-Skala (Bft).
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Den Begriff Windstärke hast du bestimmt schon im Wetterbericht gehört. Gerade bei Stürmen oder starken Böen ist oft zum Beispiel von "Windstärke 6" die Rede. Diese Kategorisierung richtet sich nach der Beaufort-Skala, auch Windstärken-Tabelle genannt.
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Die Geschwindigkeit von Wind wird in Stundenkilometer, Meter pro Sekunde und/oder Knoten (Seemeilen pro Stunde) gemessen. Je nach Intensität ordnet die Beaufort-Skala Winde in 13 Klassen ein. Diese reichen von 0 (Windstille) bis 12 (Orkan).
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Zusätzlich beruht die Beaufort-Skala auch auf den zu beobachtenden Auswirkungen von Winden und ihren Stärken.
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Das heißt: Windstärke 1 besitzt laut Beaufort-Skala Geschwindigkeiten von bis zu fünf Stundenkilometer. Dabei ist ein "leichter Luftzug" spürbar, der "Rauch abtreibt". Ab Windstärke 6 mit Geschwindigkeiten zwischen 38 und 49 Stundenkilometer gilt ein Wind als stark - ein Regenschirm wäre nur noch schwer festzuhalten.
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Von einem Orkan wird erst gesprochen, wenn auf der Beaufort-Skala die Windstärke 12 erreicht ist. Diese ist mit mindestens 118 Stundenkilometern und "schweren Verwüstungen" beschrieben. Davon sind "orkan-artige Stürme" zu unterscheiden. Diese erreichen auf der Skala maximal die Windstärke 11.
So ist die Beaufort-Skala unterteilt
Die Beaufort-Skala klassifiziert Windstärken und ihre Auswirkungen für die Umwelt.
Tropische Wirbelstürme: Hurrikan, Zyklon, Taifun
Orkan-Warnung: Das solltest du jetzt tun
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Schließe alle Fenster und lasse, wenn möglich, Rollläden herunter.
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Sichere dein Haus! Achte vor allem darauf, ob es bereits Beschädigungen an Dachrinnen oder lose Ziegel aufweist. Bereite auch Gärten, Balkone und Terrassen so vor, dass beispielsweise Möbel und Pflanzentröge nicht herumgewirbelt werden können.
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Stelle dein Auto an einer geschützten Stelle ab und sichere Fahrräder sowie andere große Gegenstände.
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Entferne vorausschauend Laub und Dreck aus Gullys und Abflüssen, um Überflutungen zu vermeiden.
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Bei Hochwasser-Gefahr: Sichere Keller und Niedergänge vor eindringendem Wasser. Halte dich von Ufern fern und betrete keine Tiefgaragen. Schalte auch elektrische Geräte und Sicherungen in allen Räumen ab, die mit Wasser volllaufen könnten.
Hier erfährst du, wie Deutschland sich vor Orkanen wappnet
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Sturmtief Sabine hat viel Chaos und Schaden angerichtet, allerdings auch weitaus weniger als Orkan "Kyrill" im Sommer 2007. Was sich in Sachen Vorbereitung seither getan hat, erklärt "Galileo".
So kommst du sicher durch den Orkan
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Wenn möglich, verlasse während des Unwetters das Haus nicht. Meide die Nähe zu ungeschützten Fenstern und Öffnungen, gehe nicht in baufällige Gebäude oder Räume mit großen Decken-Spannweiten wie zum Beispiel Hallen.
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Wenn dich der Sturm im Freien überrascht, lege dich mit dem Gesicht zur Erde in eine Mulde oder in einen Graben und bedecke Kopf und Nacken mit deinen Händen. Suche dir bei Überschwemmung einen möglichst hoch gelegenen Punkt und halte Abstand zu schnell fließenden Strömen.
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Vermeide sowohl während als auch nach einem Orkan Wege durch Wälder sowie unter Hochspannungs-Leitungen, Kränen und Bau-Gerüsten. Achte außerdem auf herumfliegende Gegenstände.
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Wenn du Hilfe brauchst, ruf die Notruf-Nummer 112 an. Riskante Stellen und Schäden, von denen keine akute Gefahr ausgeht, solltest du erst nach dem Unwetter melden.
Zwischenbilanz: Orkan Ylenia geht, Orkan Zeynep kommt
Orkan Ylenia sorgte in Deutschland seit Mittwochabend für Chaos. Die Bilanz: Unfälle mit Todesopfern, Ausfälle bei der Bahn, umgestürzte Bäume und tausende Notdienst-Einsätze. Allein die Berliner Feuerwehr rückte laut dpa rund 1.300-mal aus.
Doch die Einsatzkräfte können nur kurz verschnaufen, denn nun nährt sich mit Zeynep das nächste Sturmtief.
So wütete Orkan Ylenia über Deutschland
Orkan Zeynep: Das ist zu erwarten
Schon für den Nachmittag soll der nächste schwere Sturm in Deutschland ankommen. Meteorolog:innen vermuten, dass Zeynep sogar noch stärker werden könnte.
Vor allem für den Norden Deutschlands sagt der Deutsche Wetterdienst (DWD) Winde mit Geschwindigkeiten von über 140 Stundenkilometern voraus.
Betroffen seien insbesondere Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Thüringen und Sachsen.
Wie schon bei Orkan Ylenia herrscht an der deutschen Nordsee-Küste Sturmflut-Gefahr.