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Marianengraben

Wie tief sind unsere Meere und was passiert unter der Oberfläche?

  • Veröffentlicht: 22.06.2023
  • 13:46 Uhr
  • Sven Hasselberg

Riesengroß und teilweise noch unerforscht: unsere Meere. Der tiefste Punkt unter Wasser liegt im Pazifik. Wir erklären dir, wo genau und was sich in welcher Tiefe alles tummelt, welche Gefahren dort lauern und wie weit der Mensch schon in die Unterwasserwelt vorgedrungen ist.

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Das Wichtigste zum Thema Meerestiefen

  • Die Tiefsee beginnt ab 800 Meter. Doch das Meer kann mehr. Im Schnitt sind Ozeane 4.250 Meter tief. Je nach Messung gilt der Marianengraben mit 11.034, beziehungsweise 10.898 Metern als tiefste Stelle der Erde und somit auch der Meere.

  • Zum Vergleich: Der Mount Everest erstreckt sich als höchster Punkt bis auf rund 8.848 Meter.

  • Der Marianengraben liegt gut 2.000 Kilometer östlich der Philippinen. Dort treffen die Philippinische und die Pazifische Platte aufeinander. An solchen Schnittstellen der tektonischen Platten liegen häufig Tiefseegräben. Mehr zur Plattentektonik erfährst du unten.

  • In der Tiefe sprudeln "Raucher" aus dem Boden. Das sind bis zu 400 Grad heiße Quellen. Sie enthalten Salze und Schwefel-Metallverbindungen. Ihre Umgebung ist sehr nährstoffreich. Bakterien siedeln sich dort an und dienen als Lebensgrundlage für andere Tiere und Pflanzen.

  • Willst du wissen, wo sich noch U-Boote, Internetkabel oder Schleppnetze tummeln? Lies weiter. Die Fotostrecke zeigt dir, welche kuriosen Geschöpfe in welchen Tiefen leben. Außerdem erklären wir dir, was es mit dem Tiefsee-Gigantismus und den Mythen von Monstern auf sich hat. Erfahre, welche Miniatur-Lebewesen im Meer leben.

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So sieht es unter dem Meer aus

In diese Zonen sind die Weltmeere eingeteilt.
In diese Zonen sind die Weltmeere eingeteilt.

Berge, Gräben, Platten - Die Welt der Tiefe

Die Kontinente besitzen einen Schelf. Das ist der Rand, der vom Meer bedeckt ist. Im Schnitt ist er 74 Kilometer breit, kann sich aber bis 1.500 Kilometer unter Wasser fortsetzen. Das Wasser kann hier bis zu 200 Kilometer tief sein. Vom Schelf aus fällt der Meeresboden über den Festlandabhang und über Tiefsee-Ebenen in die Tiefsee-Gräben ab. Dazwischen erheben sich auch Seeberge.

Der Marianengraben bildete sich dort, wo die Philippinische und die Pazifische Platte aufeinandertreffen. Tektonische Platten sind Teil der äußeren Erdhülle. Sie liegen auf dem Erdmantel und bewegen sich, Dabei schrammen sie aneinander oder überlagerten sich im Lauf der Geschichte, werfen sich übereinander. Das kann zu Erdbeben oder Vulkanen führen. In der Höhe bilden sich an diesen Reibungs-Stellen Faltengebirge, in der Tiefe oft Gräben.

Für die Tiefe des Marianengrabens kamen bei unterschiedlichen Expeditionen unterschiedliche Ergebnisse heraus. Sie beträgt danach zwischen 10.898 und 11.034 Meter. Einige Forschende glauben, er sei noch viel tiefer. Unter Wasser erhöht sich der Druck um ein Vielfaches. Schon in 4.000 Metern Tiefe ist er 400-mal höher als an der Oberfläche. Die Temperatur beträgt dort unten etwa 2 Grad.

Das sind die tiefsten Meere der Erde gemessen an der maximalen Tiefe.
Das sind die tiefsten Meere der Erde gemessen an der maximalen Tiefe.
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Kuriose Wasserwelt - Raucher und Riesenasseln

Raucher: In 800 bis 6.000 Metern Tiefe sprudeln "Raucher" aus dem Meeresboden. Das sind bis zu 400 Grad heiße Quellen. Sie enthalten Salze, Schwefel-Metallverbindungen und andere Stoffe. Ein Teil davon bildet kleine Partikel. Diese wirken dann wie Rauch, der aus einem Schlot qualmt. Je nach Stoff kann dieser dunkel oder hell aussehen. Deshalb gibt es "Schwarze Raucher" und "Weiße Raucher".
Raucher: In 800 bis 6.000 Metern Tiefe sprudeln "Raucher" aus dem Meeresboden. Das sind bis zu 400 Grad heiße Quellen. Sie enthalten Salze, Schwefel-Metallverbindungen und andere Stoffe. Ein Teil davon bildet kleine Partikel. Diese wirken dann wie Rauch, der aus einem Schlot qualmt. Je nach Stoff kann dieser dunkel oder hell aussehen. Deshalb gibt es "Schwarze Raucher" und "Weiße Raucher".© picture alliance - GEOMAR - Helmholtz-Zentrum Kiel
Anglerfische: Es gibt 160 verschiedene Arten der Tiefsee-Anglerfische. Das Foto zeigt eine Nachbildung des "Schwarzanglers", auch "Buckliger Anglerfisch" genannt. Er schwimmt noch in 4.500 Metern Tiefe. Den Namen verdanken die Anglerfische ihrem Jagdverhalten. An ihrem Kopf befindet sich eine kleine Angel. Diese leuchtet durch fluoreszierende Bakterien und wirkt wie ein Köder auf kleinere Fische oder Krebse.
Anglerfische: Es gibt 160 verschiedene Arten der Tiefsee-Anglerfische. Das Foto zeigt eine Nachbildung des "Schwarzanglers", auch "Buckliger Anglerfisch" genannt. Er schwimmt noch in 4.500 Metern Tiefe. Den Namen verdanken die Anglerfische ihrem Jagdverhalten. An ihrem Kopf befindet sich eine kleine Angel. Diese leuchtet durch fluoreszierende Bakterien und wirkt wie ein Köder auf kleinere Fische oder Krebse.© picture alliance / imageBROKER | Helmut Corneli
Korallen: Bis zu 2.000 Meter unter der Oberfläche leben die Tiefsee- oder Kaltwasser-Korallen. Auch sie bilde Riffe und wachsen bei einer Temperatur um die fünf Grad Celsius noch 2,5 Zentimeter pro Jahr. Ihre Nährstoffe entnehmen sie Bakterien. Das Foto zeigt eine Kaugummi-Koralle. Sie kommt von 200 bis 1.300 Meter Tiefe im Nordatlantik vor und kann bis zu sechs Meter hoch werden.
Korallen: Bis zu 2.000 Meter unter der Oberfläche leben die Tiefsee- oder Kaltwasser-Korallen. Auch sie bilde Riffe und wachsen bei einer Temperatur um die fünf Grad Celsius noch 2,5 Zentimeter pro Jahr. Ihre Nährstoffe entnehmen sie Bakterien. Das Foto zeigt eine Kaugummi-Koralle. Sie kommt von 200 bis 1.300 Meter Tiefe im Nordatlantik vor und kann bis zu sechs Meter hoch werden.© picture alliance / dpa / Stefan Sauer
Viperfische leben normalerweise bis in 1.800 Meter, einige wurden aber schon in 4.500 Metern gesichtet. Sie jagen ebenfalls mit Biolumineszenz, also Licht aus Leuchtorganen, das ihre Beute anlockt. Bei ihnen sitzen diese unter anderem auf den Flossen. Ihren Unterkiefer können sie aushängen, um ihre Beute zu verzehren. Mit den großen Augen können sie auch bei wenig Licht Beutetiere orten.
Viperfische leben normalerweise bis in 1.800 Meter, einige wurden aber schon in 4.500 Metern gesichtet. Sie jagen ebenfalls mit Biolumineszenz, also Licht aus Leuchtorganen, das ihre Beute anlockt. Bei ihnen sitzen diese unter anderem auf den Flossen. Ihren Unterkiefer können sie aushängen, um ihre Beute zu verzehren. Mit den großen Augen können sie auch bei wenig Licht Beutetiere orten.© picture alliance - dpa - dpaweb - Hans-Joachim Wagner
Riesenassel: Sie werden bis zu 45 Zentimeter lang, fast zwei Kilo schwer und krabbeln im Atlantik und Pazifik. Die Tiere leben von 150 Meter bis in 2.000 Meter Tiefe. Ihre Augen sind extrem vergrößert, um noch das wenige Licht einzufangen. Sie laufen über den Boden und fressen meist Aas – gestorbene und abgesunkene Tiere. Entdeckt wurde die Riesenassel 1879 und gilt als Vertreterin des Tiefseegigantismus. 
Riesenassel: Sie werden bis zu 45 Zentimeter lang, fast zwei Kilo schwer und krabbeln im Atlantik und Pazifik. Die Tiere leben von 150 Meter bis in 2.000 Meter Tiefe. Ihre Augen sind extrem vergrößert, um noch das wenige Licht einzufangen. Sie laufen über den Boden und fressen meist Aas – gestorbene und abgesunkene Tiere. Entdeckt wurde die Riesenassel 1879 und gilt als Vertreterin des Tiefseegigantismus. © picture allaince - dpa - Sebastian Kahnert
Raucher: In 800 bis 6.000 Metern Tiefe sprudeln "Raucher" aus dem Meeresboden. Das sind bis zu 400 Grad heiße Quellen. Sie enthalten Salze, Schwefel-Metallverbindungen und andere Stoffe. Ein Teil davon bildet kleine Partikel. Diese wirken dann wie Rauch, der aus einem Schlot qualmt. Je nach Stoff kann dieser dunkel oder hell aussehen. Deshalb gibt es "Schwarze Raucher" und "Weiße Raucher".
Anglerfische: Es gibt 160 verschiedene Arten der Tiefsee-Anglerfische. Das Foto zeigt eine Nachbildung des "Schwarzanglers", auch "Buckliger Anglerfisch" genannt. Er schwimmt noch in 4.500 Metern Tiefe. Den Namen verdanken die Anglerfische ihrem Jagdverhalten. An ihrem Kopf befindet sich eine kleine Angel. Diese leuchtet durch fluoreszierende Bakterien und wirkt wie ein Köder auf kleinere Fische oder Krebse.
Korallen: Bis zu 2.000 Meter unter der Oberfläche leben die Tiefsee- oder Kaltwasser-Korallen. Auch sie bilde Riffe und wachsen bei einer Temperatur um die fünf Grad Celsius noch 2,5 Zentimeter pro Jahr. Ihre Nährstoffe entnehmen sie Bakterien. Das Foto zeigt eine Kaugummi-Koralle. Sie kommt von 200 bis 1.300 Meter Tiefe im Nordatlantik vor und kann bis zu sechs Meter hoch werden.
Viperfische leben normalerweise bis in 1.800 Meter, einige wurden aber schon in 4.500 Metern gesichtet. Sie jagen ebenfalls mit Biolumineszenz, also Licht aus Leuchtorganen, das ihre Beute anlockt. Bei ihnen sitzen diese unter anderem auf den Flossen. Ihren Unterkiefer können sie aushängen, um ihre Beute zu verzehren. Mit den großen Augen können sie auch bei wenig Licht Beutetiere orten.
Riesenassel: Sie werden bis zu 45 Zentimeter lang, fast zwei Kilo schwer und krabbeln im Atlantik und Pazifik. Die Tiere leben von 150 Meter bis in 2.000 Meter Tiefe. Ihre Augen sind extrem vergrößert, um noch das wenige Licht einzufangen. Sie laufen über den Boden und fressen meist Aas – gestorbene und abgesunkene Tiere. Entdeckt wurde die Riesenassel 1879 und gilt als Vertreterin des Tiefseegigantismus. 

Mythen, Monster und Giganten

Die geheimnisvolle Unterwasserwelt regt seit jeher die Fantasie der Menschen an. Jahrhunderte unergründbar, lieferte sie Stoff für Mythen, Geschichten und Legenden. Da die Wale, die an der Oberfläche gesichtet wurden, so unglaublich groß waren und aus der Tiefe auftauchten, dachten die Menschen, es wimmele dort unten von Monstern. Von Moby Dick bis  zu den riesigen Kraken, die Schiffe in die Tiefe zogen, kursierte so manche Schauergeschichte.

Das wissenschaftliche Phänomen, das sich mit den Giganten der Tiefsee beschäftigt, heißt "Tiefsee-Gigantismus", ist aber umstritten. Die Theorie besagt, dass Lebewesen in der Tiefsee weitaus größer sind. Neben der fast zwei Kilo schweren Riesenassel gibt es zum Beispiel auch den bis zu zwölf Meter langen Riesenkalmar. Allerdings sind seine Fangarme dann doch zu dünn und kraftlos, um ein Schiff in die Tiefe zu ziehen.

Gründe für die Größe können Mangel an Fress-Feinden, das Nahrungsangebot, der Energie-Haushalt, der Druck oder andere Faktoren sein, die den Tieren im Laufe der Evolution einen Vorteil verschafft haben. Da der Gigantismus bei einigen Arten im Vergleich zu Verwandten in Süß- oder Flachwasser vorkommt, bei anderen aber nicht, gilt das Phänomen nicht als bewiesen.

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Riesenarme aus der Tiefe

Das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart präsentiert den Riesenkalmar.

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Was gibt es wie tief?

🤿 Taucher: Gewöhnliche Sporttaucher gehen um die 40 Meter runter. Der österreichische Apnoetaucher Herbert Nitsch stellte 2012 einen Weltrekord mit 253 Metern auf. Allerdings geriet er beim Auftauchen in einen Tiefenrausch, verunglückte schwer und musste monatelang medizinisch behandelt werden. Der Weltrekord im Tauchen mit Sauerstoff-Flasche, aber ohne Panzer-Taucheranzug liegt bei 332 Metern.

🐠 Schleppnetze: In der kommerziellen Tiefseefischerei werden die Schleppnetze noch durch eine Tiefe von 800 Metern gezogen. Da sie hierbei alles fangen, was ihnen in die Quere kommt, plädieren viele Umweltschutz-Organisationen für die Abschaffung. Jährlich sterben darin weltweit 30 Millionen Tonnen "unerwünschter Beifang" - Fische, Haie, Schildkröten, Delfine und andere Tiere, die gar nicht gefangen werden sollten.

🌞 Sonnenlicht: Je tiefer das Wasser, desto mehr Licht absorbiert es. Dabei beginnen einzelne Farbspektren für das Auge schon früher zu verschwinden. Rot ist zum Beispiel für manche schon ab fünf Metern nicht mehr zu unterscheiden. Blau hält am längsten vor. Deshalb erhält alles einen grünlich-blauen Schimmer, je tiefer das Auge vordringt. Mit Spezialgeräten ist Sonnenlicht noch bis zu 1.000 Metern nachweisbar.

🐋 Wale: Als größtes Tier der Erde erreicht der Blauwal bei seinen Tauchgängen eine Tiefe von bis zu 500 Metern. Da hält der verwandte Pottwal mit 2.500 schon weit mehr aus. Denn als Säugetiere müssen Wale natürlich atmen und haben gewaltigen Druck auf den Lungen. Der Schnabelwal schafft sogar bis zu 3.000 Meter. Sie kommen fast nie in die Nähe der Küste, sondern leben weltweit in den offenen Ozeanen.

📱 Internetkabel: Gut 98 Prozent des Internet-Verkehrs wird mit Seekabeln übermittelt. Weltweit gibt es rund 400. Erst 2021 verlegte Google ein Neues zwischen Frankreich und den USA. Diese Kabel schlängeln sich bis in 8.000 Meter Tiefe, wie zum Beispiel zwischen Japan und den USA. Das erste Transatlantikkabel wurde 1858 zwischen Kanada und Irland verlegt. Es diente zum Austausch von Telegrammen.

🌊 U-Boote: Typ U31 der deutschen Marine fährt auf einer Betriebstiefe von 400 Metern. Zum Gefecht können militärische U-Boote tiefer gehen. Die Zerstörungstiefe, wenn der Stahl bricht, liegt bei geschätzten 700 Metern. Tiefsee-U-Boote können weitaus tiefer tauchen. So gelang Titanic-Regisseur James Cameron 2012 als dritter Mensch überhaupt auf den Grund des Marianangrabens und tauchte 10.898 Meter.

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Häufig gestellte Fragen zum Thema Meerestiefe

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