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Der große Glibber: Quallen erobern die Weltmeere

  • Veröffentlicht: 30.07.2022
  • 12:45 Uhr
  • Carina Neumann-Mahlkau

Wer schon einmal im Sommer an der Ostsee war, kennt es: Überall glibbert und schwabbelt es, denn auch Quallen genießen die warmen Wassertemperaturen. Warum ihnen der Klimawandel zu Gute kommt - und wie aus der Plage ein Wundermittel werden könnte.

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Das Wichtigste zum Thema Quallen

  • Sie bestehen zu 99 Prozent aus Wasser, haben weder Herz noch Gehirn und erobern zunehmend die Weltmeere: Quallen.

  • Medusen wabern schon seit mehr als 500 Millionen Jahren durch die Ozeane. Eiszeiten, Hitzeperioden, Fressfeinde - die zähen Überlebenskünstler trotzten härtesten Bedingungen.

  • Eine Qualle kommt selten allein: Die Glibbertiere treten in riesigen Schwärmen auf. Vermehren sie sich explosionsartig, spricht man von einer "Quallenblüte".

  • Plopp, plopp, plopp - sind die Lebensumstände gerade günstig, vermehren sich Quallen innerhalb kürzester Zeit um ein Vielfaches. Das geht sogar im Vorbeischwimmen. Manche Arten sondern einfach ihre Fortpflanzungs-Flüssigkeiten ab und schon gibt es Millionen Quallen-Larven.

  • An der Ostsee gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Quallen-Invasionen mit krassen Folgen. Welche Rolle spielen dabei Mensch und Klimawandel? Und wie kannst du dich schützen? Das erfährst du weiter unten.

  • Die größte Qualle der Welt ist die Gelbe Haarqualle. Ihre Tentakel können bis zu 37 Meter lang werden. Wusstest du, dass die Seewespe die giftigste Qualle und auch das giftigste Tier der Welt ist?

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Was haben Quallen mit dem Klimawandel zu tun?

😲 Quallen-Blüten sind ein Zeichen, dass das Ökosystem im Meer aus der Balance gerät. Forschende sehen einen Zusammenhang mit den Quallen-Schwärmen und dem Klimawandel.

🌡️ Quallen mögen's heiß: Je wärmer die Wassertemperatur, desto besser funktioniert der Stoffwechsel der Tiere - und desto schneller und explosionsartiger vermehren sie sich.

🐢 Selbst das Plastik-Problem in den Weltmeeren spielt ihnen in die Tentakel: Schildkröten und andere Meeresbewohner verwechseln umherschwimmendes Plastik mit Quallen - und verenden daran. Für die Glibbertiere sinkt so die Gefahr, gefressen zu werden.

🐟 Zu viele Quallen bedrohen andere Arten - denn neben Zooplankton (kleinste Krebstierchen und Larven) fressen sie auch Fischlaich.

👑 Andere Meerestiere flüchten vor den brennenden Tentakeln und verlassen ganze Ökosysteme. Die norwegische Bucht Lurefjord zum Beispiel wird seit Jahren von Feuerquallen beherrscht.

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Geheimnisvolle Meeresbewohner: Quallen

Schon gewusst? Quallen könnten die Meere bald von Plastik befreien. Doch das ist nicht alles.

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Quallen-Blackouts - wenn Glibber ganze Kraftwerke lahmlegt

Die Ohrenqualle sorgte diesen Sommer für Chaos an der Ostsee. Immerhin: Sie brennt nicht. Aber die bis zu 30 Zentimeter große Meduse legte im Laufe der Geschichte schon so manches Atomkraftwerk in nördlichen Gewässern lahm - zum Beispiel 2011 in Schottland, als die Glibber-Massen die Filtersysteme von 2 Reaktoren verstopften. Aus schwedischen Atomkraftwerken wurden 50 Tonnen Ohrenquallen pro Stunde aus den Systemen gesaugt.
Die Ohrenqualle sorgte diesen Sommer für Chaos an der Ostsee. Immerhin: Sie brennt nicht. Aber die bis zu 30 Zentimeter große Meduse legte im Laufe der Geschichte schon so manches Atomkraftwerk in nördlichen Gewässern lahm - zum Beispiel 2011 in Schottland, als die Glibber-Massen die Filtersysteme von 2 Reaktoren verstopften. Aus schwedischen Atomkraftwerken wurden 50 Tonnen Ohrenquallen pro Stunde aus den Systemen gesaugt.© Getty Images
Leuchtquallen gelangten in den vergangenen Jahren immer wieder in israelische Entsalzungsanlagen und legten so die Technik tagelang lahm. Als große Schwärme auf ein Elektrizitätswerk zutrieben, fürchtete man einen Stromausfall. Quallen werden vermutlich von der industriellen Wärme der Kraftwerke angezogen.
Leuchtquallen gelangten in den vergangenen Jahren immer wieder in israelische Entsalzungsanlagen und legten so die Technik tagelang lahm. Als große Schwärme auf ein Elektrizitätswerk zutrieben, fürchtete man einen Stromausfall. Quallen werden vermutlich von der industriellen Wärme der Kraftwerke angezogen.© Getty Images
Kein Fischer mag die Quallenblüte. Wo die Glibbertiere auftauchen, verschwinden die Fische - und ihr hohes Gewicht zerstört die Netze.
Kein Fischer mag die Quallenblüte. Wo die Glibbertiere auftauchen, verschwinden die Fische - und ihr hohes Gewicht zerstört die Netze.© Getty Images
In Irland treiben immer wieder riesige Schwärme von Quallen in Lachsfarmen und verbrennen Hunderttausende der schutzlosen Zucht-Fische.
In Irland treiben immer wieder riesige Schwärme von Quallen in Lachsfarmen und verbrennen Hunderttausende der schutzlosen Zucht-Fische.© Getty Images
Die riesige Nomura-Qualle wird von japanischen Fischern gefürchtet: Sie wird 2 Meter groß und 200 Kilo schwer. Geht sie ins Netz, bringt sie ganze Fischerboote zum Kentern!
Die riesige Nomura-Qualle wird von japanischen Fischern gefürchtet: Sie wird 2 Meter groß und 200 Kilo schwer. Geht sie ins Netz, bringt sie ganze Fischerboote zum Kentern!© Getty Images
Die Ohrenqualle sorgte diesen Sommer für Chaos an der Ostsee. Immerhin: Sie brennt nicht. Aber die bis zu 30 Zentimeter große Meduse legte im Laufe der Geschichte schon so manches Atomkraftwerk in nördlichen Gewässern lahm - zum Beispiel 2011 in Schottland, als die Glibber-Massen die Filtersysteme von 2 Reaktoren verstopften. Aus schwedischen Atomkraftwerken wurden 50 Tonnen Ohrenquallen pro Stunde aus den Systemen gesaugt.
Leuchtquallen gelangten in den vergangenen Jahren immer wieder in israelische Entsalzungsanlagen und legten so die Technik tagelang lahm. Als große Schwärme auf ein Elektrizitätswerk zutrieben, fürchtete man einen Stromausfall. Quallen werden vermutlich von der industriellen Wärme der Kraftwerke angezogen.
Kein Fischer mag die Quallenblüte. Wo die Glibbertiere auftauchen, verschwinden die Fische - und ihr hohes Gewicht zerstört die Netze.
In Irland treiben immer wieder riesige Schwärme von Quallen in Lachsfarmen und verbrennen Hunderttausende der schutzlosen Zucht-Fische.
Die riesige Nomura-Qualle wird von japanischen Fischern gefürchtet: Sie wird 2 Meter groß und 200 Kilo schwer. Geht sie ins Netz, bringt sie ganze Fischerboote zum Kentern!

Qualle gesehen? Gleich per App melden!

Ein Team des EU-Forschungsprojekts Go Jelly arbeitet an einer App, die zukünftig große Quallen-Vorkommen an deutschen Stränden vorhersagen soll.

Das Ganze gleicht einer interaktiven Wetterkarte. Die Strand-Abschnitte, an denen die meisten Quallen sind, werden gekennzeichnet und sollten gemieden werden.

Bevor die Karte genutzt werden kann, sind allerdings die Standbesucher:innen gefragt. Wer eine Qualle entdeckt, kann jetzt schon ein Foto per Jelly Spotter-App an das Forschungsteam schicken. So können Infos über invasive Arten gesammelt werden, die eine Gefahr für heimische Tiere darstellen.

Die App wird so nach und nach mit Daten ergänzt. Je mehr Leute mitmachen, desto genauer werden die Vorhersagen. Bis nächsten Sommer soll die interaktive Karte fertig sein.

Dieser Qualle solltest du nicht zu nahe kommen: Die Feuerqualle erkennst du an ihrer roten Farbe.
Dieser Qualle solltest du nicht zu nahe kommen: Die Feuerqualle erkennst du an ihrer roten Farbe.© Getty Images
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Was tun bei schmerzhaften Quallenverletzungen?

🌊 Immer häufiger werden Scharen von Quallen an deutsche Küsten gespült. Doch was tun, wenn du mit einer in Kontakt kommst?

🔥 Die meisten Quallen in Nord- und Ostsee, wie die Ohrenqualle, sind harmlos. Den Feuerquallen solltst du aus dem Weg gehen. Bei Berührung ihrer Tentakeln wird das sogenannte Nesselgift freigesetzt, das auf der Haut brennt. Auch tote Tiere können Reaktionen auslösen.

💧 Wenn du eine Qualle berührt hast, solltest du die Haut mit Meerwasser oder Essig abspülen. Gegen das Brennen und die Rötung helfen Brandsalben.

Süßwasser oder Alkohol solltest du nicht verwenden. Das macht das Brennen nur schlimmer.

❗ Falls du merkst, dass dir übel wird, du Herz-Kreislaufstörungen oder andere allergische Reaktionen hast, solltest du sofort eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.

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