
Start zum Mond: Warum die NASA nur bei gutem Wetter abhebt
Das Wichtigste zum Thema Wetterbedingungen für Raketenstarts
Raketen heben häufig von Startplätzen nahe des Äquators ab, weil sie dann weniger Treibstoff benötigen. Doch diese Orte haben einen Preis: tropische Stürme.
Auch der NASA kam vergangene Woche ein Hurricane in die Quere, als sie den ersten Start ihrer neuen Mondrakete SLS vorbereitete. Sie musste ihn um zwei Tage auf den 16. November verschieben - dann allerdings klappte es endlich.
So minutiös die NASA ihre Raketenstarts sonst plant (hier findest du den NASA-Countdown vor dem Start der Mondrakete): Das Wetter lässt sich häufig nicht genau vorhersagen - ein Ärgernis für die Ingenieur:innen.
Die NASA setzt sich harte Regeln, um zur ISS zu starten (siehe unten). Zu gefährlich sind Blitze, Frost und Höhenwinde für Raketen oder sensible Raumschiffe wie den Crew Dragon.
Der Start des deutschen ESA-Astronauten Matthias Maurer musste wegen widriger Bedingungen gleich mehrmals verschoben werden. Die Angst vor schlechtem Wetter hat einen tödlichen Hintergrund: Wegen widriger Witterung sind schon Astronaut:innen gestorben.
Unüberwindlich: die Wolkengebirge von Florida
Der mächtigste Gegner der NASA in Florida: Wolkengebirge, die sich im Sommer fast täglich in der Umgebung des tropischen Startplatzes auftürmen. Das gleiche Problem hat die ESA auch an ihrem äquatorialen Weltraumbahnhof Kourou.
Das sind die NASA-Wetter-Regeln für Raketenstarts
Gewitterstürme sind am gefährlichsten für Raketenstarts. Das gilt vor allem für das tropische Florida, wo solche Stürme im Sommer fast täglich wüten. Daher holt sich die NASA ihre Wettervorhersage für die Tage und Stunden vor dem Start von der US-Luftwaffe, der "45th Weather Squadron".
Laut offiziellen NASA-Regeln startet die Falcon 9 nicht, ...
- falls der Wind in 50 Metern Höhe stärker als 15 Meter in der Sekunde weht.
- in großer Höhe Scherwinde auftreten, welche die Lagekontrolle der Rakete gefährden.
- falls 30 Minuten vor dem Start innerhalb eines Radius von 18 Kilometern oder innerhalb der Aufstiegsroute Blitze zu beobachten waren.
- falls innerhalb eines Radius von 18 Kilometern eine Gewitterwolke auftritt.
- falls 15 Minuten vor dem Start innerhalb eines Radius von 9 Kilometern eine elektrische Ladung von mehr als 1.500 Volt gemessen wird.
- falls die Rakete in eine mehr als 1.400 Meter dicke Wolkendecke mit Temperaturen um den Gefrierpunkt starten müsste.
- falls sich innerhalb eines Radius von 18 Kilometern Haufenwolken befinden, deren obere Schichten Temperaturen um den Gefrierpunkt aufweisen.
Schutz am Boden: Blitzableiter
Damit Blitze nicht in Raketen einschlagen, wenn sie auf der Startplattform stehen, sind sie von riesigen Blitzableitern umgeben, wie hier eine Falcon 9 im Juli 2014. Gefährlich wird es, wenn sie im Laufe des Starts den Schutz der Blitzableiter verlassen und in Gewitterwolken fliegen.
Tödlicher Frost in Florida: Der Start von Spaceshuttle Challenger
Es ist eine Katastrophe mit Ansage: Als in der Nacht vor dem geplanten Start des Spaceshuttles Challenger am 4. April 1983 die Temperatur unter Null Grad sinkt, schlägt Roger Boisjoly Alarm. Der Ingenieur weiß, dass ein Dichtungsring im Wasserstofftank bei niedrigen Temperaturen nicht dichthält.
Doch seine Chefs melden der NASA wider besseren Wissens grünes Licht. Kurz nach dem Start bahnen sich heiße Raketenabgase den Weg durch die fehlerhafte Dichtung und treffen auf den Hunderttausende Liter puren Wasserstoff.
Nach 73 Sekunden explodiert Challenger in 15 Kilometer Höhe. Die 7-köpfige Crew wird zerschmettert, als ihre unzerstörte Kabine aus 15 Kilometer Höhe in den Atlantik stürzt.
Apollo 12: Auf dem Weg zum Mond geblitzt
Eine der dramatischsten Momente erlebt das Apollo-Mondprogramm 1969, als nach dem Start ein Blitz in die riesige Saturn-V einschlägt und alle elektrischen Systeme lahmlegt. Eiskalt rebooten die Apollo12-Astronauten die Rechner der Rakete - und fliegen weiter zum Mond.
FAQs für Raketenstarts
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Warum startet die NASA keine Raketen bei schlechtem Wetter?
Die NASA startet nicht bei schlechtem Wetter, weil Blitze die empfindlichen Geräte an Bord beschädigen könnte. Außerdem bringen starke Winde die Raketen vom Kurs ab.
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Was sind die gefährlichsten Wetterbedingungen für Raketen?
Gewitterstürme sind für Raketen am gefährlichsten, denn sie enthalten elektrische Ladungen, die die empfindlichen Geräte an Bord beschädigen könnte. Dazu kommen starke Winde, die die Raketen vom Kurs abbringen und Temperaturen um den Gefrierpunkt. Sie können die Festigkeit der Raketenteile vermindern.
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Ab welche Windstärke startet die NASA nicht mehr?
Die NASA startet keine Raketen, wenn der Wind stärker als 15 Meter in der Sekunde weht.
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Hat schlechtes Wetter schon zu einem Unfall beim Start geführt.
Ja, 1986 stürzte das Spaceshuttle Challenger ab, weil bei tiefen Temperaturen Tankdichtungen spröde wurden. Die Mondrakete von Apollo 12 traf ein Blitz, konnte ihren Weg aber fortsetzen.