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Legasthenie

Legasthenie: Das verbirgt sich hinter einer Lese-Rechtschreib-Störung

Schätzungsweise 3,5 Millionen Menschen allein in Deutschland leiden an Legasthenie. Die Lese-Rechtschreib-Störung bewirkt, dass Betroffene nicht korrekt lesen und schreiben können. Mehr erfährst du hier. Im Clip: Fünf Fragen an einen Analphabeten.
Legasthenie: Das verbirgt sich hinter einer Lese-Rechtschreib-Störung
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Das Wichtigste zum Thema Legasthenie

  • Unter einer Legasthenie wird eine Lese-Rechtschreib-Störung begriffen. Sie ist von einer Lese-Rechtschreib-Schwäche zu unterscheiden.

  • Der Ausdruck "Legasthenie" setzt sich aus dem lateinischen Wort "legere" (lesen) und dem griechischen Wort "asthéneia" (Krankheit, Schwäche) zusammen.

  • Zuletzt geriet der Begriff der Legasthenie in die Schlagzeilen, weil das Bundesverfassungsgericht prüft, ob ein Vermerk einer Lese-Rechtschreib-Störung auf dem Schulzeugnis rechtens ist.

  • Im deutschen Schulsystem gelten grundsätzlich Nachteilsausgleich und Notenschutz. Das bedeutet, Legastheniker:innen bekommen etwa mehr Bearbeitungszeit und ihre Lese- sowie Schreibleistung fließt nicht in die Benotung ein.

  • Durch einen entsprechenden Vermerk im Zeugnis befürchten Betroffene, bei der Job-Suche benachteiligt zu sein. Ein Urteil in dem Prozess wird erst in einigen Monaten erwartet.

Legasthenie: Das beinhaltet der Begriff

Legasthenie ist der Fachausdruck für eine Lese-Rechtschreib-Störung (LRS). Bei Betroffenen ist - mit unterschiedlichen Graden der Ausprägung - die Fähigkeit des Lesen- und Schreibenlernens beeinträchtigt. Legastheniker:innen können trotz Üben nicht korrekt lesen und schreiben.

LRS ist eine noch nicht vollständig erforschte Störung, die unabhängig vom Schriftsystem ist. Sie ist offenbar vor allem genetisch bedingt: Leidet ein Elternteil an Legasthenie, hat ein Kind demnach wahrscheinlicher eine Lese-Rechtschreib-Störung.

Entgegen dem verbreiteten Vorurteil hat Legasthenie nichts mit der allgemeinen Intelligenz eines Menschen zu tun.

Schätzungen zufolge sind mehr als vier Prozent der Bevölkerung von LRS betroffen. Das heißt, allein in Deutschland leben über 3,5 Millionen Legastheniker:innen.

Unterschied: Lese-Rechtschreib-Störung vs. Lese-Rechtschreib-Schwäche

  • 😵

    Unglücklicherweise ist für die Abkürzung LRS im alltäglichen Sprachgebrauch neben Lese-Rechtschreib-Störung eine weitere Langform gebräuchlich: Lese-Rechtschreib-Schwäche.

  • 👉

    Diese ungenaue Ausdrucksweise trägt mit dazu bei, dass beide LRS häufig zusammengefasst werden. Eine Lese-Rechtschreib-Störung ist aber von einer Lese-Rechtschreib-Schwäche klar zu unterscheiden.

  • 🤔

    Während Legasthenie häufig erblich bedingt ist und chronisch verläuft, kann eine Lese-Rechtschreib-Schwäche als eine Folge von fehlender Förderung durch die Schule beziehungsweise das Elternhaus entstehen - und durch entsprechende Unterstützung wieder bewältigt werden.

So stellen Fachleute Legasthenie fest

Eine Diagnose von Legasthenie ist ungefähr ab der ersten Schulklasse möglich, wenn Kinder Lesen und Schreiben lernen.

Bemerken Eltern bei ihren Kindern Anzeichen für eine Lese-Rechtschreib-Störung, sollten diese mithilfe von fachlichen Testverfahren überprüft werden.

Typische Anzeichen von LRS beim Lesen

  • sehr langsames Lesen ohne Betonung
  • häufiges Verlieren der Zeile im Text
  • Weglassen oder Hinzufügen von Wörtern oder Silben
  • Schwierigkeiten bei der Textwiedergabe

Typische Anzeichen von LRS beim Schreiben

  • Verwechslung von Buchstaben
  • Fehler bei Buchstaben-Dopplungen oder Laut-Dehnungen
  • unterschiedliche Falsch-Schreibungen desselben Worts innerhalb eines Texts
  • allgemein unleserliche Handschrift

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Weitergehende Folgen einer LRS

Eine Lese-Rechtschreib-Störung kann den schulischen sowie später auch beruflichen Werdegang beeinträchtigen. Schließlich sind Lesen und Schreiben elementar für alle Schulfächer und viele alltägliche Aufgaben. Im Extremfall kann eine LRS zu einem Schulversagen führen.

Darüber hinaus kann eine Lese-Rechtschreib-Störung auch negative Auswirkungen auf die persönliche Entwicklung haben. Infolge von Angst, Ausgrenzung und Mobbing erkranken rund 40 Prozent aller Legastheniker:innen psychisch.

Legasthenie: Therapie und Förderung

  • 😓

    Eine Legasthenie ist nicht im eigentlichen Sinne heilbar. Für Betroffene wird Lesen und Schreiben immer eine Herausforderung bleiben. Aber es gibt Therapien und Hilfsmittel, die Betroffenen den Alltag erleichtern.

  • 🤝

    Generell wichtig, um sich gegen verbreitete Vorurteile in der Gesellschaft zur Wehr zu setzen, sind Verständnis, Rückhalt und Geborgenheit insbesondere durch das Elternhaus sowie den Freundeskreis.

  • 👩‍🏫

    Im Schulunterricht benötigen Legastheniker:innen spezifische Förderung, etwa in Form von Unterricht allein oder in sehr kleinen Gruppen.

  • 📔

    Lehrkräfte sollten basierend auf den individuellen Stärken und Bedürfnissen durch Lese-Spiele und den Fähigkeiten angemessene Bücher für Lese-Freude sorgen.

  • 📲

    Für Abhilfe sowohl im Privatleben als auch in der Schule oder im Beruf kann außerdem zusätzliche Technik sorgen, zum Beispiel Diktier-Software, Vorlese-Programme oder Scanner-Stifte mit Sprachwiedergabe.

  • 🗣

    Für Legastheniker:innen bietet außerdem der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie (BVL) zahlreiche Veranstaltungen und Austauschangebote wie Gesprächsrunden für Erwachsene an.

  • 💸

    Die Kosten für eine Behandlung müssen Betroffene in der Regel selbst zahlen. Die Krankenkassen kommen lediglich für Erkrankungen auf, die sich infolge einer Legasthenie entwickeln können. Unter Umständen bietet auf Antrag das Jugendamt finanzielle Unterstützung.

Häufige Fragen zu Legasthenie

  • ⁉️

    Was ist Legasthenie?

    Betroffene von Legasthenie leiden unter einer Lese-Rechtschreib-Störung (LRS) mit unterschiedlichen Graden der Ausprägung. Legastheniker:innen können trotz Üben nicht korrekt lesen und schreiben. Denn die Fähigkeit des Lesen- und Schreibenlernens ist beeinträchtigt.

  • ⁉️

    Sind Lese-Rechtschreib-Störung und Lese-Rechtschreib-Schwäche dasselbe?

    Eine Lese-Rechtschreib-Störung ist deutlich von einer Lese-Rechtschreib-Schwäche zu unterscheiden. Eine Lese-Rechtschreib-Störung (Legasthenie) ist offenbar vor allem genetisch bedingt und verläuft chronisch. Demgegenüber kann eine Lese-Rechtschreib-Schwäche durch fehlende Förderung entstehen.

  • ⁉️

    Was sind Symptome von Legasthenie?

    Typische Anzeichen beim Lesen, dass jemand an Legasthenie leidet, sind unter anderem sehr langsames Lesen ohne Betonung, häufiges Verlieren der Zeile im Text und Schwierigkeiten bei der Textwiedergabe. Häufige Anzeichen beim Schreiben für eine Lese-Rechtschreib-Störung sind Verwechslungen von Buchstaben, unterschiedliche Falsch-Schreibungen desselben Worts innerhalb eines Texts und allgemein eine unleserliche Handschrift.

  • ⁉️

    In welchem Alter erkennt man Legasthenie?

    Eine auf fachlichen Testverfahren basierende Feststellung einer Legasthenie ist ungefähr ab der ersten Schulklasse möglich, wenn Kinder Lesen und Schreiben lernen.

  • ⁉️

    Kann man Legasthenie behandeln?

    Nein. Heilbar ist eine Lese-Rechtschreib-Störung nicht. Allerdings können möglichst früh einsetzende und gezielte Therapien sowie Hilfsmittel Betroffenen - Kindern und auch Erwachsenen - den Alltag erleichtern.

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Veröffentlicht: 27.07.2023 / Autor: Alexander Duebbert