
Post-Covid-Syndrom: Der Kampf nach überstandener Corona-Infektion
Das Wichtigste zum Thema Post-Covid-Syndrom
Weltweit haben sich laut Johns-Hopkins-Universität (JHU) mehr als 141,5 Millionen Menschen mit dem Corona-Virus infiziert. Als genesen gelten über 80 Millionen (Stand: 19. April). Doch einige Menschen, die eine Covid-19-Erkrankung eigentlich überstanden haben, klagen über bleibende Symptome.
Die Spätfolgen einer Corona-Erkrankung werden auch Post-Covid-Syndrom oder Long Covid genannt. Es verursacht unterschiedliche Beschwerden, etwa Müdigkeit oder eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit. Weiter unten findest du den Überblick.
Was können Betroffene tun? Welche Behandlungs-Möglichkeiten gibt es? Wir haben mit einem Experten gesprochen.
Post-Covid-Syndrom: Was ist das?
Bei einem milden Verlauf dauert eine Corona-Infektion im Schnitt 2 bis 3 Wochen, bei schwereren Verläufen auch schon mal doppelt so lange.
Wenn Wochen oder Monate nach der akuten Corona-Erkrankung noch immer Symptome festgestellt werden oder überhaupt erst auftauchen, sprechen Wissenschaftler:innen vom Post-Covid-Syndrom. Im englischen Sprachraum wird der Begriff "Long Covid" genutzt.
Dieser Begriff deckt einen Zeitraum von ungefähr 9 Monaten ab. Zum Vergleich: Chronische Erkrankungen gehen über viele Jahre. Ob Patientinnen und Patienten mit Post-Covid-Syndrom auch noch in ein paar Jahren darunter leiden, ist noch nicht bekannt.
Die Post-Covid-Symptome und ihre Ursachen sind bislang nur wenig erforscht - es gibt aber viele Berichte aus der Praxis.
Post-Covid-Syndrom: Wir haben Betroffene besucht
Post-Covid-Syndrom: Wir haben Betroffene besucht
Wir haben 3 Menschen besucht, die an einem Post-Covid-Syndrom leiden. Was kann man tun, wenn der Geruchs- oder Geschmackssinn nicht mehr richtig funktioniert?
Post-Covid-Symptome: Diese sind bekannt
Die häufigsten Symptome, die Patienten und Patientinnen nach einer Corona-Infektion angeben, sind laut Prof. Dr. Andreas Stallmach, Direktor der Klinik für Innere Medizin IV am Uniklinikum Jena (UKJ):
- chronische Müdigkeit, auch "Fatigue" (frz.) genannt
- Schlafstörungen
- Konzentrations-Mangel
- eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit
- Atemnot bei körperlicher Belastung
- Beschwerden im Magen-Darm-Trakt
- Depressionen
- Kopfschmerzen
- Geschmacks- und Geruchsverlust
Befunde eines 6-Minuten-Gehtests - also wie weit ein Mensch in 6 Minuten altersabhängig gehen kann - würden zeigen, dass ein Viertel der Post-Covid-Patient:innen in ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit eingeschränkt sind. Das würde man beispielsweise schon beim Treppensteigen merken.
Bist du betroffen? Das kannst du tun
Solltest du auch von Corona-Langzeitfolgen betroffen sein, reicht in der Regel ein regulärer Termin bei der Hausärztin oder dem Hausarzt, um sie zu behandeln. Denn: Hausärztin oder Hausarzt sind die besten Vermittler.
Alternativ kannst du dich direkt an Post-Covid-Ambulanzen wenden.
Lediglich bei akuten Beschwerden wie beispielsweise Bewegungs- oder Sprachstörungen geht's direkt in die Notaufnahme eines Krankenhauses.
Hier findest du Hilfe bei Post-Covid-Symptomen
Wer ist vom Post-Covid-Syndrom betroffen?
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In Deutschland gibt es bislang keine verlässlichen Daten zur Zahl von Patienten und Patientinnen mit Langzeit-Folgen, dafür aber welche aus der wissenschaftlichen Literatur, etwa aus China oder Großbritannien. Demnach sind etwa 70 Prozent der zu behandelnden Personen, die schwer an Covid-19 erkrankt waren und stationär behandelt werden mussten, von Langzeitfolgen betroffen.
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In 80 Prozent der Fälle verläuft eine Sars-Cov-2-Infektion allerdings mild bis moderat.
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In der Post-Covid-Ambulanz in Jena schätzt Klinikleiter Prof. Stallmach: 50 bis 60 Prozent der stationär behandelten Covid-Patient:innen leiden unter Langzeitfolgen.
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Bei jenen, die die Infektion zu Hause überstanden haben, liege der Anteil der Langzeitfolgen bei etwa 20 Prozent
Wie können Menschen mit Langzeitfolgen behandelt werden?
Mittlerweile gibt es Post-Covid-Ambulanzen in vielen deutschen Städten. Der Vorteil: Hier arbeitet ein Netzwerk von Fachleuten aus unterschiedlichen Bereichen zusammen, unter anderem aus der Inneren Medizin, Neurologie, Psychologie, Augenheilkunde und der Hals-Nasen-Ohren-Medizin.
So läuft eine Behandlung ab
🔍 Erstkontakt: Identifizierung des Problems.
📞Weiterleitung an eine Spezialistin oder einen Spezialisten.
📑 Entwicklung eines individuellen Behandlungsplans.
Das solltest du dir merken
- 😮
Angst ist ein schlechter Ratgeber. Schlagzeilen wie "Post Covid ist wie ein Waldbrand, der den Körper zerstört" machen Angst - treffen aber nur auf ganz wenige Fälle zu.
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Das heißt aber nicht, dass du Langzeitfolgen ignorieren solltest. Höre auf deinen Körper.
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Der beste Weg: Geh bewusst mit deinen Symptomen um, wende dich an deine Hausärztin oder deinen Hausarzt und lasse dich beraten.
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Selbsthilfe hilft: Es gibt Selbsthilfe-Gruppen, in denen sich Post-Covid-Betroffene austauschen können.
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Bleibe optimistisch: Versuche, die Situation anzunehmen und sie positiv zu gestalten. Es gibt schon viele medizinische Ansätze, die helfen, den Normalzustand wieder zu erreichen.
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Good News: Die allermeisten Covid-Patient:innen berichten, dass die Beschwerden mit der Zeit langsam nachlassen.
Post-Covid-Syndrom: Fragen und Antworten
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Muss jede Patientin/jeder Patient mit einer Corona-Infektion Langzeitfolgen befürchten?
Nein. Betrachtet man die Gesamtzahl aller Corona-Patient:innen, liegt der Anteil der Erkrankten mit Langzeitfolgen Prof. Stallmach zufolge wahrscheinlich bei 10 bis 20 Prozent. Das ist eine relative Bezeichnung, das heißt: Je mehr sich infizieren, desto größer wird dieser Anteil.
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Wer ist besonders gefährdet?
Je größer die Zahl von Begleit-Erkrankungen ist, desto größer ist die Gefahr für Langzeitfolgen. Das heißt: Bei einem 70-Jährigen Patienten mit einer Störung der Lungenfunktion ist das Risiko für Langzeitfolgen viel größer als bei einem gesunden Menschen.
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Sind Corona-Langzeitfolgen bei jungen Menschen unwahrscheinlich?
Nicht unbedingt. Fälle bestätigen, dass auch junge, sportliche Menschen mit einem starken Immunsystem von Langzeitfolgen betroffen sein können.
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Verursachen auch andere Infektionen Langzeitfolgen?
Ja, auch nach anderen Atemwegs-Infektionen, die durch Viren oder Bakterien verursacht werden, können Patient:innen chronisch erkranken, meint der schwedische Immunologe Hans-Gustav Ljunggren. Im Fall von Covid-19 sei auffällig, dass die meisten Betroffenen sehr spezielle Symptome haben - und die seien sehr unterschiedlich.