
Pfeilschwanzkrebse: Wie ihr blaues Blut Menschenleben rettet
Pfeilschwanzkrebse: die wichtigsten Fakten
Pfeilschwanzkrebse sind eigentlich keine Krebse, sondern Urahnen von Spinnen und Skorpionen. Man nennt sie auch Hufeisenkrebse, Königskrabben oder Schwertschwänze.
Die bis zu 60 Zentimeter langen Tiere leben an der Atlantikküste Nordamerikas und an den Küsten Südostasiens.
Dort suchen sie am Meeresgrund in bis zu 40 Meter Tiefe nach Muscheln und Aas im Schlamm. Daher rührt auch die Bezeichnung Seemaulwurf.
Zur Paarung schwimmen die Tiere im Frühjahr ans flache Ufer. Die Weibchen legen ihre Eier in eine Sand-Mulde und das Männchen besamt sie daraufhin.
Pfeilschwanzkrebse sind lebende Fossilien. Sie existieren schon seit rund 440 Millionen Jahren. Damals waren sie in den Ozeanen weit verbreitet. Heute sind die Tiere gefährdet, denn ihr blaues Blut ist heiß begehrt.
Jährlich werden eine halbe Million Tiere gefangen und "gemolken". 1 Liter Blut ist rund 15.000 Euro wert. Es ist die Grundlage des LAL-Tests - ohne den viele Menschen an Infektionen sterben würden. Näheres dazu weiter unten.
Lebende Fossilien mit Panzer, Stachel und mehreren Augen
Das besondere blaue Blut der Pfeilschwanzkrebse
In den 50er-Jahren entdeckten Forscher:innen, dass das blaue Blut der Pfeilschwanzkrebse unglaublich großen medizinischen Nutzen hat. Sobald es nämlich mit Toxinen von bestimmten Bakterien in Kontakt kommt, gerinnt es wie saure Milch.
Dies nutzt die Pharma-Industrie, um zu überprüfen, ob ihre Injektionen, Infusionen, Impfstoffe und medizinische Instrumente/Geräte steril, also keimfrei, sind. Wären sie mit Bakterien wie E. coli oder Salmonellen verunreinigt, könnten die Patient:innen daran sterben.
Der Test heißt Limulus-Amöbozyten-Lysat-Test (LAL-Test). Amöbozyten sind die Blutzellen, die für die Gerinnung sorgen. Eigentlich schützen sie die Tiere, wenn sie sich verletzen. Sobald gefährliche Bakterien mit ihrem Blut in Berührung kommen, gerinnt es an der Wunde und macht die Keime unschädlich.
Blau färbt sich das eigentlich weiße Blut übrigens erst bei Kontakt mit Sauerstoff. Der Grund: Bei Pfeilschwanzkrebsen dient nicht Hämoglobin/Eisen als Sauerstoff-Transporter, sondern Hämocyanin/Kupfer - und das färbt sich an der Luft blau.
Gut für den Menschen, schädlich für die Schwertschwänze
- 😧
Um an das kostbare Blut zu kommen, werden jährlich eine halbe Million Pfeilschwanzkrebse gefangen, wenn sie sich zur Paarung an die Küsten wagen.
- 💉
Im Labor wird ihnen bis zu einem Drittel ihres Bluts abgezapft - direkt aus dem Herzen.
- 💀
Danach wirft man sie zurück ins Meer. Schätzungen zufolge sterben bis zu 10 Prozent bei der Blutentnahme und bis zu 30 Prozent an den Folgen. Doch wie sehr der Stress und Blutverlust den Tieren wirklich schadet und wie viele verenden, ist ungewiss.
- 🍴
Nicht nur die Pharma-Industrie ist scharf auf die Tiere: In China gelten Pfeilschwanzkrebse als Delikatesse, Aalfischer nutzen sie als Köder, und ihr Lebensraum wird immer kleiner.
Gibt es Hoffnung für die Seemaulwürfe?
Forscher:innen tüfteln seit Jahren an alternativen Test-Verfahren. Sie versuchen etwa, ein Eiweiß aus der Haut des afrikanischen Krallen-Frosches nachzubauen. Auch gibt es einen Test auf Basis von menschlichem Blut. Doch noch halten die Pharmafirmen am blauen Blut der Pfeilschwanzkrebse fest.
Damit sich der Bestand erholt, zäunen Tierschützer:innen einige Brutplätze kurzzeitig ein. So können die Tiere in Ruhe ihre Eier ablegen.

An einer künstlichen Aufzucht von Schwertschwänzen wird seit vielen Jahren geforscht. Doch es ist ein langwieriges und schwieriges Vorfahren. Allein bis die Tiere geschlechtsreif sind, vergehen rund 10 Jahre.
© Getty Images
5 Facts über Blut
5 Facts über Blut
Wusstest du, dass die Blutgruppe bei der Partnerwahl in Japan eine entscheidende Rolle spielt? Oder welches kostbare Edelmetall sich im Blut befindet? 5 spannende Geheimnisse über Blut im Clip.